Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

DOI Heft:
16. Heft
DOI Artikel:
Steinmann, Ernst: "Opus Andreae"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0519

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DERCICEKONE

Halbmonats s chrift

FURrDIE-lNTERES S EN -DES

Kunstforschers & Sammlers

I. Jahrgang 16. Heft 1909

„Opus Hndreae“

Von Ernst Steinmann

In dem soeben erschienenen sechsten Bande seiner Storia dell’ arte hat nun
auch Venturi das kleine Madonnenrelief, das vor kurzem aus dem Spital von San
Giacomo degli Incurabili nach dem Palast von Santo Spirito überführt wurde, der
Bottega Verrocchios zuerkannt.1) Damit ist wenigstens die Schule anerkannt
worden, der dies Relief unbedingt angehören muß. Aber das Relief wiederum nur
einem Schüler und nicht einem Meister zuzuschreiben, erscheint doch als ein ver-
hängnisvoller Fehler. Ist dieses Werk nicht mit großen Lettern als „Opus Ändreae“
bezeichnet? Trägt es nicht den Stempel höchster Qualität in jeder Form, in jeder
Linie, in jeder Falte? Ist es nicht von ganz besonderer Wichtigkeit für Verrocchios
Kunst und Entwicklungsgang endlich in Rom ein bezeichnetes, eigenhändiges Werk
des Meisters nachweisen zu können?

Was die Qualität dieses kleinen Meisterwerkes anlangt — es ist nur 67 cm
hoch und 48 cm breit — so reichen unter den erhaltenen Quattrocentoskulpturen in
Rom nur die besten Werke Donatellos, Dalmatas und Minos an die zarte Aus-
drucksfähigkeit und die meisterhafte Technik dieses Reliefs heran.'2) Man vergleiche
es mit Verrocchios Marmorrelief im Bargello, und man wird hier und dort bei
der Madonna dieselbe eigentümliche Form der schlanken Hände mit den langen,
schmalen Fingern finden. Und ist auch die Faltengebung bei Mantel und Kopftuch
nicht hier und dort dieselbe? Man vergleiche auch das Römische Relief vor allem
i mit dem Bostoner (Mackowsky, Verrocchio, p. 36, Abb. 29), um Meister und
Schüler unterscheiden zu lernen. Wie sind die feinen Züge des Römischen Bildes in

i) p. 723. Vergl. auch L’Hrte (1908) XI, p. 75.

■) Auch Wilhelm Bode nannte es „eine treffliche Arbeit in feinem Flachrelief“. Vergl.
Thieme-Becker, Künstlerlexikon 1, p. 447.

36
 
Annotationen