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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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24. Heft
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Denkmalpflege
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Entdeckungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0809

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Denkmalpflege s Entdeckungen

779

DENKMALPFLEGE

ÄQUILÄ

In der Kirdie S. Bernardino wird das Mauso-
leum des genannten Heiligen, ein Werk des
Silvestro Äriscola aus Äquila, von 1505, und
der Sarkophag der Contessa Maria Pereira di
Montorio mit der liegenden Gestalt der Con-
tessa im Zeitkostüm, ebenfalls eine Arbeit des
Äriscola, auf Veranlassung des Ufficio Regionale
durch Antonio Minori restauriert. wb.

LONDON

Von der Bath, der für das England des
XV11I. Jahrhunderts so typischen Stadt, drohenden
Zerstörung einerihrer charakteristischsten Straßen
und den Versuchen dieser Zerstörung entgegen-
zutreten war hier s. Z. die Rede. Leider sind
diese Versuche erfolglos gewesen. Soeben
meldet die Times, daß die Äbbruchsarbeiten be-
gonnen häben. F.

RIETI

Der Palazzo Comunale, dessen älteste Teile
aus dem Anfang des Trecento stammen, und
an dem Vignola einige Fenster entworfen hat,
der im Jahre 1703 durdi ein Erdbeben schwer
beschädigt, darauf durch den römischen Ärchi-
tikten Briani 1752 geschmackvoll im Stile der
Zeit restauriert, dann aufs neue 1898 durdi ein
Erdbeben teilweise vernichtet wurde, ist kürz-
lich im Inneren und Äußeren durch Prof. Cesare
Bazzani wieder hergestellt worden. Der schöne
preistöckige Bau mit offener Halle im Erd-
geschoß, mit Attika und Glockenturm als oberem
Abschluß, hat in seiner Struktur das Massige
des strengen Barockstils und in seinen Orna-
menten den Charakter des Heiter-Liebenswür-
digen behalten.

Die bisher provisorisch mit der Biblioteca
Comunale verbundene kleine Gemäldesammlung
soll in zwei Sälen des restaurierten Palazzo
Comunale aufgestellt werden. Unter den weni-
gen Bildern ist eine Madonna mit Heiligen (von
1464), das früheste uns erhaltene Werk des
Antoniazzo Romano, und das einzige signierte
Bild seines ältesten Sohnes Marcantonio, von
1511: Die aus S. Chiara stammende Auferstehung
mit den Heiligen Stefano und Lorenzo, in der
Lünette Gottvater zwischen S. Francesco und
S. Antonio, in der Predella die Geburt Christi,
sowie ein Triptychon eines Venezianers, die
Kreuzigung mit drei Heiligen zu jeder Seite,

L_

signiert: Hoc opus depinxit Zaninus Petri Äbi-
tator Veneciis in Strata Santi Apolinaris —
hervorzuheben. wb.

ROM

Das Unterrichtsministerium hat die Restau-
rierung der kleinen Renaissancekirche S. Eli—
gio degli Orefici beschlossen. Das leider
den meisten Romkennern unbekannte, in der
Nähe von S. Giovanni dei Fiorentini gelegene
stark baufällige Denkmal der römischen Hoch-
renaissance galt früher für ein Werk des Bai-
dassare Peruzzi und ward erst durch v. Gey-
müller seinem wahren Schöpfer, Raffael, zu-
rückgegeben. Der Grundriß stellt ein griechi-
sches Kreuz mit kurzen Armen und Kuppel dar.
Umbauten späterer Zeiten haben die Kirche
zum Teil entstellt; außen weisen nur Kuppel
und Laterne noch die ursprüngliche Form auf,
während das Innere ganz unverändert blieb.
Die Restaurierung wird sich im wesentlichen
auf eine bauliche Sicherung der architekturge-
schichtlich bedeutsamen Kirche beschränken. V.

ENTDECKUNGEN

EIN „NEUER“ DÜRER

Eigentlich ist er alles andere als „neu“. Schon
Kurfürst Maximilian 1. von Bayern hat ihn 1630
aus Nürnberger Privatbesitz erworben. Damals
bereits schrieb der bayerische Hofkammerrat
Widman an den Nürnberger Ratsherrn Lucas
Friedrich Behaim, daß „ an vielen orten dis
stükh von einer andern handen, und mit scha-
den rettochirt worden“ sei. In einem anderen
Brief heißt es, daß der Kurfürst, wenn er das
Bild nicht schon bezahlt hätte, es am liebsten
wieder zurückschicken würde, da er finde, „daz
dises stuckh von dem Dürrer nit gemalt, und
nur von seinen Sachen abkopirt worden, oder
ganz von andern Meister gemacht“ sei.

Spätere Zeiten dachten über das Gemälde,
das die heil. Anna selbdritt darstellt, nicht
anders. Schon in dem Inventar, das Reber 1892
in der Abhandlung „Max I. als Gemäldesamm-
ler“ abgedruckt hat, findet sich ein Zweifel an
der Echtheit des Gemäldes ausgedrückt; bei der
berüchtigten Versteigerung von 1852 trug man
dann kein Bedenken das Bild mit vielen ande-
ren wertvollen Stücken um ein Geringes loszu-
schlagen. Der Kaufpreis betrug 50 fl.; Käufer
war der Bildhauer Entres, der in der Folge mit
Broschüren usw. großen Skandal um das Bild
 
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