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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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20. Heft
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Uhde-Bernays, Hermann: Die Neuordnung der Münchener alten Pinakothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0671

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ARTHUR V. SCÄLfl +

Äm 26. September starb in Lana bei Meran
der ehemalige Direktor des Österreichischen
Museums in Wien, Hofrat Arthur von Scala.
Scala war erst vor wenigen Monaten infolge
seiner schwer angegriffenen Gesundheit in den
Ruhestand getreten, nachdem er seit 1897 als
Nachfolger Buchers an der Spitze des Öster-
reichischen Museums gestanden.

Scala war als Sohn eines Beamten des
Finanzministeriums am 14. Dezember 1845 in
Wien geboren. Er absolvierte hier die Real-
schule und widmete sich dann technischen und
handelswissenschaftlichen Studien. Ein andert-
halbjähriger Aufenthalt in den Industriebezirken
Belgiens, Frankreichs und Englands machte ihn
mit den Produktions- und Äbsatzverhältnissen
der westeuropäischen Industriestaaten bekannt,
so daß er 1867 vom Handelsministerium mit
der Berichterstattung über die Textilindustrie
auf der Pariser Weltausstellung betraut wurde
und im darauffolgenden Jahre als Berichterstatter
an der österreichischen Expedition nach Ostasien
unter Generalkonsul von Scherzer teilnahm.
Bald nachher an den Arbeiten für die Wiener
Weltausstellung als Sekretär des Komitees für
den Orient und Ostasien beteiligt, wurde er
1875 in der Eigenschaft eines Ministerialsekre-
tärs des Handelsministeriums zum Direktor des
neugegründeten Orientalischen — später Handels-
museums in Wien ernannt. Nachdem das Mu-
seum in Th.Hansens Neubau des Börsengebäudes
Aufstellung gefunden hatte und dem allgemeinen
Besuche zugänglich gemacht worden war, ver-
anstaltete v. Scala 1884 eine große Ostasiatische
Keramische Ausstellung und 1891 eine Aus-
stellung orientalischer Teppiche. Anschließend
an diese Ausstellungen gab er eine „Sammlung
von Abbildungen keramischer Objekte aus dem
nahen und fernen Orient“ und das Prachtwerk
„OrientalischeTeppiche“ (1892—96) heraus, dem
1908 eine Fortsetzung unter dem Titel „Alt-
orientalische Teppiche“ folgte, zu der Sarre den
Text geliefert hat. Ändere von Scala im Zu-
sammenhänge mit den Sammlungen des Orien-
talischen Museums besorgte Publikationen waren
ein Werk über orientalische Glasgefäße und
„Japanische Vogelstudien“.

Äm 4. Juni 1897 erfolgte Scalas Ernennung
zum Direktor des k. k. Österreichischen Museums
für Kunst und Industrie. Schon in seiner frühe-

ren Stellung hatte er durch Erwerbung moderner
englischer Möbel, Metallarbeiten und sonstigen
Hausrates eine Anzahl von Vorbildern für das
heimische Kunstgewerbe gesammelt und sie als
anregende, mustergültige Beispiele an einzelne
Industrielle hinausgegeben. Nach dieser Rich-
tung intensiv weiter zu arbeiten, war die wich-
tigste Aufgabe, die er sich für die erste Zeit
seiner Tätigkeit gestellt hatte und für deren
Durchführung er bei der Regierung nachhaltige
Unterstützung erfuhr. Seine Bestrebungen fielen
zeitlich mit dem ersten Auftreten der Sezession
in Wien zusammen, und fast gleichzeitig wurden
einerseits die Namen Chippendale, Sheraton,
Hepplewhite und Adam, andererseits Olbrich,
Hoffmann, Myrbach, Moser, Roller usw. den
Wienern geläufig. Indem Scala den kunstge-
werblichen Stilfragen gegenüber den Standpunkt
des geschmackvollen Gentlemans einnahm und
nicht unter den Künstlern, sondern im vor-
nehmen Publikum den Regulator seiner Be-
strebungen suchte, setzte er sich vielfach in
Widerspruch zur größeren Menge der Künstler
und Kunstgewerbetreibenden. Seine Entschlos-
senheit und Konsequenz scheute aber vor keinem
Kampf zurück und der Unbeugsamkeit seines
Willens erlag das gewohnheitsmäßig Über-
kommene an dessen Stelle unter dem frischen,
kräftigen Zug modernen Lebens auf zahlreichen
Punkten Neues und Erfreuliches emporblühte.
Ein Konflikt mit dem Kunstgewerbeverein endete
damit, daß der Verein aus dem Museum aus-
wandern mußte. Dieses dagegen, in seinen
Sammlungen längst schon viel zu sehr beengt,
konnte sich nun entsprechend ausdehnen und
an eine Neuordnung in der Aufstellung schreiten.
So wurde zunächst die keramische und Glas-
sammlung systematisch aufgestellt, es folgte die
Sammlung der Edel- und Unedelmetalle, des
Emails, der Möbel, Lederarbeiten und Holz-
plastik und endlich erfuhr auch die Textilsamm-
lung, die bis dahin in Mappen aufbewahrt und
daher nur Einzelnen zugänglich war, eine gründ-
liche Neuordnung und eine Aufstellung, die
derart organisiert ist, daß wenigstens einzelne
Gebiete der Textilkunst, wie Spitzen, Stickereien,
Gewebe usw. abwechselnd, der allgemeinen Be-
sichtigung zugänglich gemadit wurden. An
Stelle der „Mitteilungen des Österreichischen
Museums“ begründete Scala die reich ausge-
stattete Zeitschrift „Kunst und Kunsthandwerk“
und wußte sie zu einer der vornehmsten ihrer
Art auszugestalten. Die erste Nummer erschien
mit Beginn des Jahres 1898. Von großer Be-
deutung für die Entwicklung des heimischen
Kunstgewerbes im Sinne der modernen Richtung
wurden namentlich in den ersten fünf Jahren
 
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