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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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13. Heft
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Institute und Vereine
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431

französischen Höhlenforscher Abbe Breuil neu
geordnet wurden, sind von Wichtigkeit. Dr.
K. Häusler, der zusammen mit Dr. J. Nuesch
s. Z. den Fundort untersuchte, hat der Gesell-
schaft ein Manuskript zugehen lassen, in dem
er das Vorgehen des Herrn Dr. Nuesch einer
scharfen Kritik unterzieht. „Jedenfalls wird
durch dasselbe die Zurückhaltung mancher For-
scher gegenüber den Resultaten, wie sie von
Dr. Nuesch publiziert wurden, vollständig er-
klärt und gerechtfertigt“.

Die noch nicht abgeschlossenen Untersu-
chungen über- die Pfahlbaureviere des ehema-
ligen Wauwilersees im Kanton Luzern ver-
sprechen interessante Ergebnisse. Neue Funde
aus der neolithischen Landesansiedelung St.
Moritz werden bekannt gegeben und nach den
Berichten von Ä. Näf und J. Widmer eine
reiche Äusbeute aus Gräbern der Hallstatt-
und La Tene-Zeit verzeichnet. Äuch die rö-
mische Periode hat Funde ergeben; die Auf-
deckung des Theaters in Basel - Äugst ist
beendet, die Sammlung der Gesellschaft Pro
Vindonissa neuerdings wesentlich vermehrt und
vom historischen Museum in Bern das römische
Gräberfeld in der Engi daselbst eingehend durch-
forscht worden. C. H. B.

PERSONÄLIEN

RICHARD MUTHER t
Die Frage, ob mit dem frühen Hinscheiden
des vielgenannten Breslauer Universitätslehrers
eine Lücke im Kreise der deutschen Kunst-
historiker gerissen werde, dürfen wir unbedenk-
lich bejahen. Ein außergewöhnlich begabter
Mensch, ein eigenartiger und bei allen unsym-
pathischen Zügen doch gerade in dem Zwiespalt
seines Wesens fesselnder Charakter, eine aus-
geprägte, anregende Persönlichkeit ist mit ihm
geschieden. Richard Muther ist ein vorzüglicher
Prototyp für die zwischen den sonderbarsten
Extremen unausgeglichen schwankenden An-
sprüche und Bestrebungen der gegenwärtigen
Übergangszeit. Er war ein Kämpfer, ein un-
bekümmerter Drauflosgänger, und seinen be-
geisterten Rufen folgten die Scharen der Zwei-
felnden, die seinem impulsiven Temperament
willenlos unterlagen. Aber in seinem Stürmen
übersah er, daß wir in Verhältnissen leben,
deren nun einmal aufgestellte Prinzipien auch
von einer Condottierennatur nicht ohne Selbst-
beeinträchtigung leichtfertig vernachlässigt wer-
den dürfen. So ist er mit der eigenen Fahne,

deren Wehen ihm die Aussicht benahm, zu
Boden geschlagen, und als er sich von dem
Sturz erhob und verwundert umsah, stand er
fast allein. Es liegt ein tragischer Zug in Mu-
thers Schicksal, daß ihm nicht mehr zu neuem
und vielleicht siegreichem Kampf auszuziehen
bestimmt war, dessen Plan er ernsthaft vor-
bereitete.

Muthers Größe und Muthers Unglück gleich-
zeitig war seine journalistische Begabung. Die
Zustimmung, die er fand, verlockte ihn, auf der
gefährlichen Bahn, außerhalb deren Schranken
die strenge und gewiß nicht immer gerechte
und neidfreie Kritik der gelehrten Fachgenossen
so gerne spähende Wacht hält, mit verfrühtem
Siegesbewußtsein seine Kreise zu ziehen. Er
wollte den Versuch wagen, die Lackstiefel einer
in französischer Routine geölten Feuilletonistik
zu dem Rang der schwer und bedächtig auf-
tretenden akademischen Kothurne zu erheben.
Wenn in der Tat im Laufe der letzten 25 Jahre
ein Umschwung in der wissenschaftlichen Stil-
behandlung eingetreten ist, der sich in einer
auch dem Nichtfachmanne leichter verständlichen,
freieren und bilderreicheren Diktion äußert, so
ist gewiß Richard Muther unter denjenigen zu
nennen, die hieran mitgeschaffen haben, Aber
aus dem geschickten Mahner wurde leider all-
zubald ein erhitzter Agitator, an die Stelle der
sorgsam gefeilten Wendung drängte sich die
vorlaute Phrase. Die bedenkliche Mache einer
unerhörten Vielschreiberei, die mit Recht ver-
fehmt wurde, hat die Verdienste ganz zurück-
treten lassen, die sich Muther erworben hat als
Herold der neuesten deutschen Kunst, die seit-
her ihren Sieg gewonnen hat. Es ist die Se-
zession, deren Bedeutung Muther in einer Reihe
von ausgezeichneten Aufsätzen in den Münchner
Neuesten Nachrichten bei Gelegenheit der großen
Münchner Ausstellung vom Jahre 1888 dem vor-
sichtig abwartenden Publikum glaubhaft zu
machen verstanden hat. Als Folge dieser Studien
erschien einige Jahre später, bewundert viel und
viel gescholten, seine „Geschichte der Malerei“.
Wohl trägt dieses Werk bei aller Lebhaftigkeit
schon die beklagenswerten Symptome der spä-
teren Mutherschen Ärbeitsmanier in sich: man
hat es der Mühe für wert gefunden, mit herber
Akribie der Selbständigkeit der Abschnitte in
bezug auf ihre einzelne Zusammensetzung nach-
zuspüren und die von der Gegenseite erbrachten
Beweise wirkten vernichtend für weitere Auf-
lagen. Dennoch müssen wir anerkennen, daß
in diesen drei Bänden, die wohlgemerkt nichts
sein wollten als ein Versuch, ein unglaublich
reichhaltiges Material zusammengetragen ist,
das gewiß auch heute noch im stillen Kämmer-
 
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