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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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22. Heft
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Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0733

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Sammlungen s Ausstellungen

705

gegenstände eröffnet, die Piet-Latanderie dem
Louvre, der Porzellanmanufaktur von Sevres,
der Nationalbibliothek und dem Museum von
Niort vermacht hat. G.

8

PETERSBURG —:

In allen Abteilungen der Kaiserl. Ermitage
wird mit Eifer an der Inventarisation der Kunst-
sammlungen gearbeitet, welche vom Hofministe-
rium, dem letztere unterstellt sind, infolge der
letzthin bekannt gewordenen Entwendungen
angeordnet worden ist. In Verbindung mit
dieser Inventur werden auch in der Gemälde-
galerie die Bilder neu gehängt, was natürlich
nur mit Freuden begrüßt werden kann, da
Kunstfreunde und Besucher der Ermitage auf
eine derartige Neuordnung bereits seit Jahren
warten. Hoffentlich wird es Herrn E. v. Liphardt,
weldier die neue Gruppierung leitet, gelingen,
trotz' des starken Raummangels und der sehr
ungenügenden Lichtverhältnisse der Ermitage,
deren Schätze in neuer, modernen Ansprüchen
mehr entsprechender Gestalt zu präsentieren.

P. E.

8

SPEYER — --

Das pfälzische Museum wird im Mai 1910
feierlich eröffnet werden.

AUSSTELLUNGEN

DIE AUSSTELLUNG SÜDDEUTSCHER
KUPFERSTICHE UND HOLZSCHNITTE
DES XV. JAHRHUNDERTS1)

die Direktor Dr. Pallmann für die Teilnehmer
des Internationalen kunsthistorischen Kongresses
im Äusstellungssaal der Kgl. Graphischen Samm-
lung veranstaltete, gab einen Überblick über
den süddeutschen Kupferstich und Holzschnitt
im XV. Jahrhundert. Der Reichtum der Mün-
chener Sammlung an Incunabeln dieses Gebietes
war an und für sich schon Gewähr für eine
Ausstellung von besonderem Wert. Direktor
Pallmann hat aber durch Auswahl des Besten
und Wertvollsten und der Blätter, an die sich
noch lange wichtige kunsthistorische Diskussionen

J) Als Ergänzung zu dem Bericht „Die Münchener
kunstgeschichtlichen Ausstellungen aus Anlaß des kunst-
historisdien Kongresses 1909“ in Heft 19 dieser Zeitschrift.

knüpfen werden, allen Forschern und Sammlern
einen Dienst von besonderem Reiz geleistet. —
Es wäre wohl das beste, wenn hier eine ein-
fache Liste der ausgestellten Blätter mit Angabe
der Nummern der betreffenden Handbücher auf-
gestellt würde. Da jedoch die Direktion der
Graphischen Sammlung in München gern an alle
Forscher und Sammler, die danach fragen, eine
solche Liste sendet, kann hier auf Niederschrift
und Lektüre einer gar zu großen Nummernreihe
verzichtet werden.

Nur einiges sei genannt und erwähnt. Den
Anfang macht der berühmte Holzschnitt von
Tegernseer Provenienz: Christus am Kreuz

(Sehr. 932). Der „hl. Sebastian“ (Sehr. 1677)
und die „hl. Dorothea“ (Sehr. 1395), die beide
aus einem Kodex des Klosters S. Zeno bei
Reichenhall genommen wurden, geben ebenfalls
unserer Kenntnis einen gewissen Halt. Daneben
waren noch andere, etwa gleichzeitige Holz-
schnitte ausgestellt, die Schreiber einem bayrisch-
salzburgischen Meister zuschreibt. Besonderes
Interesse wecken dann die phantastischen Tier-
gestalten auf zwei Blättern (Sehr. 2002). Sind
es Abdrücke von Modeln? Sind es deutsche
Zeichnungen und Erfindungen? Hat sie der
Meister E. S. inspiriert oder ist er von ihnen
beeinflußt worden? — Durch größeren deutschen
Text wird dagegen die „Messe des hl. Gregor“
(Sehr. 1960) nach Schwaben lokalisiert. Es ist
eine Darstellung, die durch künstlerisches Ge-
schick der Komposition auch auf den Eindruck
macht, der spezialgeschichtliche Aufgaben nicht
verfolgt. Der „Liebesbrunnen“ (Sehr. 1980) ist
sicherlich auch oberdeutsch — dem Texte nach —
ebenso wie der allerdings unvergleichlich feinere
hl. Sebastian von 1972 (Sehr. 1679). Ein Bei-
spiel, wie alte handschriftliche Besitzerzeichen
nicht den Ausschlag geben dürfen für die lokale
Bestimmung, gibt der Holzschnitt „Entweihung
des Sakraments durch die Juden zu Passau“
(Sehr. 1965). Das Blatt ist wohl sicher in Passau
geschnitten -— die Bemerkung mit der Feder
„Ättinet Tegernsee“ würde also ohne Text und
Textinhalt leicht trügen können. Nur wenige
und nur spätere Blätter sind mit dem Namen
des Zeichners oder Holzschneiders oder Ver-~
legers bezeichnet. So die Holzschnitte von
Hans Paur aus Nürnberg (um 1970), von Peter
Heckennagel (?) aus Ulm, von Hans Rist aus
Augsburg (um 1980), von Wolffgang Hamer
(um 1985). Merkwürdigerweise waren es oft
nicht gerade die besten Künstler, die ihre Holz-
schnitte mit vollem Namen signierten. So fallen
z. B. die beiden großen Einzelblätter (Sehr. 969
und 878) eines unbekannten Holzschneiders, be-
sonders gegen Hans Paurs Haustafel, durch
 
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