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Der Cicerone
Heft 24
eine Persönlichkeit war, die innerhalb der deut-
schen Kunst die Eigenart ihrer künstlerischen
Stellung bewahren wird. Q. E. Lüthgen.
MÜNCHEN
Die organisatorischen und baulichen Vorar-
beiten für die Ausstellung von Meisterwerken
mohammedanischer Kunst sind nunmehr
in vollem Gange und werden unter Aufbietung
aller Kräfte so energisch gefördert, daß erhofft
werden kann, daß die Ausstellung bei ihrer
Eröffnung im Mai ein abgerundetes Gesamt-
bild darstellen wird. Die hier zum ersten Male
erfolgende Zusammenstellung der wichtigsten
Kunstdenkmäler der mohammedanischen Welt,
insbesondere aus ihrer Vergangenheit, wird als
ein kunst- und kulturgeschichtliches Ereignis
der Ausstellung München 1910 ein internatio-
nales Interesse verleihen, zumal da fast alle
Nationen durch Darbietung von Sammlungs-
schätzen an dem Unternehmen beteiligt sind.
Handelt es sich doch nicht nur um Kunstwerke
der Malerei, Plastik, Teppidiproduktion und des
eigentlichen Kunstgewerbes jeder Art, son-
dern auch um die mannigfaltigsten Dinge des
täglichen Gebrauches aus alter Zeit. Bei
der überaus verfeinerten Kultur der mohamme-
danischen Völker und Höfe waren schließlich
alle Dinge zu Gebilden edelster Kunstform aus-
gestaltet worden. Daher wird die Ausstellung
auch Waffen, Kanonen, Zelte, Fahnen, Stand-
arten, Sättel, Geschirre, Trophäen, Bücher, Mu-
sikinstrumente, Stoffe, Kostüme usw. in großer
Fülle umfassen und hierdurch, wie durch Ein-
beziehung der verschiedenen Türkenbeuten
aus den Türkenkriegen die Teilnahme weitester
Volkskreise an sich fesseln. Ein Kreis Münchener
Künstler ist mit den Entwürfen zur Ausgestal-
tung der Hallenbauten und zur Materialgrup-
pierung beschäftigt; man ist hierbei bestrebt,
ein Gesamtbild zu erzielen, innerhalb dessen
die Pracht der orientalischen Schätze in ruhigem
Rahmen sich voll entfalten kann.
Die große Prinz Ludwighalle wird nach
Entwürfen Prof. Dr. Theodor Fischers zu
einem Festsaal umgewandelt, an weichen sich
die erforderlichen Nebenräume anschließen. Fer-
ner erfährt der Süd park eine durchgreifende
Umgestaltung insbesondere durdr Anpflanzung
von Bäumen und Rasenflächen im unmittelbaren
Anschluß an die prächtigen alten Bestände des
Bavariaparkes. Großes Interesse wird hier die
Ansiedelung orientalischer Handwerker
finden, welche bereits in Konstantinopel ange-
worben worden sind, um hier in einem archi-
tektonisch entsprechend ausgestalteten Gebäude
ihre heimischen Kunstfertigkeiten im Betriebe
vorzuführen.
PÄRIS
Die Galerie Drouot veranstaltete eine Aus-
stellung von römischen Aquarellen und dekora-
tiven Panneaus für den Marquis de Magallon
d’Argens von Pierre Laprade.
Dieser Darbietung folgte ein gut ausgewähl-
ter und umfassender Überblick über das Schaffen
des in Paris lebenden Norwegers Edward Diriks,
die das schöne Können dieses reich begabten
Malers in das beste Licht rückte. Die luftige
Freiheit, die wogenden Farbenharmonien sind
ein prachtvoller Abglanz der nordischen Natur.
Diriks wird ebenso sehr einer milden Lyrik wie
einer aufwühlenden Dramatik im Naturleben
gerecht und findet für seine vielfältigen Im-
pressionen stets einen schlichten und mächtigen
Ausdruck. Die markige Hünengestalt von Diriks
zählt in Paris zu den bekanntesten Erscheinungen ;
indessen sein Heimatland dem Fünfziger die
schuldige Anerkennung weigert.-
Die Galerie Bernheim Jeune & Cie. stellte
den Bildhauer und Maler Rene Quillard und
den Maler Frederic de Madrazo den Parisern
in einer Sonderausstellung vor.
Durand-Ruel stellte in seinen Räumen eine
Sammlung von Aquarellen des Südfranzosen
Binet zusammen.
Die Galerie Weill bot eine retrospektive Aus-
stellung des Belgiers Henri de Groux.
Die Gesellschaft der französischen Maler-
radierer war bei Derambez zu Gast. In dem
Ensemble erschienen 6 Radierungen von Lieber-
mann sehr bedeutend.
Der Verein „Die Original-Gravüre in Schwarz“
trat in der Galerie Allard auf.
Unter dem Titel „Mademoiselle“ stellte eine
neue Gruppe Pariser Malerinnen in der Galerie
Beautonin aus. Die 20 Arbeiten von Olga
von Boznanska machten einen bedeutenden
Eindruck.
Die Societe internationale de peinture et
sculpture vereinigte sich bei Georges Petit.
Ebendort fand eine Ausstellung älterer und
neuerer Maler statt unter dem Titel: La Comedie
humaine.
In einem besonderen Saal zeigte die Nor-
wegerin Borghilde Arnesen wundervolle
Kupferarbeiten. 0. G.
