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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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14. Heft
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Bode, Wilhelm von: Paris und London unter dem Gestirn der amerikanischen Kaufwut
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0457

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DEKCICERÖNE

Hälbmonäts s chrift

FURrDIE-lNTERESS EN -DES

Kunstforschers & Sammlers

I. Jahrgang H. Heft 1909

Paris und London unter dem Gestirn
:: der amerikanischen Kaufwut ::

Von Wilhelm Bode

Noch sind wir nicht voll im Zeichen des Sirius und schon fordert die Hunds-
wut im Kunsthandel ihre blutigen Opfer. Bis vor sieben oder acht Wochen wurde vor-
bereitet, wurde in England, Frankreich, Deutschland und Italien eingekauft: endlich
kamen die ersehnten amerikanischen Milliardäre, für die man alles zusammengeschleppt
hatte, für die die Kunsthändler aller Länder jetzt in Paris ihre Kommanditen ein-
gerichtet haben. Und sie haben die Hoffnungen nicht enttäuscht! Noch nie ist der Heiß-
hunger der großen amerikanischen Sammler so stark, sind ihre Börsen so weit geöffnet
gewesen, selbst gegenüber den übertriebensten Forderungen, als gerade in dieser kurzen
Saison. Sobald das Gesetz, das die alten Kunstwerke vom Eingangszoll befreit, das
Repräsentantenhaus passiert haben wird, werden fast alle diese Schätze über das Meer
wandern.

Die Verkäufer sind meist sehr vornehme Herren, von denen man früher an-
nahm, daß sie ihre Kunstwerke nie veräußern würden. Bei Knödler in London stehen
ein paar herrliche Bildnisse von van Dyck, die von Lord Warwick kommen, ein
paar prächtige A. Cuyp von Lord Carlisle, verschiedene Rembrandts usw.; und die
Reste der Galerie des Lord Ashburton stehen bei verschiedenen Händlern Londons
zur Schau. In Paris findet man bei den Haupthändlern berühmte Bilder, die aus den
Sammlungen der Prinzesse de Sagan, des Comte Castellane, der Comtesse Pourtales,
des Duc de Broglie usw. kommen den König Leopold nicht zu vergessen! Und die
Käufer sind die bekannten richards jenseits des Wassers: Pierpont Morgan, Widener,
Altman, Frick, Johnson u. a. m. Nur ganz ausnahmsweise verirrt sich auch einmal
ein hervorragendes Bild aus diesen Sammlungen in eine europäische Galerie. So hat
Herr Ä. de Ridder in Frankfurt den herrlichen Hobbema von König Leopold gekauft,

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