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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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23. Heft
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Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0766

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RUNDSCHAU

SAMMLUNGEN

GRIECHISCHE BRONZESTATUETTE

Das Kgl. Antiquarium in München
konnte durch besonderes Entgegenkommen des
Kgl. Staatsministeriums des Innern für Kirchen-

und Schulangelegenheiten eine wundervolle ori-
ginalgriechische Bronzestatuette eines nackten
Mädchens von 25 cm Höhe erwerben, die kürz-
lich in der Nähe von Saloniki gefunden wurde.
Während die Rückseite und die rechte Gesichts-
hälfte unversehrt und von einer schönen tief-
schwarzen Patina bedeckt sind, hat die Vorder-
seite etwas durch Oxydierung gelitten. Die Arme
waren besonders gegossen und fehlen jetzt.

Die Figur ruht auf dem rechten Fuße, der
linke berührt den Boden nur mit den Zehen-
spitzen. Der Kopf ist scharf zur rechten Seite
hingewendet und gesenkt, in den Äugen hat
sich noch die Silberfüllung erhalten. Das Haar
ist von einer in ihrer einfachen Anordnung sehr
reizvoll wirkenden Haube bedeckt, die vorne in
einer Schleife zusammengebunden ist; nur über
der Stirn wird ein Streifen der zierlichen Frisur
sichtbar, außerdem quellen einige Löckchen her-
vor. Die Ergänzung der Figur wird durch eine
antike Paste ermöglicht; der nach unten ge-
streckte linke Arm stützte sich auf einem nie-
drigen Pfeiler auf, so erklärt sich die stark er-
hobene Schulter, und die Schräge der Körper-
linie erhält als Gegengewicht die nötige Senk-
rechte. Der rechte stark nach rückwärts gehende
Arm hielt mit der erhobenen Hand einen Gewand-
streifen, der von dem Pfeiler aus, auf dem ihn
die andre Hand festhielt, hinter dem Körper
hergeführt war. Das Mädchen, eine Sterbliche,
nicht Aphrodite, ist zum Bade bereit und blickt
in sich versunken zu Boden oder auf ein zu
supponierendes Badebecken, wie es auch die
Paste zeigt. Die noch stark in der Relieffläche
gehaltene Figur, die knappe straffe Behandlung
des nackten Körpers weist auf die Zeit vor
Praxiteles und hierzu stimmt auch die Stilisierung
des Haares. Das Werk ist eine Fortsetzung der
Kunstart der neuerdings in Rom gefundenen
Niobide mit einem argivischen'Einschlag. Eine
ausführliche Behandlung der Statuette mit großen
Abbildungen werde ich im Münchner Jahrbuch
1910 Heft 1 geben. Dr. I. Sieveking.

BERGAMO

Die Galerie Carrara, bekanntlich eine hoch-
herzige Schenkung der Sammler Carrara, Lochis
und Morelli an ihre Vaterstadt, hat kürzlich
durch eine testamentarische Schenkung der Con-
tessa Maria di Caleppio eine stattliche Anzahl
von Bildern erhalten, welche einst die Sammlung
Luigi Bertoglio bildeten.

KRAKAU

Unter den verschiedenen Geschenken, welche
dem „Muzeum Narodowe“ zur Feier seines
25jährigen Bestehens dargebracht wurden, ragt
besonders ein silberner, vergoldeter Kelch aus
 
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