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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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14. Heft
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Institute und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0478

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462

Der Cicerone

Heft 14

in Ravenna. Bei der porta Äurea wurde zu-
erst der Spaten angesetzt. Äus einem mittel-
alterlichen Stadtsiegel von Ravenna ergibt sich,
daß dieselbe von zwei runden Türmen flankiert
war. Nun fand man bei diesen Grabungen die
Pylonen des einen Turmes. Die Türme selbst
wurden 1551, als die Venetianer Ravenna forti-
fizierten, niedergelegt. Die irrige Meinung, daß
die porta Äurea ein Triumphbogen und nicht
ein Stadttor gewesen sei, haben die Grabungen
endgültig beseitigt. Ändere Grabungen sind
ebenfalls im Vorjahre beim sogenannten Palaste
des Theodorich unternommen worden. Man
mußte zwei Meter tief gehen und fand dann
die Reste einer großen Palastanlage, insbeson-
dere ein großes Mosaik aus dem VIII. Jahr-
hundert, unter dem eine Reihe von Kanälen
laufen. Es ergab sich, daß der Paiast verlassen
worden war, weil er nicht gut fundamentiert war.

Hierauf sprach der Direktor des Museo Gre-
goriano Bartolomeo Nogara über zwei Blei-
statuetten aus Sovana, die eine männliche und
eine weibliche nackte stehende Figur mit am
Rücken gefesselten Händen darstellen. Sie sind
in einem Grabe gefunden worden, welches
Vasen des VII. zum VI. Jahrhundert v. Chr.
enthielt, während die Statuetten einen ganz
freien hellenistischen Typus zeigen. Daraus er-
gibt sich, daß in dem Grabe noch einmal und
zwar viel später eine Beisetzung stattgefunden
hat. Jede der Statuetten trägt zwei etruskische
Personennamen eingraviert, a) Zer(is?) Keknas,
b) Velia Satnea. Die Statuetten sind wahr-
scheinlich imagines defixae. Ähnliche Blei-
statuetten sind bei Äusgrabungen in Palästina
in großer Zahl gefunden worden.

Äls letzter sprach Professor Studniczka über
die Ära Pacis und insbesondere über die vor
einigen Jahren von Pasqui gemachten Funde,
woraus sich die partielle Unmöglichkeit der
Petersenschen Rekonstruktion ergab. Äuf dem
einen neuen Fragmente sei unzweifelhaft Äugustus
von Lictoren umgeben zu erkennen. Äuf dem
andern sei Äneas dargestellt, wie er den Pe-
naten opfert. Das herbeigeführte Sdiwein sei
die Sau von Älbalonga. Vom Gegenstücke be-
sitzen wir nur einen kleinen Rest. Wahrschein-
lich waren hier die Zwillinge mit Faustulus und
nach dem in Wien befindlichen Kopfe auch
Mars dargestellt. Das Pendant zur Tellus bil-
dete den Münzen zufolge eine Sitzfigur, wahr-
scheinlich Roma zwischen Honos und Virtus
oder zwischen Senatus und Populus. Den von
der Regierung in Bälde wieder aufzunehmenden
Äusgrabungen müßte man mit der größten Er-
wartung entgegensehen. L. P.

PERSONALIEN

DRESDEN

Dr. Ernst Zimmermann an der kgl. Ge-
fäßsammlung hat den Titel Professor erhalten.

S

HEIDELBERG .

Dem Privatdozenten der Kunstgeschichte an
der Universität, Dr. Ä. Peltzer, ist der Titel
als Professor verliehen worden.

S

KIEL =-

Frl. Professor Dr. Johanna Mestorf, deren
Rücktritt von der Leitung des holsteinischen
vaterländischen Museums wir unlängst be-
richteten, ist am 21. Juli gestorben.

s

NÜRNBERG =~.

Hermann Bek-Gran f. Am 9. Juli ist, nachdem
er schon seit mehr denn Jahresfrist schwer leidend
gewesen, an einer unheilbaren Krankheit Prof.
Bek-Gran in Nürnberg gestorben. 1869 zu Mainz
geboren, hatte Hermann Bek-Gran seine Schul-
bildung in Nürnberg genossen; und auch seine
erste künstlerische Ausbildung hatte er an der
Kunstgewerbeschule daselbst erhalten, an der
er dann seit Wilhelm Behrens Tode (1904) als
Professor für Graphik und kunstgewerbliches
Zeichnen wirkte. Die III. bayerische Landesaus-
stellung (1906) bot ihm erwünschte Gelegenheit
zu mannigfachem künstlerischen Schaffen. Da-
neben war er namentlich auf dem Gebiete des
Buchschmucks und der Plakatkunst unermüdlich
tätig. Sicherheit der Zeichnung und lebendige
Frische, dazu ein liebenswürdiger Humor und
reiche Erfindungsgabe zeichnen seine zahlreichen
Werke aus, unter denen insbesondere die Wand-
gemälde „Wein, Weib und Gesang“ vom Haupt-
restaurant der Landesausstellung und die vom
Deutschen Schützenbund dem Prinzen Ludwig
von Bayern gewidmete Ehrenmitglieds-Urkunde
auch den Maler Bek-Gran von der besten
Seite kennen lehren. Ein Mann, ein Künstler,
ein Lehrer, wie ihn unsere Zeit braucht, ist mit
dem im blühenden Mannesalter Stehenden vor-
zeitig aus dem Kreise seines Wirkens abberufen
worden. Th. H.
 
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