Der Cicerone
Heft 24
eine Persönlichkeit war, die innerhalb der deut-
schen Kunst die Eigenart ihrer künstlerischen
Stellung bewahren wird. Q. E. Lüthgen.
MÜNCHEN
Die organisatorischen und baulichen Vorar-
beiten für die Ausstellung von Meisterwerken
mohammedanischer Kunst sind nunmehr
in vollem Gange und werden unter Aufbietung
aller Kräfte so energisch gefördert, daß erhofft
werden kann, daß die Ausstellung bei ihrer
Eröffnung im Mai ein abgerundetes Gesamt-
bild darstellen wird. Die hier zum ersten Male
erfolgende Zusammenstellung der wichtigsten
Kunstdenkmäler der mohammedanischen Welt,
insbesondere aus ihrer Vergangenheit, wird als
ein kunst- und kulturgeschichtliches Ereignis
der Ausstellung München 1910 ein internatio-
nales Interesse verleihen, zumal da fast alle
Nationen durch Darbietung von Sammlungs-
schätzen an dem Unternehmen beteiligt sind.
Handelt es sich doch nicht nur um Kunstwerke
der Malerei, Plastik, Teppidiproduktion und des
eigentlichen Kunstgewerbes jeder Art, son-
dern auch um die mannigfaltigsten Dinge des
täglichen Gebrauches aus alter Zeit. Bei
der überaus verfeinerten Kultur der mohamme-
danischen Völker und Höfe waren schließlich
alle Dinge zu Gebilden edelster Kunstform aus-
gestaltet worden. Daher wird die Ausstellung
auch Waffen, Kanonen, Zelte, Fahnen, Stand-
arten, Sättel, Geschirre, Trophäen, Bücher, Mu-
sikinstrumente, Stoffe, Kostüme usw. in großer
Fülle umfassen und hierdurch, wie durch Ein-
beziehung der verschiedenen Türkenbeuten
aus den Türkenkriegen die Teilnahme weitester
Volkskreise an sich fesseln. Ein Kreis Münchener
Künstler ist mit den Entwürfen zur Ausgestal-
tung der Hallenbauten und zur Materialgrup-
pierung beschäftigt; man ist hierbei bestrebt,
ein Gesamtbild zu erzielen, innerhalb dessen
die Pracht der orientalischen Schätze in ruhigem
Rahmen sich voll entfalten kann.
Die große Prinz Ludwighalle wird nach
Entwürfen Prof. Dr. Theodor Fischers zu
einem Festsaal umgewandelt, an weichen sich
die erforderlichen Nebenräume anschließen. Fer-
ner erfährt der Süd park eine durchgreifende
Umgestaltung insbesondere durdr Anpflanzung
von Bäumen und Rasenflächen im unmittelbaren
Anschluß an die prächtigen alten Bestände des
Bavariaparkes. Großes Interesse wird hier die
Ansiedelung orientalischer Handwerker
finden, welche bereits in Konstantinopel ange-
worben worden sind, um hier in einem archi-
tektonisch entsprechend ausgestalteten Gebäude
ihre heimischen Kunstfertigkeiten im Betriebe
vorzuführen.
PÄRIS
Die Galerie Drouot veranstaltete eine Aus-
stellung von römischen Aquarellen und dekora-
tiven Panneaus für den Marquis de Magallon
d’Argens von Pierre Laprade.
Dieser Darbietung folgte ein gut ausgewähl-
ter und umfassender Überblick über das Schaffen
des in Paris lebenden Norwegers Edward Diriks,
die das schöne Können dieses reich begabten
Malers in das beste Licht rückte. Die luftige
Freiheit, die wogenden Farbenharmonien sind
ein prachtvoller Abglanz der nordischen Natur.
Diriks wird ebenso sehr einer milden Lyrik wie
einer aufwühlenden Dramatik im Naturleben
gerecht und findet für seine vielfältigen Im-
pressionen stets einen schlichten und mächtigen
Ausdruck. Die markige Hünengestalt von Diriks
zählt in Paris zu den bekanntesten Erscheinungen ;
indessen sein Heimatland dem Fünfziger die
schuldige Anerkennung weigert.-
Die Galerie Bernheim Jeune & Cie. stellte
den Bildhauer und Maler Rene Quillard und
den Maler Frederic de Madrazo den Parisern
in einer Sonderausstellung vor.
Durand-Ruel stellte in seinen Räumen eine
Sammlung von Aquarellen des Südfranzosen
Binet zusammen.
Die Galerie Weill bot eine retrospektive Aus-
stellung des Belgiers Henri de Groux.
Die Gesellschaft der französischen Maler-
radierer war bei Derambez zu Gast. In dem
Ensemble erschienen 6 Radierungen von Lieber-
mann sehr bedeutend.
Der Verein „Die Original-Gravüre in Schwarz“
trat in der Galerie Allard auf.
Unter dem Titel „Mademoiselle“ stellte eine
neue Gruppe Pariser Malerinnen in der Galerie
Beautonin aus. Die 20 Arbeiten von Olga
von Boznanska machten einen bedeutenden
Eindruck.
Die Societe internationale de peinture et
sculpture vereinigte sich bei Georges Petit.
Ebendort fand eine Ausstellung älterer und
neuerer Maler statt unter dem Titel: La Comedie
humaine.
In einem besonderen Saal zeigte die Nor-
wegerin Borghilde Arnesen wundervolle
Kupferarbeiten. 0. G.