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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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20. Heft
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Uhde-Bernays, Hermann: Die Neuordnung der Münchener alten Pinakothek
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Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0664

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RUNDSCHAU

SAMMLUNGEN

AMSTERDAM ----

Im Anschlüsse an den Beridit unserer letzten
Nummer über Neuerwerbungen des Rijksmuseums
zu Amsterdam bringen wir nebenstehend die Re-
produktion des Porträts des J. Gsz. van der Mij,
von Joris van Schooten, welches kürzlich aus
der Kunsthandlung G. von Mallmann, Berlin,
in das Rijksmuseum gelangte. Das vortreffliche
Bildnis steht an künstlerischen Qualitäten einem
Th. de Kegser oder frühen Bildern von F. Hals
nicht nach. Schooten ist außer durch eine Reihe
teilweise höchst bedeutender Schützenstücke, die
sich sämtlich in seiner Vaterstadt Legden be-
finden, fast gar nicht bekannt. Nach diesen
Leistungen zu urteilen, muß er in Legden als
Bildnismaler eine angesehene Stellung einge-
nommen haben, und die Mitteilung Houbrakens,
wonach Schooten der erste Lehrer des jungen
Rembrandt gewesen sei, hat nicht allein an sich
viel innere Wahrscheinlichkeit, sie findet eine
indirekte Bestätigung auch durch den unzweifel-
haften nahen Schulzusammenhang, der zwischen
den Historienbildern Schootens und denjenigen
des P. Lastman besteht, an den sich bekannt-
lich Rembrandt, als er von Legden nach Amster-
dam übersiedelte, zunächst anschloß.

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BERLIN —.. ■==-

In der islamischen Abteilung des Kais.
Friedr.-Museums sind einige interessante kera-
mische Erwerbungen zu verzeichnen. So vor
allem ein sehr schönes Stück von einer Gebets-
nische, angeblich aus der Moschee von Natenz
in Persien (Mitte XIII. Jahrhunderts). Es ist ein
Schriftfries mit blauen, kufisierenden Buchstaben
auf lüstriertem Ärabeskengrund, von kleineren
Inschriften eingesäumt. Ferner eine Reihe von
Fliesen im Kreuz- und Sternmuster aus Isfahan
u. a. 0., und eine dunkelblau glasierte Relief-
fliese, die sich als Fragment eines Frieses vom
Imamzadeh Pir-Bekran bei Isfahan (XIII. bis
XIV. Jahrhunderts) herausstellt. Angeblich aus
Ästane bei Sultanabad, das schon im XIII. Jahr-
hundert von den Mongolen zerstört wurde,
stammen eine große, blauglasierte Vase mit
Reliefdekor und einer Randbordüre um den Hais,

ein kleines Henkelgefäß mit schwarzer Bemalung,
und eine hellgrün glasierte, außen gerippte
Schale mit einer Fischdarstellung am Boden, die
man als eine Nachahmung von chinesischem
Seladon bezeichnen kann. Ostasiatischen Ein-
fluß zeigt auch eine Fagenceschale mit durch-
brochener Randung und blauem gemustertem
Grunde, die aus Feraghan herrühren soll; ein
ähnliches Stück besitzt das South Kensington-
Museum.

Ein persisches, ziemlich großes Glasgefäß in
Becherform, mit angesetzteh Füßen, und Henke),
zeigt dieselbe Technik wie die ägptischen früh-
islamischen Gläser. Das einfache Dekorations-
muster ist mit einem zangenartigen Instrument
von beiden Seiten eingekniffen.

Der Vollständigkeit halber sei noch ein
hübscher Flacon von Bronze, in der Form eines
Frauenkopfes, aus parthischer Zeit, dieser Liste
hinzugefügt.

* ^ *

*

Die Gemäldegalerie des K. F.-M. hat
kürzlich einigen Zuwachs an Bildern erfahren,
die aber noch nicht zur Ausstellung gelangt
sind. Es handelt sich um ein sehr interessantes
Bild des seltenen Sassetta, eine Pieta

in Halbfiguren aus der Schule von Padua, die
Szenen der Heimsuchung und der Beschneidung
von einem oberdeutschen, vielleicht schwäbischen
Meister, und eine hübsche Anbetung der Könige
aus der frühholländischen Schule, die man schon
mit dem Meister der „Virgo inter Virgines“ in
Zusammenhang gebracht bat.

Die Leonardo da Vinci zugeschriebene
weibliche Wachsbüste, über deren Ankauf schon
in der letzten Nummer des Cicerone kurz be-
richtet wurde, ist vorläufig in dem Raume der
Bronzestatuetten ausgestellt und wird gegen-
wärtig viel besichtigt. Wir werden, sobald der
Bericht von Geheimrat Bode erschienen ist, aus-
führlicher über dieses neue Chamäleon der Ber-
liner Sammlungen handeln, das als eine der
hervorragendsten Erwerbungen der letzten Jahre
angesehen werden kann.

* *

*

Im Kunstgewerbemuseum sind die drei
Säle mit Möbeln des XVIII. Jahrhunderts soeben
neu eingerichtet worden. Im Rokokosaale ist
eine wichtige Neuerwerbung zu verzeichnen, ein
Lütticher Schreibtisch Louis XV., Eiche ge-
schnitzt, mit Vitrinenaufsatz für eine Bibliothek.
 
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