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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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17. Heft
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Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0567

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RUNDSCHAU

SAMMLUNGEN

BREMEN -

In der Bremer Kunsthalle hat eine durch-
greifende Umordnung der Gemäldegalerie statt-
gefunden: Die Bilder alter Schulen und die
modernen, die bisher im 1. Stock zusammen
untergebracht waren, sind einer schärferen
räumlichen Trennung unterworfen worden, indem
der 1. Stock nun ausschließlich der modernen
Sammlung eingeräumt ist. Die Bilder alter Schulen
sind in einigen Seitenlichtsälen des Erdgeschosses
untergebracht, und zwar so, daß der eine von
ihnen die Stücke geringerer Qualität beherbergt,
während in dem andren die wirklichen Museums-
bilder hängen. In diesem Raum ist nun auch
eine Anzahl von Schauschränken für Hand-
zeichnungen alter Meister aufgestellt, in denen
sukzessive der ganze große und höchst wert-
volle Bestand des Kupferstichkabinets an alten
Zeichnungen der Öffentlichkeit zugänglich ge-
macht werden soll. — Die Kunsthalle hat hier-
durch bedeutend gewonnen, es konnte — da
auch einige große dekorative Bilder von
wesentlich lokaler Bedeutung in den Vortrags-
saal abgewandert sind, — im allgemeinen viel
vorteilhafter und feiner gehängt werden.

An Neuerwerbungen für die Gemäldegalerie
seit dem 1. Januar sind zu verzeichnen:

Edouard Manet. Bildnis Zacharie Ästruc.
Gemalt 1863.

Camille Pissarro. Märzsonne. Signiert
1875.

Frank Duvenek. Studienkopf. Brustbild
eines bärtigen Mannes in Sdilapphut und Samt-
jacke. Entstehungszeit: 70er Jahre.

Kaspar David Friedrich: Felsenthal

im Harz.

K. v. Kardorff. Französische Landschaft
1908.

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DIJON --

Auch das hiesige Stadtmuseum entbehrt seit
ejnem Vierteljahrhundert einen Katalog, obwohl
es eines der bedeutendsten, französischen Pro-
vinzmuseen ist und durch Stiftungen der Bürger
fortgesetzt vermehrt wird. Der letzte Katalog
stammt aus dem Jahre 1883. Vor Jahresfrist
wurde der neue Saal eingeweiht, der das be-

deutende Vermächtnis der Frau Grangier ent-
hält, die die Kunstsammlungen ihres Mannes —
Bilder, Skulpturen, Emaillen — dem Museum
stiftete und 30 000 fs. für die Installierung. Die
Lektüre dieses Testamentes, die mir vergönnt
war, gewährt den Einblick in eine selten hoch-
herzige Seele. Von den Neuerwerbungen des
Museums in letzter Zeit hebe ich hervor: Ältar-
schrein in vergoldeter Holzschnitzerei aus der
zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts, burgun-
dische Arbeit, die lange Zeit in der Kapelle des
ehemaligen Friedhofs untergestellt war. Eine
Pieta, burgundische Arbeit, XV. Jahrhundert,
Ankauf durch die Stadt im Jahre 1908. O. G.

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FLORENZ --- =- ..--

Das Museum Stibbert ist als öffentliche
Sammlung ein kurioses Ding. Ein alter eng-
lischer Offizier namens Stibbert hat es in Jahr-
zehnten in seiner wundervoll gelegenen Villa
in Moutughi aufgestapelt und zuguterletzt die
Stadt Florenz damit beglückt, nachdem die eng-
lische Regierung das zunächst ihr zugedachte
Vermächtnis abgelehnt hat. Die Masse und die
Ansehnlichkeit sind offenbar die Hauptgesichts-
punkte des Sammlers gewesen; in bezug auf
die erstere hat er es auf die schöne Zahl von
30 000 Objekten gebracht, die letztere hat ihren
Gipfel in einem ganzen, auf künstlichen Pferden
montierten Rittergeschwader erreicht. Die eigent-
liche Absicht des Sammlers waren die Waffen
und es sind in der Tat auch sehr gute Stücke
darunter, wie eine Klinge des Goldschmieds
Ercole Fedeli aus Ferrara und eine reich tan-
schierte mailändische Rüstung des XVI. Jahr-
hundert; aber in dem Wust völlig gleichgültiger
Dingen — z. B. sind hunderte von Degen des
XV11I. Jahrhunderts beisammen und in dutzend-
weiser Wiederholung Helme und Uniformen na-
poleonischer Zeit, Schweizergardenuniformen usw.

_ sind sie nur mühsam herauszufinden und zu

genießen. Einige große Säle enthalten türkische,
arabische und persische Waffen; auch hierunter
äußerst reizvolle Stücke. Übrigens hat sich etwa
ein Dutzend persischer Miniaturen auf Lack
hierher verirrt. Weitere Räume in einer Deko-
ration, die eine Mischung von Giotteskennach-
ahmung und Jugendstyl ist und ihren Abschluß
in einem mittelalterlich bemalten Sparrendach
findet, sind als die geeignete Unterbringung

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