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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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5. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0199

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AUSSTELLUNGEN

AUSSTELLUNGEN

BERLIN Im SALON CÄSSIRER ift jefet eine
Äusftellung zu fehen, die eine pikante Zufpißung
dadurch bekommt, daß Repräfentanten zweier
bis unlängft feindlicher Lager innerhalb der Se-
zeffion vertreten find, und zwar von dem alten,
hinausgewählten Vorftand: Theo von Brockhufen,
und von den beharrlichen Neuen: Beckmann.
Gerade diefe Äusftellung ift wie wenige ge-
eignet, darzutun, wie der foeben beigelegte
Zwiefpalt in unferer Moderne nicht fo fehr auf
künftlerifche Kontroverfen zurückzuführen ift, als
vielmehr auf wirtfchaftliche Differenzen. Es ift
müßig, jeßt diefe Vorfälle zu erörtern, nament-
lich, da auch Caffirer, der dem Vorftande der
Sezeffion nicht mehr angehört, durch Aushei-
lungen, wie diefe, den Willen zeigt, beide Par-
teien zu Worte kommen zu laffen.

Gleichwohl ift nicht zu leugnen, daß gerade zwi-
fchen Brockhufen und Beckmann ein prinzipieller
Gegenfaß befteht, wie er eben oft zu Spaltungen
der Malergruppen führte. Soll man ihn in eine
Formel faffen, dann dürfte fie ungefähr fo lauten,
daß, wenn für Beckmann die Farbe Mittel zum
Zweck einer malerifchen Wiedergabe des Ge-
fehenen ift, fie für Brockhufen den Zweck fchlecht-
hin darftellt. Infofern wandelt der „Neuerer“
Beckmann in den Bahnen, welche der verpönte
Liebermann, Corinth und Genoffen erfchloffen
haben, wo der Ändere neue Gebiete zu erobern
verfucht. Tatfächlich kann man beobachten, daß
der Erfte im Augenblick, wo ihn der Gegenftand
ftark feffelt, alfo etwa beim Doppelbildnis, die
rein malerifchen Momente zurückdrängt, zu-
gunften des Ausdrucks; noch mehr ift dies
zu fehen beim Porträt der Gräfin K., das fchon
zur Karikatur neigt. Ändererfeits kann man
nicht umhin, feftzuftellen, daß Brockhufen mit
feinem „ftarren Syftem“ nicht auszukommen ver-
mag und, wenn er auch weite Flächen durch die
reine Konfiftenz der Farbenmaterie in der Er-
fcheinung treffend wiedergibt, doch fefte Objekte
darin, Pfähle, Kähne, Baumftämme mit einer
unlogifchen Gegenftändlichkeit hineinfeßt. Denn
konfequent wäre es, wenn man fich fchon ent-
fchließt, die Materialität feines Sehkreifes zu
leugnen, diefen Grundfaß durchweg anzuwenden;
Brockhufen geht aber fogar fo weit, die Umriffe
mit fchwarzem Kontur anzugeben! Infofern
befriedigen eher die Farbenzufammenftellungen
eines Nauen, troß feiner offenbaren Anlehnungen
an Cezanne.

Die „heilige Stunde“ von Hodler bereichert
das Bild, das man von dem Künftler hat, kaum
um einen neuen Zug. Wenn man die ßächen-
hafte Aneinanderreihung von gleichartigen Ge-

ftalten als Kompofition zu empfinden imftande
ift, dann kann man das Gemälde fogar vorzüg-
lich finden. Denn in der Zeichnung und in der
Äusdrucksfähigkeit der Gelenke ift es — wie
immer — brillant. J. B—h.

DRESDEN WÄNDER-AUSSTELLUNGEN
DES KÖNIGL. KUNSTGEWERBE-MUSEUMS.
Um feine Beftände nach Möglichkeit auch der
Provinz zugute kommen zu laffen, veranftaltet
das Mufeum Wander-Äusftellungen. So ift zur-
zeit eine reichhaltige Gewebefammlung unter-
wegs, welche in den für die fächfifche Textil-
induftrie bedeutfamften Orten, zumeift in den
höheren Webfchulen gezeigt wird. Die Samm-
lung umfaßt ungefähr 350 Stück von Geweben
aller Arten und aller Zeiten — von koptifchen
Textilien an bis zu denen des Empireftils. Die
Äusftellung, die in jedem Ort durch die Mufeums-
verwaltung felbft eingerichtet und durch den
Vorftand des Mufeums mit einem hiftorifchen
Überblick eröffnet wird, ift bisher je vier Wochen
in Zittau und Meerane gezeigt worden und
geht nun weiter nach Reichenbach i. V., Glauchau
und Werdau. — Eine Sammlung von ungefähr
200 Stück Spißen und Weißftickereien des
17. und 18. Jahrhunderts (hauptfächlich fran-
zöfifchen, belgifchen und deutfchen Urfprungs)
war bisher in der königl. Kunftfchule für Textil-
induftrie zu Plauen ausgeftellt und ift jeßt nach
Eibenftock, einem Hauptort der Spißenklöp-
pelei, gekommen. Roch.

LONDON MESSRS. AGNEWS OLD BOND
STREET GALLERIES. Messrs. Ägnew haben
ihre jährliche Äquarellausftellung eröffnet, deren
Glanzpunkte wie fo oft eine Reihe Turner aus
den verfchiedenen Schaffensperioden des Künft-
lers find. Das fchönfte Stück der Turner ift wohl
Nr. 30 „Carnarvon Castle“ mit feinem Sonnen-
untergangeffekt, der hier keineswegs zum „Feuer-
werk“ ausartet. In ihm vermählt fich eine
fichere Struktur mit faft hingehauchtem Traum-
gebilde, wie das in Turners eigenften und ge-
lungenen Schöpfungen ftets der Fall ift, denn
aus gehabten und ficher aufgenommenen Ein-
drücken erftehen ihm eigene Vifionen, gleichfam
die Ideen der konkreten Gegenftände, die Seelen
der Leiber. Von J. R. Cozens finden fich auch
einige wertvolle Bilder, vor allem Nr. 19, 21
und 44. Sehr fchon in dem Reichtum der Farben
ift Boningtons „Tod Lionardos“. Aus der Zahl
der übrigen feien noch erwähnt Stücke von
T. Girtin, P. de Wint, David Cox, ein Werk von
Simeon Salomon ufw. Einige Franzofen, vor
allem H. Harpignies, und Niederländer, Israels,

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