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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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20. Heft
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Brosch, L.: Ein unbekanntes Porträt der Infantin Margarethe im Museo Civico zu Venedig
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0661

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Ein unbekanntes Porträt der Infantin Margarethe
:: :: im Museo Civico zu Venedig :: ::

Wer auf dem Treppengang des Museo
Civico in Venedig sich zum zweiten Stockwerk
begibt, dem wird im Dunklen das Porträt eines
jungen Mädchens in roter Bekleidung auffallen.
Eine würdigere Stelle sollte man dem Bilde unbe-
dingt anweisen. Es führt die N. 14 und ist im
Kataloge falsch als Scuola Veneta aus dem
XVIII. Jahrhundert bezeichnet. Der vor kurzem
erschienene populäre Führer wird dem Werke
etwas gerechter, denn er hält das Bild für eine
freie Nachahmung nach Velasquez’ Porträt der
Infantin Margarethe, Tochter Philipps IV. Die
Leinwand kam im Jahre 1830 durch ein Legat
des Teodoro Correr in
den Besitz des Museums.

Dieser venezianische Mä-
cenas war ein eifriger
Kunstsammler, der aber
leider keine Aufzeichnun-
gen zurückließ, aus denen
man ersehen könnte, wel-
chen Ursprung die Objekte
seiner Sammlung haben.

Tritt man nun von der
hellen Straße in das dunkle
Treppenhaus des Mu-
seums, um das Bild zu
betrachten, so meint man
tatsächlich im ersten Au-
genblick einen Velasquez
vor sich zu haben, so
aristokratisch ist das ko-
rallenartige zinnoberrote
Kleid zu den grauenTönen
des Gesichtes gestimmt.

Später, wenn sich das
Äuge an die Dunkelheit
gewöhnt hat, bemerkt der
Beschauer, daß das Ko-
stüm, obwohl sehr sorg-
fältig gezeichnet, etwas
zu hart und unfrei in den
Formen ist. Ebenso die
linke Hand, die etwas ge-
ziert die goldene Uhrkette
hält, während die rechte
mit den Fingerspitzen die
Uhr, offenbar ein Ge-
schenk, vorweist. Alle
diese Details sind ein-
gehend behandelt. Der
Künstler scheint, wie es

auch heutzutage geschieht, dem Auftraggeber in
der Behandlung des Nebensächlichen Konzes-
sionen gemacht zu haben. Die Malerei des
Kleides ist noch glänzend erhalten. Das ge-
weckte Antlitz des Mädchens ist im Gegensatz
zum Kleide mehr malerisch und pastös behan-
delt. Bemerkenswert ist die verschwommene
Ausführung der Nase und des Mundes. Das
linke Äuge sitzt nicht ganz richtig in dem
übrigens fein gemalten Kopfe, dessen stumpf-
graue Töne noch durch das blonde Haar gehoben
werden, das mit roten Bändchen geschmückt
ist. Sehr charakteristisch ist die Behandlung

DEL MAZO, Infantin Margarethe Museo Civico Venedig
 
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