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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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1. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0049
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SAMMLUNGEN

fchöne Blumenftück von Courbet (1856) gegiftet.
Von Stäbli und Haider, die zur Umgebung Leibis
undBöcklins gehören, konnten drei Land fchaften
eingereiht werden. Schadiingers Bildnis feines
Vaters von 1871 gibt eine Vorftellung von den
Leiftungen der Piloty-Schule, aus der Leibi her-
vorwuchs.

HEIDELBERG Der Herzog von Sutherland
ftiftete den ftädtifchen Sammlungen eine topo-
graphifch und künftlerifch intereffante Änficht von
Schloß und Stadt Heidelberg von der Hand des
Jacques Fouquieres, die diefer um 1620 im
Auftrag Friedrichs V. gemalt hat. Die in großen
Äbmeffungen gehaltene Vedute war durch Life-
lotte in Orleansfchen Befits gelangt und hat lange
das Schloß von St. Cloud geziert, bis Philippe
Egalitel792 die gefamte Galerie in England ver-
weigern ließ. Ein bedeutender Teil der Kunft-
werke gelangte damals in den Befiß des Earl
Gower und fpäter durch Erbfchaft an die Her-
zoge von Sutherland. Das je^t in Heidelberg
aufbewahrte Bild war urfpriinglich in Stafford
Houfe untergebracht und wurde fpäter nach
Dunrobin Caftle in Nordfchottland überführt. Die
hochherzige Schenkung an die Heidelberger
Sammlung ift jedenfalls einer der eigenartigen
und erfreulichften Beiträge zum Kapitel: Aus-
wanderung englifchen Kunftbefitjes nach Deutfdr-
land. V.

KRAKAU Der bekannte Pianift J. Paderewski
hat der Stadt Krakau ein monumentales Denk-
mal des polnifchen Königs Wladyslaw Jagiello
zum Gefdienk gemacht, welches zum 500jährigen
Jubiläum der Schlacht bei Tannenberg (15. Juli
1410), wo das polnifche Heer unter Jagiello den
Deutfchorden befiegte, bereits fertiggeftellt fein
wird. Das Denkmal — eine Reiterftatue in Bronze
auf Marmorfockel mit vier fymbolifchen Grup-
pen — wird in Paris von dem polnifchen Bild-
hauer Wiwulski gefchaffen und foll den Preis
von ca. 300 000 Francs koften. P. E.

LEMBERG Der unlängft verftorbene Graf
Wojciech Dziedufzgcki hat feine private Ge-
mäldefammlung, die fich zum Teil auf feinem
Gut Jezupol, zum Teil in feiner Lemberger Woh-
nung befindet, der Städtifchen Gemäldegalerie
vermacht, wo die Bilder in einem befonderen
Saal Aufteilung finden füllen. Im ganzen find es
ca. 30 Bilder, meift alter Meifter. Es follen fich
darunter ein Frauenporträt von Piero della
Francesca und eine Madonna mit Jefuskind
von Cima da Conegliano befinden. P. E.

MANNHEIM Die ftädtifche Kunfthalle
in Mannheim, welche im Jahre 1907 die unter
Leitung Profeffor Dills arrangierte internationale
Kunftausftellung zur Feier des 300jährigen Grün-
dungsjubiläums der Stadt beherbergte, ift am
4. Dezember feierlidhft eröffnet worden, nachdem
die Zwifchenzeit dazu benützt worden war, die
notwendigen Reparaturen vorzunehmen, den Be-
ftand der Städtifchen Galerie, die fich aus ein-
zelnen Stiftungen, Vermächtniffen und Ankauf
zufammenfeßte, zu fichten und zu ordnen. Den
ziemlich planlos zufammengebrachten Beffß teilte
der neue Galeriedirektor Dr. Wiehert, ehemals
am Städelfchen Inftitut in Frankfurt a./M., in drei
große Gruppen, einmal in die fpiljpinfelige, fein-
detailierte Ätelierkunft, zu der auch die Hiftorien-
malerei gehört, dann in eine Gruppe der fog.
„wahrhaftigen Malerei“, bei welcher die Im-
preffioniften, Freilichtmaler ufw. vertreten find,
und drittens in die Gruppe der ftarken Perfön-
lichkeiten, an deren erfter Stelle Feuerbach, von
dem die Mannheimer Galerie vier Bilder befißt,
zu nennen ift. Ferner befindet fich im Beftande
der Galerie ein ausgezeichneter Thoma, ein guter
Kallmorgen, ein hübfeher Spitjweg, dann folgen
tropfenweife noch einige Namen, die einiger-
maßen guten Klang haben. Es war keine leichte
Aufgabe, diefe Scheidung zu finden und vorzu-
nehmen, nicht minder auch die gefchloffene Auf-
hängung in den leider fehr ungünftigen Räumen
des Erdgefchoffes der von Prof. Billing, Karls-
ruhe, erbauten Kunfthalle. Die meiften Räume
haben entweder fchlechtes oder zuviel Licht, oder
die geringe Wandfläche ift durch Türen und
Fenfter nochmals zerriffen. Man darf aber fagen,
daß es gelungen ift, die Bilder ausgezeichnet zur
Geltung zu bringen, fo daß die Räume nicht zu
leer und nicht zu voll wirken.

Manches der bisher in den dunklen Räumen
des Schloffes unfeheinbar gebliebene Bild wurde
gleichfam neu entdeckt, fo z. B. zwei ausge-
zeichnete Bildchen von Peter von Heß, eines zu
Düffeldorf 1792 geborenen, zu München 1871 ge-
worbenen Malers, deffen Werke eine ausge-
zeichnete Luftbehandlung aufweifen. Bildchen,
die ficher auch auf der Jahrhundertausftellung in
Berlin Äuffehen erregt hätten. An älteren Wer-
ken find aus dem Beftande der Städtifchen
Galerie noch zu erwähnen zwei ausgezeichnete
Andreas Achenbach, fowie zwei römifche
Bilder Oswald Achenbachs, zwei fehr gute
Wafferftudien Calames, eine prachtvolle Skizze
von Honore Daumier, „Der Kupferftichlieb-
haber“, zwei gute Grüjjner, darunter das be-
kannte Bild „Hinter den Kuliffen“, das die Mei-
ninger darftellt, ein brillantes Selbstporträt von
Michael Munkäcsy, drei typifche Landfchaften

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