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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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14. Heft
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Ausstellungen
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Institute und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0477

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Ausstellungen s Institute und Vereine

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Es erscheint gebotener und für den Künstler selbst
vorteilhafter, wenn wir von unten herauf seine
Einschätzung versuchen. Dann können wir
lobend sagen: Unter denjenigen Künstlern, welche
alljährlich im Salon ausstellen, ist Raffaelli Einer
der Ernstesten, Ehrlichsten, Stärksten. Äber
diese Anerkennung ist doch wohl zu gering, als
daß ich in diesen Blättern mich ausführlicher
über sein Lebenswerk auslassen darf. Raffaelli
war nicht nur immer allen prometheischen Kraft-
äußerungen fern; er hat sich auch niemals in
dem Gegenstand seiner Hingabe aufgelöst, nie-
mals ein Erlebnis restlos in Kunst umzusetzen
verstanden. Darum wirken viele seiner Bilder
trocken, hart und kalt. Er hat mit großer
Geschicklichkeit Pariser Straßenszenen, Pariser
Damen und Herren geschildert; es sind hübsche,
geschmackvolle, freundliche und anspruchslose
Bilder (zuweilen auftretende, genrehafte Züge
übersieht man gern); aber es fehlt ihnen Kraft,
Tiefe und Temperament. Es fehlt ihnen die
Seele, die die Welt aufsaugt, in ihr sich entfaltet
und in der Stille des Ateliers sie auf der Lein-
wand widerspiegelt. So hat seine Kunst weder
eine erwärmende Wirkung noch stilbildende
Kraft.

Das Luxemburg-Museum erwarb aus dieser
Ausstellung eine gute Jugendarbeit: Die Familie
Jean Le Boiteux, Bauern von Plongasnou (1876).

Die Galerie Druet veranstaltete im Juni
Ausstellungen von G. L. Jaulmes und Nicolas
Tarkhoff; die Galerie Bernheim interessante
Ausstellungen von Walter Sickert und Forain;
die Galerie Devambez eine Ausstellung: La
misere sociale de la femme, in der sich das
Leben der lockeren Frauen mannigfach spiegelte.
Diese Ausstellung, sowie die Ausstellung: Paris
sous la Republique de 1848 in der Stadtbibliothek
waren weniger kunsthistorisch als kulturge-
schichtlich interessant. otto Grautoff.

8

ZAKOPANE .-

Die hier bereits angezeigte Ausstellung lokaler
Volkskunst, mußte noch im letzten Moment, in-
folge unvorhergesehener Hindernisse, auf näch-
stes Jahr verschoben werden. P. E.

8

INSTITUTE und VEREINE

ROM

Archäologisches 1 Institut. Sitz^unjgl vom

2. April. Ä. Bartoli spricht über die Geschichte
der über der domus Augustana 1830—1836 er-
bauten Villa Mills am Palatin. Als das Kloster
aufgehoben wurde und in Staatseigentum über-
ging, wurde Bartoli beauftragt, das Gebäude
gründlich zu untersuchen. Dabei stellte es sich
heraus, daß die Hauptmauern bis in den ersten
Stock antik sind, dann im Mittelalter Einbauten
vorgenommen wurden und dieser Teil Roms
stets bewohnt blieb. Ein Zimmer ist noch ganz
erhalten und Spuren einer kleinen Apsis zu
konstatieren. Bartoli behauptet, dieses sei das
aus Schriftquellen bekannte Oratorium des hl.
Cesareus vom Ende des IV. Jahrhunderts. Auch
sehr geringe Spuren altchristlicherFresken wurden
festgestellt. Vom VI. Jahrhundert an haben
wir nur Nachrichten von einer Kirche S. Cesareo,
nicht mehr von einem Oratorium. Bartoli
meint, daß der berühmte palatinische Äpollo-
tempel nicht in der vigna Barberini, sondern
auf dem Terrain der Villa Mills anzusetzen sei.
Im IX. Jahrhundert haben griechische Mönche
wahrscheinlich diese Tempelreste für den Bau
ihrer Kirche und des Klosters benützt. Hierauf
sprach derVortragende noch über einige unedierte
Handzeichnungen des M. van Hemskeerk im
römischen gabinetto deile Stampe, auf die ihn
Hermanin aufmerksam gemacht hatte und die
das Septizonium darstellen. Aus ihnen gehe
hervor, daß die Kirche S. Lucia in Septizonio
zwischen dem Septizonium und dem Circus
Maximus gelegen habe.

Als zweiter Vortragende besprach Dr. Haseloff
das im Kreuzgange des Laterans befindliche
Porträt einer Fürstin justinianischer Zeit. Der
Kopf hat seine Parallelen in der sogenannten
Amalasuntha des Conservatorenpalastes, dann
in einem anderen in Mailand und einem dritten
Exemplare, das Vorjahren im römisdien Kunst-
handel war. Haseloff gab einen Überblick über
andere gleichzeitige Porträts und bekämpfte die
Anschauung, daß der Bronzekoloß in Barletta
Heraklius sei. Dieser gehöre vielmehr in karo-
lingische Zeit.

Paliliensitzung vom 16.April. DerVor-
sitzende Professor Studniczka erwähnt vorerst,
daß in wenigen Tagen das archäologische In-
stitut seinen 80. Geburtstag feiert. Der General-
direktor der Altertümer Corrado Ricci bespricht
dann die 1908 unternommenen Ausgrabungen
 
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