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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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15. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0503
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Heft 15

Sammlungen

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Van Dyk in Rom 1623 gemalt hat; es ist ein
gutes, elegant aufgefaßtes Gemälde, das durch
die sympathische Physiognomie angenehm be-
rührt, aber keine der späteren bedeutenden
Leistungen des Meisters erreicht. Es ist 77 cm
hoch und 60 cm breit und 1871 von Van Bleek
sowie 1879 von Waltner im „Art“ graviert.
Ein anderes Exemplar des Porträts soll sich in
Potsdam befinden, ein drittes von Marc Ärdell
gestochen, ist verloren.

* *

*

Für das hiesige alte Museum wurde in
Amsterdam bei Fred. Müller eine große Land-
schaft von J. van Kessel, eines Mitschülers
von Hobbema für 22 000 fs. gekauft. F. M.

Der kürzlich verstorbene Kunsthistoriker,
Mitglied der Museumskommission, Eduard
Fetis, hat dem hiesigen Musee moderne zwei
Bildnisse seines Vaters, des Musikgelehrten

J. Fetis von Senave und Slingeneyer und
sein eigenes von Gallait hinterlassen. Die
alten Gemälde des Verstorbenen gelangen im
Herbst durch J. und Ä. Leroy zur Versteigerung.

F. M.

9

BUDAPEST :— -

Das Museum der bildenden Künste erwarb
zur Ergänzung seiner spanischen Kollektion ein
bedeutendes Gemälde des Portugiesen Velasco
da Coi'mbra. Das Bild stellt Christi Geburt dar
und ist für den seltenen Meister im höchsten
Grade charakteristisch. Es ist, von einigen un-
bedeutenden Restaurationen abgesehen, gut er-
halten, weist klare Zeichnung und frisdie
Farben auf.

Die Direktion des Museums lieferte durch
diesen Kauf einen guten Beweis dafür, daß sie
in der Verwirklichung ihrer Pläne zielbewußt
vorgeht und sich durch unfreundliche Kritiken
nicht irreführen läßt. Die Stärke der alten
Galerie liegt in ihrer weltberühmten Sammlung
spanischer Gemälde. Die Komplettierung dieser
Kollektion ist also die größte Aufgabe. Es
fehlt allerdings nicht an Unzufriedenen, die
eine gleichmäßigere Ergänzung aller Teile der
Sammlung sehen möchten. — Was wäre aber
das Resultat solcher Bestrebungen bei einer
Galerie, die sich mit den reichsten Kunstsamm-
lungen in vielen Hinsichten durchaus nicht mes-
sen kann und der die Möglichkeit zur Füllung
großer Lücken zu spät geboten worden ist.

Willkommener Zuwachs ist auch das kleine
Vanitasbild von Evert Collier. (Bezeichnet, 1675.)

Das die Vergänglichkeit symbolisierende Still-
leben besteht aus einem Schädel, Geldbeutel,
umgeworfenen Krug, aufgeschlagenen Buch,
Szepter, Medaillon und einigen Geldstücken.

Neuerdings wurde auch von Hendrik Go-
vaerts ein Ölbild gekauft, das die Werkstatt
eines Bildhauers darstellt.

Herr Geza Ozmits deponierte in der alten
Galerie ein die Steinigung eines Weibes dar-
stellendes Gemälde von Johann Baptist Lampi d.Ä.

Herr Marcel Nemes überließ der Sammlung
ebenfalls als Deposit zwei Waldlandschaften
von Joseph Orient. Beide gehören zu den bes-
seren Werken des Meisters. Sie zeugen nicht
von reicher Phantasie, aber wohl von einer
poetischen Begabung die sich in der Darstellung
dunkler, geheimnisvoller Waldtiefen kundgibt.

Zoltän v. Takäcs.

9

LONDON . = ====-

Anfang Juli wurde eine Dürer-Ausstellung
im British-Museum eröffnet, welche 360 Nummern
umfaßt, von denen je rund 100 auf Zeichnungen
und Kupferstiche, 150 auf Holzschnitte kom-
men. Ausgestellt sind ausschließlich Originale,
und zwar solche, die zu den Beständen des
Museums selbst gehören. Jede Abteilung ist
chronologisch geordnet, so daß der Besucher
wenigstens innerhalb der Grenzen der be-
treffenden Tedinik eine Übersicht über die er-
staunliche Entwicklung im Lebensgang Dürers
gewinnt; auf eine Gesamtdarstellung seines
künstlerischen Schaffens wurde verzichtet. Die
Reihe der Zeichnungen wird durch eine inter-
essante, 4. Februar 1576 datierte Kopie des
Selbstbildnisses von 1484, in der Albertina er-
öffnet. Den bekannten Kopien nach den so-
genannten Tarockkarten wird jedesmal das Ori-
ginal zum bequemen Vergleich beigelegt; sehr
instruktiv ist die Beobachtung, wie Dürer je-
weils den sachlichen Inhalt seiner Vorlage ge-
wissenhaft beibehält,im formalen aber, namentlich
was Gewänder und Bäume angeht, weit davon
abweicht und die italienische Formensprache ins
Deutsche übersetzt. Unter den Zeichnungen
sind keine, die dem engeren Kreis der Forscher
unbekannt sind; zwar fehlen ziemlich viele davon
im Lippmannschen Korpus, doch sind diese mit
wenigen Ausnahmen von der Dürer-Society
publiziert. Zum ersten Mal als Dürer aus-
gestellt ist eine kleine, leider stark beschädigte
Maria als Himmelskönigin (Federzeichnung), die
bisher unter den anonymen Zeichnungen lag.
Es harren noch der Publikation zwei große,
interessante Aktstudien vom Jahre 1526, schwarze
Federzeichnungen mit grün laviertem Hinter-

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