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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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2. Heft
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Ausstellungen
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Entdeckungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0093

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AUSSTELLUNGEN o ENTDECKUNGEN

BeiThannhaufer haben die ausgezeichneten
Schweizer Ämiet und Giacometti ausgeftellt.

Bei Brak] gibt Karl Reifer in einer Gefamt-
fchau eine Beftätigung feines Könnens als erfter
bayerifcher Gebirgsmaler.

Bei Heinemann drängte H. Lüdke zum Er-
ftaunen durch feine in eigenartiger Wachstechnik
ausgeführte Landfchaften. Eine Nachlaßausftel-
lung H. Älbrechts gab neue Einblicke in die
eigentliche Begabung des bekannten Humoriften
der Fliegenden Blätter, der tragifch geendet hat.

U.-B.

PARIS Im Mufee Galliera in Paris wurde Ende
Dezember eine Gefamtausftellung des Keramikers
Andre Methey eröffnet. Unter den 162 Arbeiten
waren etwa 34 verkäuflich, die fchon am Eröff-
nungstage bis auf zwei oder drei Stücke ver-
kauft wurden. Seit Jahrzehnten ftreben die Fran-
zofen nach einem neuen Stil im Kunftgewerbe,
und während diefer langen Zeit, die das trübfte
Kapitel des franzöfifchen Kunftgewerbes bildet,
ift nicht ein fo ftarkes Talent an die Öffentlichkeit
getreten wie Andre Methey. Die Schattenfeite
feines heutigen Ruhmes ift, daß er ihn nicht in
erwünfchtem Maße beglücken kann; denn in
15 Jahren bitterfter Not und härteftem Streben
ift er fchwindfüchtig geworden, fo daß er kaum
noch viele Jahre zu leben haben wird. Seine
Fayencen, Steinzeug- und Porzellanarbeiten find
tektonifch vortrefflich gearbeitet, ganz einfach
in der Form. Ihr künftlerifcher Wert liegt in
einer reichen, köftlichen Farbenwirkung. Die
koloriftifche Mannigfaltigkeit des Künftlers fcheint
fich in jeder Arbeit zu erweitern. Alle künftle-
rifdien Wirkungen find aus dem Material heraus
entwickelt, fo daß man alfo keiner aufgeklebten
Ornamentik begegnet. Selten hat in Paris eine
Ausftellung einen fo einmütigen Erfolg erzielt.
L’art decoratif veröffentlichte in der Dezember-
nummer einen reich und fchön illuftrierten Äuffaf3
über den Künftler. O. G.

ENTDECKUNGEN

DER RONDÄ-FUND (?) Ronda! Wenige
werden den Namen gehört haben. Nur wer
etwa von Gibraltar-Algeciras nach Ändalufien
eingezogen ift, wird fich dankbar erinnern, wie
nach langer Fahrt durch die einförmige, öde Hoch-
ebene plötzlich diefe Stadt dem Auge fich zeigte,
in reizvoller, malerifdier Lage. Von einem Kranz
hoher Berge umfchloffen. Das gibt ihr die be-
fondere Phyfiognomie. Ronda ift in den lebten
Wochen oft genannt worden, in Spanien begreif-
licherweife am meiften, dann in den europäi-

fchen Kunft- und Wiffenfchaftskreifen, last not
least in Amerika. Von hier kam auch der Mann,
der foviel von fich reden machen füllte. Mr.
Perin heißt er. Er kaufte vor etwa 3/4 Jahren
in Ronda die Casa del Rey Moro, Nr. 17 in der
Calle del Puente viejo, zu der jeder Fremde die
Schritte lenkt. Wie ein Lauffeuer verbreitete
fich nun vor wenigen Wochen die Kunde in den
Zeitungen, der genannte Nordamerikaner habe
ein herrliches Maurenfchloß in feinem frifch an-
geworbenenBefitjtum aufgefunden. Eine neueÄl-
hambra, die womöglich die ehrwürdige Schwefter
in Granada in den Schatten ftellen werde! Das
fpärliche Fremdenpublikum der Spätmonate ver-
fäumte nicht, bei feiner Reife durch Ändalufien
auch Ronda aufzufuchen, und wem das Glück
zurzeit noch nicht dazu verhalf, der wird gewiß
die Stadt auf fein Reifeprogramm für’s nahende
Frühjahr gefchrieben haben. Es wurden die
kühnften Gefchichten über die Ausgrabungsfunde
gerade in Madrid verbreitet. Die feltenften
Antiquitäten, fo fagte man uns, für die die
maurifchen Centren Cordoba, Sevilla, Granada
kaum Analogien bieten könnten, Vafen, die die
berühmte der Alhambra im „Saal der beiden
Schweftern“ und ihre jüngere Kollegin im Ma-
drider archäologifchen Nationalmufeum an künft-
lerifchem Wert iiberträfen, Münzen von Gold,
Silber und Kupfer aus den Zeiten der Römer
und Araber bis hinab zu Ferdinand VII. und
Isabella der Katholifchen, Schüffeln, Teller, Becken
für religiöfe Wafchungen, wertvolle Hängelampen,
Schwerter, Stickereien uff.! Ja, nodt mehr, die
zahllofen Arbeiter bei den Äugrabungen des
Älcäzar feien fogar auf die Gräber maurifcher
Könige geftoßen! Mr. Perin behauptete auch, im
Sultanspalaft zu Fes lägen die Pläne für das mau-
rifche Pantheon, und find wir richtig orientiert,
fo foll er den Sultan Muley Hafid in Tanger
zur Erwerbung des feltenen Maufoleums ver-
anlaßt haben.

Der Yankee bedurfte nun feinen Schäden zu-
liebe der ftaatlichen Hilfe. Das zuftändige Mi-
nifterium wurde alarmiert. Kunftverftändige
zitierte man: Sr. Pina, Moret, der auch einige
Münzen dem jungen König gezeigt hat, und den
Architekten D. Ricardo Veläsquez. Doch fieheda!
Jeßt zeigte fich der wahre Kern der Gefchichte.
Die angebliche, bedeutungsfdiwere Entdeckung
war nichts anderes als eine tolle Spekulation,
eine plump infzenierte amerikanifdte Mache
ohne Efprit, auf die allerdings taufende herein-
gefallen find. Die fdteinbar mühfam herausge-
hobenen, in ihrem langen Schlaf geftörten Schätje
waren blutjunge Erwerbungen aus den Händen
andalufifcher Antiquare, deren Namen zum Teil
ohne irgendwelche Mühe ermittelt werden konn-

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