Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

DOI Heft:
21. Heft
DOI Artikel:
Sammlungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0701

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
/

RUNDSCHAU M

SÄffiMLUNGEN

DÄS NEUE RIJKS-MUSEUM
IN DELFT

Äm 16. Oktober wurde in Delft das neue
Rijksmuseum „Huis Lambert van Meerten“
eröffnet.

Herr van Lambert ließ 1893 das Gebäude im
Stil der Spätgotik und der Frührenaissance von
Ä. le Comte und Jan L. Schouten aufführen.
Nach seinem Tode kaufte es eine Gesellschaft,
die sich „Huis Lambert van Meerten“ nannte
und schenkte es 1908 dem Reich, woran die
Bedingung geknüpft war, daß das Haus als
öffentliches Museum für Kunstwerke und kunst-
gewerbliche Ärbeiten Verwendung finden solle.
Zu Ankäufen wurde vom selben Verein dem
Reich auch ein Geldfond überlassen.

Der Wert dieses neuen Museums liegt vor-
läufig im Gebäude selbst. Schon die nur wenig
verzierte, ruhige Sandsteinfassade ruft beim
Beschauer den Eindruck eines vornehmen Patri-
zierhauses hervor, den die reichen, aber nicht
aufdringlichen Holztäfelungen und -Schnitzereien
der Innenräume noch verstärken. Diese grup-
pieren sich um eine durch die ganze Höhe des
Gebäudes gehende Diele, deren obere Fenster
leider stören, die mit buntem Glas verziert sind
und ohne sichtbaren Grund die alten Monats-
benennungen tragen. Auch das moderne Zimmer
fällt aus dem Rahmen des Ganzen heraus, nicht
zum wenigsten durch die aufdringlichen Gold-
rahmen zweier modernen Gemälde.

Kunstgewerbliche Ärbeiten, Gemälde, einige
Handzeichnungen und graphische Blätter, die
teils durch Kauf, teils durch Schenkungen oder
als Leihgaben erworben wurden, schmücken die
einzelnen Räume. Bei einer altdelfter Flaschen—
vase (Nr. A—75) und einer chinesischen Porzellan-
schüssel (Nr. Ä—81) fällt unangenehm auf, daß
das metallene Schildchen mit der Katalog-
nummer direkt auf den Gegenstand aufge-
schraubt ist.

Der im Aufträge des Ministeriums des Inneren
herausgegebene Katalog, ohne Nennung des
Verfassers, unterscheidet zwischen Kunstgewerbe,
Kunst und eigentümlicherweise Leihgaben
und sticht gegen die Ausführlichkeit und Exakt-
heit der Kataloge der meisten Museen Hollands
sehr ab. So fehlt z. B. bei den Gemälden die

Materialangabe ganz, während bei den Maßen
die Breite vor der Höhe genannt wird; letzteres
sollte wenigstens in einer Vorbemerkung er-
wähnt oder bei den einzelnen Gemäldenummern
deutlich kenntlich gemacht sein. Doch sind das
leicht zu beseitigende Ausstellungen.

Im ganzen kann sich Delft über das neue
Museum nur freuen, dem ein glückliches Ge-
deihen zu wünschen ist, und durch das die alt-
berühmte kleine Stadt Hollands wohl eine neue
Anziehungskraft auf die Fremden ausüben wird.

K. Erasmus,
s

DIE JAHRESBERICHTE DER MUSEEN
ZU BASEL

Der Bericht der öffentlichen Kunstsammlung
in Basel über das Jahr 1908, den der Konser-
vator Professor Dr. Paul Ganz erstattet, ent-
hält ausführliche Mitteilungen über die Tätigkeit
der Kommission für die öffentliche Kunstsamm-
lung, über die Vorgeschichte des jetzt ausge-
schriebenen Wettbewerbs für den geplanten
Museums-Neubau auf der Elisabethenschanze
sowie über die Vermehrung und Verwaltung
der vorhandenen Bestände.

Von den elf Ölgemälden, die der Sammlung
einverleibt werden konnten, sind die Ankäufe
der Bilder „Äm Seeufer“ von Ä. Cal am e (1856),
„das Brot“ von Giovanni Giacometti (1908),
ein männliches Bildnis monogrammiert und datiert
1597 von Joseph Heintz (1564—1609), das
„Urteil des Paris“ (1891) und das „Bilderbuch“
(1891) von Albert von Keller, „Gewitter-
schwüle“ (1908) von W. L. Lehmann und „Die
drei Eremiten“ (1907; 1908) von Albert Welti
sowie die Schenkung „Bildnis einer Dame“ von
J. M. Miereveit, (Bez. und datiert 1632) her-
vorzuheben. Auch das Kupferstichkabinett hat
reichen Zuwachs u. a. durch sechs Handzeich-
nungen, 40 Kupferstiche, 104 Holzschnitte, 1302
Initialen erfahren; die wertvollste Bereicherung
ist eine Sammlung von Holbeinschen Initialen
in auserlesenen Abdrücken.

Die Katalogisierung macht stetige Fortschritte.
Der Assistent Dr. E. Major vollendete den
Katalog der Buchserschen Studiensammlung, die
500 Nummern umfaßt, und die beiden Volontäre
Dr. von Meyenburg und Dr. Escher be-
schäftigten sich mit der Ordnung der Bestände
des Kupferstichkabinetts. Die Bearbeitung der
 
Annotationen