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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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23. Heft
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Entdeckungen
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0771

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Entdeckungen s Literatur

743

weil sie glaubten, Werke des Ducento (!) vor
sich zu haben, werden inzwischen Zeit gefunden
haben, sich eines Besseren zu besinnen. Eine
kurze Beschreibung möge sich anschließen: Die
monochrome Malerei nimmt in einer Länge von
etwa 7 Metern die eine Wand des Saales ein und
gliedert sich in drei Episoden. Links ist Judith
im Begriff, dem unter einem Zelte schlafenden
Holofernes den Kopf abzuschneiden, während
die Dienerin mit einem Korbe kniet. Rechts sieht
man, wie eine Inschrift erläutert, das belagerte
„Bettulia“, an dessen Mauern als Siegeszeichen
das Haupt des „Ellofernes“ aufgepflanzt ist.
Vor der Stadt erscheint„Juditta“ mit der Dienerin,
die sich ängstlich umwendet. In der Mitte ist
die Schlachtszene dargestellt. Der „Minotauro“
ist im Begriff, den Theseus mit einer Lanze zu
verwunden, während dieser mit einem Zwei-
händer auf den Sohn der Pasiphae losgeht.
Entgegen der Tradition ist der Minotaurus mit
einem Stierleibe und menschlichem Oberkörper
ausgestattet. Von den übrigen Kämpfenden ist
die Figur eines Trommlers ganz hübsch ge-
lungen. Unter dem Fresko ist, ebenfalls mono-
chrom, ein großblumiger Ärazzo gemalt, dessen
Zeichnung durch zwei Türchen unterbrochen
wird. Über der Tür rechts ist die Inschrift
„Lena“ (Helena oder Magdalena?) und in der
Mitte zwisdien den beiden Türen das Wappen
der Baglioni deutlich zu erkennen. Die Baglioni
hatten in der Umgegend von Collepepe das
Fendrum Collazzone und andere Besitzungen.
Zweifellos war auch das Haus, das die Fresken
beherbergt, Eigentum der mächtigen Familie,
und der bescheidene umbrisdte Lokalkünstler,
der hier in ihrem Aufträge gearbeitet hat, mag
sich an den längst zugrunde gegangenen
Malereien des Domenico Veneziano in Perugia
inspiriert haben.1) W. B.

MÜNZENFUND IN BELGIEN

In dem kleinen Orte Meujsen, in der Nähe
von Medteln gelegen, wurde an der „Slagveld“
(Schlachtfeld) genannten Stelle beim Güterbahn-
hof, einen halben Meter tief eine Schachtel ge-
funden, in der sich 74 vorzüglich erhaltene,
seltene Münzen aus der Zeit der Karolinger
befanden. Dieselben werden von dem Kon-
servator des Cinquantenaire-Museums als Mün-
zen Karls des Großen und seiner Söhne erklärt,
etwa 50 derselben speziell Ludwigs des From-

') Ober den Palast des Braccio Baglioni in Perugia
und die traditionell dem Domenico Veneziano zuge-
schriebene Folge von „Uomini illustri“ siehe Repert. f.
Kunstw. 1909 XXXII, p. 295-301.

men. Huch einige Schmuckgegenstände mit
Ornamenten, teilweise vergoldet, befanden sich
dabei. Es wird vermutet, daß der Schatz zur
Zeit der Schlacht bei Löwen 892 von seinem
Besitzer aus Furcht vor den Normannen ver-
graben wurde. F. M.

ASSISI

Prof. Francesco Filippini hat im Archiv
des Collegio Älbornoziano in Bologna Doku-
mente entdeckt, aus denen sich ergibt, daß nicht
Buffalmacco oder Pace di Faeaza, wie mn
früher annahm, sondern Andrea da Bologna
und Pace di Bartolo aus Assisi im Jahre 1368
die Fresken in der Cappella S. Caterina der
Unterkirche von S. Francesco gemalt haben.

Das Refektorium des Klosters ist in seiner
ursprünglichen Gestalt auf Staatskosten wieder
hergestellt worden. B.

FABRIANO

Beim Bau des neuen Postgebäudes wurden
auf der Stätte des niedergerissenen Klosters
S. Francesco kürzlich Reste von Fresken aus
der Schule von Fabriano entdeckt. B.

:«■ .

LITERATUR

FRANZÖSISCHE LITERATUR

William Ritter veröffentlicht in der November-
nummer von L’Ärt et les Artistes eine eingehende
Studie über die jüngste deutsche Malerei. Der
reich illustrierte Aufsatz ist sehr geeignet, der
deutschen Malerei in Frankreich ein größeres
Publikum zu erobern. In derselben Nummer
spricht Paul Vitry über Jean-Antoine Houdon.

* *

*

Urbin Mengin hat in der Sammlung „Les
maitres de I’art“ einen Band über Benozzo
Gozzoli mit 24 Abbildungen herausgegeben.

* *

*

I. Stein veröffentlicht in den Annales du Midi
eine Studie über den Architekten Jean de Be-
anjen des XVI. Jahrhunderts.

* - *

*

Unter dem Titel „Costumes Europeens du
XVII. au XIX. siede“ gibt die Verlagsbuchhand-
lung Ch. Eggiman in Paris ein großes, 60 farbige
Tafeln umfassendes Prachtwerk zum Preise von
90 Frank heraus.
 
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