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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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9. Heft
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Mayer, August Liebmann: Die Sammlung D. José Lazaro Galdeano in Madrid
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0358

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DIE SÄMMLUNG D. JOSE LÄZÄRO GÄL-

DEÄNO IN MÄDRID Von ÄUGUST L. fflÄYEH

Mit 7 Abbildungen auf 1 Tafel

Größere Privatfammlungen von Kunftwerken findet man in Spanien verhältnismäßig
[eiten, die bedeutendften in Madrid. Von diefen find die der Herren Pablo-Bofch,
Hureliano de Beruete und Richard Traumann durch ihre Bilder von Greco, Goya und ihre
Ältniederländer bereits weiteren Kreifen bekannt geworden. An Quantität wie an Qualität
fteht ihnen aber die Sammlung von D. Lazaro Galdeano nicht nach, die der Befißer in
feinem neuen vor kurzem vollendeten weiträumigen Palais mit überaus künftlerifchem Ge-
fchmack aufgeftellt hat. Sie umfaßt alle Gebiete der Kunft und des Kunftgewerbes; be-
fondere Beachtung verdienen aber neben den mittelalterlichen Goldfchmiedearbeiten die
Gemälde, deren Zahl über 300 beträgt.

Ausgezeichnet find die fpanifchen Primitiven vertreten. Man fieht neben einem
reizvollen Triptychon mit thronender Madonna, Petrus und Paulus, einer bezeichneten
Arbeit des Juan Hispalenfe (—Juan aus Sevilla, ca. 1440) namentlich Werke der ara-
gonefifchen Schule; fo jene Madonna mit dem Stifter Sperandeu, 1439 datiert, die
aus der Schule des Meifters der Madonna im Städelfchen Inftitut in Frankfurt ftammt
(Äbb. 1), einen [ehr plaftifch gearbeiteten „heil. Michael“ und „Johannes d. T.“, ca. 1460
anzufeßen, weiter eine Tafel aus dem leßten Viertel des Jahrhunderts, die ftark füd-
franzöfifchen Einfluß zeigt und Chriftus am Kreuz mit Maria, Johannes und Magdalena
auf der einen und Petrus, Auguftin und Antonius Abas auf der anderen Seite darftellt
(Abb. 2). Aragonefifch fcheint mir auch die zu Ausgang des 15. Jahrhunderts entftandene
merkwürdige Tafel mit Magdalena, Maria Salome und einem männlichen Heiligen zu fein,
ein Werk von ftarker Plaftik, bei dem der fehr liebevoll behandelte Fliefenboden befondere
Beachtung verdient (Äbb. 3).

Der Kaftilifchen Schule gehört jenes Triptychon aus Avila — mit der Geburt Chrifti
als Haupttafel — an, das Bertaux mit der früher dem Dalmau zugewiefenen „Ildefons
Kafelverleihung“ im Parifer Musee de l’art decoratif in Verbindung hat bringen wollen.
Doch ftammt die leßtgenannte Tafel ficher von einem Meifter der nordweftkaftilifchen Schule
(fie befand fich ja ehedem auch in Valladolid), während ich das Triptychon von Avila für
ein Jugendwerk jenes Künftlers halten möchte, der mit einem durch Schongauerfche Stiche
beeinflußten Meifter zufammen den fechsteiligen Marienlebenaltar gemalt hat, der fich jeßt
im Prado befindet. Auf ein verfchollenes Werk des Meifters von Flemalle geht das
Knieftück einer [äugenden Madonna zurück und von einemNachahmerMemlings rührt
das intereffante Bruftbild des Juan de Caftilla her (Abb. 4).

Unter den fpanifchen Gemälden des Cinquecento ift die eindrucksvolle Kreuztragung
von Luis de Morales befonders hervorzuheben. Im Madrider Kunfthandel befanden fich
vor kurzem zwei Kopien nach diefem Werk.

An diefer Stelle fei auch des eigenartigen lionardesken jugendlichen Criftuskopfes
Erwähnung getan, deffen emailartiges Karnat mit den lichtpurpurnen Tönen etwas an
Arbeiten der franzöfifchen Schule erinnert.

Von den großen Spaniern des Seicento ift Ribera durch einen bezeichneten heil. Do-
minikus vertreten. Murillo wird das eindrucksvolle Knieftück des „heil. Diego vonÄlcalä“
zugewiefen, doch hat das fchöne Werk aus Gründen der Technik wie der Kompofition
nichts mit diefem Meifter zu tun. Es fcheint mir weit eher eine Arbeit des Juan Rizi zu
fein (Äbb. 5). Von P. Caxes findet man ein Porträt des Lope de Vega und von Juan
Carreno das Bildnis des D. Fernando Valenquer.

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