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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0052

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AUSSTELLUNGEN

lierungspläne. Ferner praktifche und künftlerifche
Plapgeftaltung, Spiel-, Sport- und Übungspläpe,
Verkehrsmittel.

Ein forgfältig angelegter Führer, der fich durch
feine Vollftändigkeit als Städtehandbuch von
dauerndem Wert gibt, wird den Befucher durch
die fyftematifch geordnete flusftellung leiten, eine
Reihe von Vorträgen werden ihn in die ver-
fchiedenen Fächer des modernen Städtebaus ein-
führen. A. E. B.

BERLIN ImKunftgewerbe-Mufeum findet von
Mitte Januar bis Mitte März eine Äusftellung
IslamifcherBuchkunft ftatt, die kalligraphifche
Texte und Miniaturen, vornehmlich aus Perfien
und .Indien, umfaffen wird. Die Handfchriften-
abteilung der Kgl. Bibliothek, das Völkerkunde-
Mufeum fowie die Sammlungen Sarre und Schulz
werden durch Leihgaben vertreten fein. Als
intereffante Vorftufe der islamifchen Buchkunft
in Zentralafien wird man bei diefer Gelegenheit
die manichäifchen Manufkripte, die eine Aus-
beute der Turf an- Expedition gebildet haben,
kennen lernen. Kl.

Die Teppichhandlung Rex & Comp, zeigt
in ihren Äusftellungsräumen eine Reihe höcbft
intereffanter perfifcher Gebetsteppiche älteren Da-
tums. Es ift bekannt wie feiten derartige Stücke
auf dem internationalen, befonders aber auf
dem deutfchen Markte find; die gegenwärtige
Kollektion konnte auf Grund befonders günftiger
Umftände und Beziehungen zufammengebracht
werden und wird für jeden Teppichkenner von
höchftem Intereffe fein. Die meiften Stücke ftam-
men aus dem frühen 18., andere noch aus dem
17. Jahrhundert. Die verfchiedenen perfifchen
Schulen find darunter in lehrreichen Beifpielen
vertreten. Äuch einzelne Exemplare chinefifcher
und kleinafiatifcher Teppichkunft zieren die fehr
reichhaltige und befuchenswerte flusftellung.

DäRMSTäDT Die Äusftellung desDeutfchen
Künftlerbundes wird nunmehr beftimmt von An-
fang Juni ab in Darmftadt ftattfinden, nachdem
der Gropherzog das finanzielle Rifiko des Unter-
nehmens und die Garantie dafür übernommen
hat, dap auf der Äusftellung Ankäufe von Kunft-
werken in gewiffer Höhe gemacht werden. Die
Stadt Darmftadt ihrerfeits hat das Rusftellungs-
gebäude auf der Mathildenhöhe zur Verfügung
geftellt. Die lepte flusftellung des Deutfchen
Künftlerbundes hat in Weimar im Jahre 1906
ftattgefunden.

LONDON Die wichtigfte neueröffnete Äus-
ftellung ift die vom Burlington Art Club in
leinen Räumen (17 Savile Row) veranftaltete,

äuperft gewählte und fehr glücklich gehängte
Äusftellung Umbrifcher Meifter meift aus
englifchem Privatbefip. 67 Gemälde und zwei
Handzeichnungen sind vorhanden; darunter
Werke von Perugino, Pinturicchio, Rafael, Sig-
norelli, Piero dei Franceschi, Fiorenzo di Lo-
renzo usw. Von Piero dei Franceschis eigener
Hand dürfte wohl das ftrenge Bild aus Chrift
Church, Oxford: „Madonna mit Kind und Engeln“
ftammen; es weift Pieros von ficherem Stilgefühl
geleitetes und gebändigtes Äusgehen auf neue
künstlerifche Eroberungen auf. fluch ein viel
fchwächeres Bild aus feinem Kreife, offenbar von
feinem Schüler, findet fich hier. Übrigens ift
feine Madonna aus Oxford feinerzeit von G. F.
Watts reftauriert worden. — Von Perugino fieht
man u. a. zwei ganz auperordentlich fein mo-
dellierte Akte auf zwei flltarflügeln, den Heiligen
Sebaftian und den Heiligen Hierongmus dar-
ftellend (von Lady Wanlage geliehen). Den
herrlichen Akten fept Perugino dann Köpfe mit
feiner manirierten Nackenftellung und feinem
flugenauffchlag auf. — Raffael wird eine nicht
allzu anziehende Madonna mit Kind zuge-
fchrieben (viel feiner und von gropem maleri-
jchen Reiz ist eine folche von der Hand des
Fiorenzo di Lorenzo, die der verftorbene
G. Salting noch vor feinem Tode hergeliehen
hatte, und die er im Katalog als eins der
feinften Werke diefes Malers bezeichnet) und
fodann das Mittelftück einer Predella: Kreuz-
tragung, die zu dem von Pierpont Morgan
der National Gallery in London geliehenen
flntoniusaltar gehört. — Sodann pnden fich zwei
Knabenporträts, die beide Rafael in feinem
fechsten Jahre darftellen Jollen. Das eine ge-
hört Mr. Heseltine und foll von Ghirlandaio
ftammen: es ift ficherlich ein fein ausgearbeitetes,
forgfältig durchmodelliertes Knabenporträt auch
von malerifchem Reiz (eine alte Handfchrift auf
der Rückfeite befagt: „Rafaello Sanzi d’anni sei
nato di apr. 1483 Ghirlandaio dipinse“; der
Name Ghirlandaio ift offenkundig an Stelle eines
anderen ausgeriebenen Namen gefchrieben). Das
andere Bild, Mrs. Baillie Hamilton gehörig, ftellt
offenbar denfelben Knaben dar, ift aber künft-
lerifch ganz minderwertig im Vergleich zu dem
anderen; z. B. ift hier das übrigens viel hellere
Haar ein einziger Farbenklecks. Diefes Porträt
foll von Rafaels Vater Giovanni Santi ftammen.
Es trägt eine alte handfdiriftliche Unterfchrift:
„Rafaello Sanzi d’anni sei nato .... 6 apr.
1483 Sanzi Padre dipinse“. — Von Signorelli
finden fich u. a. zwei untereinander fehr ähn-
liche Madonnen mit Kind, die eine mit land-
fchaftlichem, die andere mit Goldhintergrund,
fchöne, faft leidenfchaftlich erfapte Stücke, grop

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