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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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4. Heft
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Braun, Edmund Wilhelm: Die Büste Kaiser Josefs I. von Kändler
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0150

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DIE BÜSTE KAISER JOSEFS I. VON KÄNDLER

Von E. W. BRÄUN -TROPPÄU

In [einer Biographie Kändlers berichtet Sponfel1 von einer „Reihe der Kaifer Habsburgi-
fchen Stamms“ in großen Büften für den Wiener Hof. Nach Sponfel befijjt das
Dresdener Kunftgewerbemufeum eine derfelben, die des Kaifers Ferdinand I. Berling2
verweift fernerhin auf eine größere Anzahl derfelben im böhmifchen Schlöffe Dux, das
dem Grafen Waldftein gehört. Pazaurek3 endlich gibt eine Lifte der zu Dux erhaltenen
Stücke, unter denen fich auch die des Kaifers Jofef I. befindet. Vor einigen Jahren fah
ich außerdem im Münchener Kunfthandel (Julius Drey) eine Büfte des Kaifers Matthias,
allerdings etwas im Brande verzogen, jetjt bei Major von Einem in Sangerhaufen.

J. J. KÄNDLER, Büfte Wien, Galerie Lieditenftein

Kaifer Jofefs I.

Ein weiteres bisher unbekanntes
Exemplar ift das hier abgebildete
aus dem Befifee des regierenden
Fürften von und zu Liechtenftein
(Wien, Galerie, II. Stock, Porzellan-
zimmer), das von hervorragender
Qualität ift. In den Wiener Hof-
fammlungen befindet fich übrigens
keines der Kändlerfchen Modelle.
Alle farbigen bisher der Wiffen-
fchaft bekannt gewordenen Büften
find unbemalt und wohl auch kaum
für eine Dekorierung gedacht.

Die Sockelhöhe beträgt 14,2 cm,
der Sockel felbft hat die Schwer-
termarke mit zwei Punkten; an
der Büfte felbft, die 35 cm hoch ift,
befindet fich keinerlei Marke oder
Signatur.

Diefelben Vorzüge, die Sponfel
bei dem Dresdener Exemplar be-
merkt, weift das Wiener Stück in
vielleicht noch höherem Maße auf,
nämlich die „ fcharfe prägnante
Charakteriftik, die Porträtmäßigkeit
und den habsburgifchen Typus“.
Das Charakteriftifche ift vortrefflich
betont, die vornehme majeftätifche
Ruhe des ftolz zurückgelegten Kop-
fes, der von einer prächtig model-

1 J. L. Sponfel, Kabinettftücke der
Meißener Porzellanmanufaktur von
J. J. Kandier, Leipzig, Klinkhardt und
Biermann, S. 147.

2 Beding, Meißner Porzellan, Leipzig
1900. Änm.232, S. 173.

3 Mitteilungen des Nordbchmifdien
Gewerbemufeums, XXIII. 1905. S. 113.

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