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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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16. Heft
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Sprechsaal
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0537

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Sprechsaal s Vermischtes

517

werke stets mühelos eine klare Anschauung
verschaffen könnten. In Fragen der bildenden
Kunst ist doch die Anschauung alles!

Es stehen uns allerdings eine Menge von
umfangreichen Publikationen zur Verfügung, die
in schönen Tafeln die Kunstwerke veröffent-
lichen; diesen Werken haften durchaus mehrere
Fehler an; vor allem sind sie zu teuer, der
einzelne kann sie kaum erwerben und die Be-
nützung in den Bibliotheken erschwert aber
schon bedeutend ihre zweckmäßige Verwendung;
ja macht sie zuweilen unmöglich. Vor allem
ist aber die ganze Anlage dieser Publikationen
derart, daß ihnen eine gewisse leichte Bewegungs-
möglichkeit, wenn ich mich so ausdrücken darf
— vollständig mangelt.

Unserem Ideal nach am nächsten kommen die
„Klassiker der Kunst“; zu welcher Masse von
Bänden würde aber dies Unternehmen an-
schwellen, wenn man nur den Ausschnitt einer
bestimmten Kunstperiode vollständig vorführen
wollte! So geht es also auch nicht. Und doch
wäre es das erstrebenswerteste Verlangen, wenn
es jedem Forscher möglich wäre, alle Kunst-
werke, die irgend in sein Interessengebiet fallen
im Bilde zu besitzen und jederzeit mühelos zur
Hand zu haben.

Ich stelle mir vor, daß dieser Wunsch durch-
aus erreichbar wäre. Es müßte ein „Corpus aller
Kunstwerke“ angelegt werden, in der Art etwa,
wie die römischen und griechischen Inschriften
in einem großen übersichtlichen Werke gesammelt
wurden. Es käme ja doch nur Malerei und
Plastik in Betracht. Zeichnungen, Graphik, Kunst-
gewerbe entziehen sich naturgemäß einem solchen
Unternehmen; auch bezüglich der Architektur
wird es kaum tunlich sein. Bei dieser Codi-
fizierung — die im Erscheinen begriffenen Kunst-
topographien beruhen ja bereits auf diesem Ge-
danken — darf aber nicht in den Fehler ver-
fallen werden, der alle vorhandenen Werke so
schwer benutzbar macht: sie müssen übersicht-
lich, leicht beweglich und billig sein.

Wir denken uns ein Buch im Lexikonformat.
Jedes Kunstwerk ist reproduziert mittelst einer
Zinkotypie im Format von c. 2x3 cm. Manche
Kataloge von Kunstverlagen haben dieses Ver-
fahren für sich bereits mit Erfolg nutzbar ge-
macht. Der textliche Teil müßte in kurzer, schlag-
wortartiger Form den Leser über den Namen
des Künstler, den Besitzer, die Herkunft des
Werkes, seinen Aufstellungsort, über Größe, Art
und Material orientieren, bei Bildern ein Faksi-
mile der Signatur bringen; eine kurze Beschrei-
bung, namentlich Angabe über Farben, und die
wesentlichste Literatur müßte den Artikel be-
schließen.

Nach der angegebenen Methode könnten auf
einer Seite leicht fünf Kunstwerke behandelt
sein; das gäbe für einen Band von 700 Seiten
bereits 3500 Kunstwerke. Sämtliche Werke
z. B. der griechischen Kunst könnte man in ein
Paar Bänden besitzen.

Wenn zu jedem Artikel noch in einem kurzen
Vermerk die Mitteilung beigefügt wäre, wo das
betreffende Werk gut abgebildet, resp. wo und
um welchen Preis eine größere Photographie
erhältlich ist, so würde das Ideal eines solchen
Buches erreicht sein.

Mag ein derartiges Unternehmen heute viel-
leicht noch ein Zukunftstraum sein, so könnten
doch die öffentlichen Sammlungen daran gehen,
ihre Handkataloge in dieser Weise umzuge-
stalten; sie würden sich ein unvergängliches
Verdienst erwerben. Wie leicht wäre dies bei
entsprechender Einschränkung der oft umfang-
reichen Beschreibungen möglich! Vom geschäft-
lichen Standpunkte aus betrachtet, würde es sich
ohne Zweifel rentieren; denn nicht nur der Fach-
mann, auch der Kunstfreund und gebildete Laie
wird sicher mit Freuden nach den auf diese
Weise illustrierten Katalog greifen; wird ihm
doch damit die Gelegenheit geboten die Kunst-
schätze, die er auf Reisen usw. gesehen, ge-
wissermaßen in der Tasche heim zu tragen und
dann jederzeit an der Hand der kleinen Bilder
die Erinnerung an die geschauten Herrlichkeiten
aufzufrischen.

Bedenken ästhetischer Natur, die gegen die
starke Verkleinerung der Abbildungen geltend
gemacht werden könnten, scheinen mir in einer
Zeit, da die Mikrophotographie bereits in das
Bereich des Bibliothekswesens (vgl. Umschau,
1909, Nr. 6) gezogen wird nicht ausschlaggebend
zu sein und werden überdies dadurch entkräftigt,
daß unser Vorschlag den Gebrauch von großen,
schönen Reproduktionen durchaus nicht ver-
drängen, im Gegenteil, ihre Übersichtlichkeit und
Beschaffungsmöglichkeit vereinfachen will.

Anton Reichel.

VERMISCHTES

WIELANDTS IMPERATORENBILDER
IN DER MÜNCHENER RESIDENZ
sind in der Münchener Presse eine ständige
Rubrik geworden. Wir begnügen uns zu kon-
statieren, daß es sich bei all diesen verworrenen
Berichten überKommissionsverhandlungen u.dgl.,
die nur dazu angetan sind, den von uns wieder-
holt klar gelegten Sachverhalt zu verdunkeln,
 
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