Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

DOI Heft:
19. Heft
DOI Artikel:
Sammlungen
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0639

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sammlungen s Ausstellungen

611

60000 Franks für die Inszenierung dieser Aus-
stellung bewilligt haben.

* *

*

Dem Louvre wurde kürzlich von M. L. Nardus
ein Stilleben von Gainsborough geschenkt, das
aus der Sammlung von Arthur Sanderson in
Edinburg stammt; die Gräfin de Rochambeau
stiftete zwei Bildnisse von Philippe de Cham-
paigne und ein Maso zugeschriebenes Porträt.
Die Gallerie erwarb das Bildnis des Fräulein
Tallard von David aus dem Jahre 1775.

* *

*

Die Abteilung der Kunstgegenstände des
Mittelalters und der Renaissance gelangte durch
die Unterstützung einiger Museutnsfreunde in
den Besitz eines Elfenbeintäfelchens deutschen
Ursprungs aus dem X. Jahrhundert (0,123x0,120).
Dies Stück stammt aus der Sammlung von Sigis-
mond Bardec und stellt die Speisung der Fünf-
tausend dar. Die übrigen Tafeln der Serie be-
finden sich im British Museum, im Museum
Mayer zu Liverpool, im Museum Vivenel in
Compiegne, im Museum zu Darmstadt und in
der Bibliothek zu Berlin. G.

s

ROSTOCK.. =-

Die Neuordnung und Katalogisierung des
hiesigen Museums ist unter Leitung von Herrn
Dr. Josef Kern glücklich durchgeführt worden.
Damit hat zugleich in den örtlichen Kunst-
bestrebungen, wie es scheint, ein glücklidier
Wendepunkt eingesetzt.

S

VERSAILLES =.

Das Museum erwarb das Jugendbildnis Baude-
laires von Dervy aus dem Jahre 18441, welches
1889 auf der Pariser Ausstellung zu sehen war.

=r~s— - -=^.arg-

AUSSTELLUNGEN

AMSTERDAM

Die Hermann Saftleven-Ausstellung im Rijks-
prentenkabinet. Am 1. September sind die im
Rijksprentenkabinet ausgestellten italieni-
schen Farbholzschnitte nach der üblichen drei-
monatigen Frist durch Werke von Herraan
Saftleven abgelöst worden, dessen 300. Ge-

burtstag in dieses Jahr fällt (1809—1685). Es
sind teils Handzeichnungen, originale Stiche und
Radierungen, teils Stiche, Radierungen oder
mechanische Reproduktionen nach Arbeiten von
ihm, im ganzen 175 Blätter. Am bekanntesten
ist Herman Saftleven, der jüngere Bruder von
Cornelis und Sohn von Herman Saftleven d. Ä.,
wohl durch seine blautönigen Ansichten des
Rheintales. Höheren künstlerischen Wert da-
gegen besitzen seine Radierungen, Stiche und
Handzeichnungen, deren Motive auch mannig-
faltiger sind: es gibt da Ruinen, Landschaften,
große Ansichten von ganzen Städten, Figuren-
studien und Tierradierungen, sowie einige
wenige, aus der Spätzeit stammende, gut aus-
geführte Aquarelle von Pflanzen.

An zwei der hier ausgestellten Radierungen
möchte ich ein paar Bemerkungen zur Entwick-
lung des Tierbildes in Holland anknüpfen, an
die Tiermahlzeit von 1631 (Nr. 67) und an die
beiden bekannten Elefanten aus dem Jahre
1646 (Nr. 68)*). Das erste Blatt mit vielen, im
Verhältnis zu den Abmessungen des ganzen
Bildes, großen Tieren im Vordergrund zeigt in
dieser Beziehung eine gewisse Ähnlichkeit mitder-
artigen Gemälden seines Bruders Cornelis, z. B.
mit Nr. 2104 (datiert 1663) im Rijksmuseum, und
erinnert an ein Bild des ersten Tiermalers in
Holland, Roelant Savery, in derselben Galerie
(Kat. Nr. 2136) aus dem Jahre 1623. Bekanntlich
lebte R. Savery seit 1619, höchstwahrscheinlich
schon etwas früher, in Utrecht, wo 1633 Her-
man Saftleven heiratete, und wohin er wohl
vor diesem Jahre zog. Es ist demnach nicht
ausgeschlossen, daß jene Radierung unter dem
Einfluß von R. Savery entstanden ist.

Die Möglichkeit dieser Abhängigkeit scheint
mir an Wahrscheinlichkeit zu gewinnen durch
das zweite große Blatt mit den beiden Ele-
fanten, wenn ich mich nicht irre, die einzige
holländische Radierung nach Elefanten. Wilde
Tiere sind nämlich zum Gegenstand des Stu-
diums vor Cornelis und Herman Saftleven nur
von zwei Holländern gemacht worden, von Rem-
brandt (Löwen und Elefanten) und von R. Savery
(Löwen, Elefanten, Kamele, Adler und das
Fabeltier der Drachen).

Von Cornelis Saftleven kann aber hier, ohne
Schaden für die Richtigkeit dieser Untersuchung,
abgesehen werden, weil, soweit ich nach-
prüfen konnte, seine Tierstudien — Kamel
(datiert 1646) in der Sammlung Ä. E. Gathorne
in London-), Bär (dat. 1649) in Amsterdam, Affe

‘) Reproduziert in: J. Ph. van der Kellen Dzn.,

Äfbeeldingen naar belangrijke prenten en teekeningen in
het Rijksprentenkabinet. Amsterdam 1908 III.

-) Mitteilung von Herrn Kurt Freise.
 
Annotationen