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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

DOI Heft:
22. Heft
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Stoehr, August: Beiträge zur Geschichte der Fayencefabrik in Ansbach, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0722

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Beiträge zur Geschichte der Fayencefabrik in Änsbach

Von Äugust Stoehr

(Schluß)

Eine zweite Vase im gleichem Besitz ist in roter Farbe signiert mit J K, einem
weiteren verwischten Zeichen und der Nummer 7. Ein Fayencemaler Imanuel Krucken-
berger heiratete 1719 und starb am 10. März 1730. Er war wohl der Maler der Vase.

Es ist begreiflich, daß durch die Länge der Zeit die kalte Bemalung bei der
Mehrzahl dieser Fayencen gelitten hat, so daß sie teilweise unansehnlich geworden
und darum von den Museen und Privatsammlungen wenig beachtet worden sind. Man
kann diesen Fayencen, namentlich gut erhaltenen Exemplaren eine bedeutende deko-
rative Wirkung aber nicht aberkennen.

Die Liebhaberei für die beiden eben erläuterten Erzeugnisse der Ansbacher
Fabrik kann höchstens einige Jahre angedauert haben. Vermutlich sind die farben-
prächtigen Geschirre ä la famille verte hauptsächlich für den Ansbacher Hof, — das
Ansbacher Schloß wurde um diese Zeit gerade ausgestattet, ein mittelgroßer Milchtopf
in den Sammlungen des Germanischen Museums trägt neben chinesischen Stauden das
Brandenburgische große Wappen in bunter Malerei — und etwa die in der Gegend
seßhaften Adelsfamilien und das Patriziat, angefertigt worden, mindestens aber nur für
Leute, welche den Schmuck und die Pracht der unerschwinglich teuren echten chine-
sischen Porzellane kannten und nicht entbehren wollten. Dafür spricht auch die äußerst
geringe Zahl der auf uns gekommenen Stücke. Ebenso gering ist die Zahl der erhal-
tenen Geschirre mit Laub- und Bandelwerkdekor, so daß auch hier der Gedanke nahe-
liegend ist, es könne sich nur um eine nicht sehr umfangreiche, dem Absatz nach
beschränkte Produktion gehandelt haben.

Da Erzeugnisse der Hanau-Frankfurter, Nürnberger und Bayreuther Fabrik aus
der gleichen Zeit sich in großer Zahl in Museen und Privatsammlungen erhalten haben
und fortwährend noch auftauchen, müßte doch bei einer ausschließlichen und massen-
haften Herstellung die Ansbacher Familie recte Ware in viel größerer Menge erhalten
geblieben sein. Daß gerade diese köstlichen Stücke ein besonders unglückliches Schicksal
gehabt haben sollten ist doch kaum anzunehmen.

Das gleiche gilt für die teilweise oder ganz kalt bemalten Japanware imitieren-
den Fayencen. Wir treffen sie heute noch in verschiedenen Exemplaren u. a. im Ans-
bacher Schloß selbst an.

Es soll übrigens nicht unerwähnt bleiben, daß man in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts gewöhnliche Gebrauchsware, namentlich Maßkrüge in Schutzheim in
großer Masse mit Gold- und Lackfarben kalt bemalte, und daß gelegentlich auch in
Ansbach Maßkrüge in Blaumalerei mit Gold und Lack überdekoriert beziehungsweise
verschönert worden sind.

Neben diesen beiden merkwürdigen Erzeugnissen hat sich die Ansbacher Fabrik
natürlich mit der Herstellung gewöhnlicher Gebrauchsware beschäftigt; und dabei fast
stets die vier bekannten Scharffeuerfarben verwendet.
 
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