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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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9. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0382

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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

Criftoph von Soltern, dem fpäteren Erzbifchof
von Trier, einen Doppeldukaten (Nr. 924) auf
die Erbauung des Schloffes zu Bruchfal im Jahre
1726, einen Taler (Nr. 1031) Friedrich II. des
Weifen als Reichsftatthalter vom Jahre 1522 ufw.
— Die Angabe „Gold“ bei Nr. 398 auf Tafel III
ift, wie der Text befagt, als „vergoldet“ zu ver-
gehen. Eine Reihe moderner Medaillen und
eine Abteilung von Büchern numismatifchen,
heraldifchen und trachtenkundlichen Inhalts bildet
den Schluß des Kataloges. M. B.

MÜNCHEN Auktion antiker Münzen.
Dr. Jakob Hirfch, verweigert am 23. und
24. Mai eine hochbedeutende Kollektion antiker
Münzen. Zur Auktion gelangen 1. Doubletten
des Kgl. Münzkabinetts in Berlin, die fich aus
dem Ankauf der Sammlung Arthur Löbbecke
in Braunfchweig ergeben haben, Italien, Sizilien,
Thracien und Macedonien umfaffend. 2. Grie-
chifche Münzen aus dem Nachlaffe eines be-
deutenden auswärtigen Sammlers. 3. Römifche
und byzantinifche Münzen aus dem Befitje eines
bekannten franzöfifchen Amateurs. Jeder Sammler
hält heute mit Recht große Stücke auf gute Pro-
venienz. Diefe ift am beften gegeben, wenn
die Stücke entweder aus altem Mufeumsbeftande
ftammen oder wenn fin eine Empfehlung durch
die kompetenteften Numismatiker, durch deren
Hände die Münzen gegangen find, erfahren
haben. Neben diefem Vorzug befiljen die zur
Verfteigerung gelangenden Doubletten des Ber-
liner Kabinetts den einer ausnahmslos vor-
trefflichen Erhaltung. Durch hervorragende Sel-
tenheit zeichnen fich befonders folgende Stücke
aus: Drei Didrachmen von Metapont (Nr. 22, 24
und 25), wovon die erfte eine Arbeit des Meifters
Äriftoxenos, die dritte fcheinbar unediert ift.
Nr. 24 ift ebenfo künftlerifch wie numismatifch
hochbedeutend und ift bisher nur in zwei Exem-
plaren bekannt geworden. Thurium und Velia
find durch einige vorzügliche Exemplare vertreten
wie Nr. 32 und 34 bis 36. Eine euböifche Te-
tradrachme von ungewöhnlich hohem Relief und
breitem Flan ftammt aus der Sammlung Sallet.
Den Glanz derBerlinerDoublettenfammlung bildet
eine ftattliche Reihe fizilifcher Münzen. Meifter-
werke pzilifcher Stempelfchneidekunft find die
beiden Tetradrachmen von Agrigent (Nr. 58 und
59). Faft vollftändig ift die Serie von Namen
der bedeutendsten griechifch-fizilifchen Stempel-
fchneider vertreten: Kimon, Euainetos, Euklei-
des, Parmenides, Phrygillos, Eumenos, Hera-
kleidas, Äriftoxenos, Kleudoros, Exakeftidas und
Choiron. Wirklich ein Kabinettftück erften Ranges
ift durch feine wundervolle Schönheit und durch
feine große Seltenheit die Tetradrachme von Se-

gefta (Nr. 84).1 Das Äversbild einer zweiten Se-
gefta-Tetradrachme (Nr. 85), einen jugendlichen
nackten Jägers mit fpürenden Hunden darftellend,
ift leider nicht vollftändig ausgeprägt. Die beiden
fyrakufanifchenDekadrachmen (deren eine [Nr.98]
den ausgefchriebenen Künftlernamen des Euaine-
tos trägt) und die zahlreichen Tetradrachmen
geben ein Bild von dem noch etwas archaifchen
Übergangsftil zur völlig entwickelten, vollendeten
Kunft eines Kimon und Euainetos in der erften
Hälfte des 4. Jahrh. Hiftorifch intereffant ift eine
Bronze aus der Kaiferzeit von Nicopolis adIftrum;
das nur in zwei Exemplaren bekannte Stück ift
unter dem Statthalter Ovinius Tertullus geprägt
und nach der Infchrip als Glückwunfch oder Hul-
digung für den Kaifer Caracalla zu erklären. Eine
feltene und trefflich erhaltene phoenizifche Tetra-
drachme von Philippi (Nr. 146) und zwei vor-
zügliche euböifche Tetradrachmen aus der Dia-
dochenzeit (Nr. 158 und 160) bilden die lebten
Glanzftücke der hervorragenden Doublettenkol-
lektion.

Die zweite Abteilung ift befonders reich an
unteritalifchen Prägungen. Tarent ift mit ca.
50 Exemplaren von durchwegs befter Erhaltung
vertreten, worunter zwei Statere von fehr gutem
Stil (Nr. 168 und 169). Nach zwei weniger fel-
tenen als fchönen Didrachmen von Heraclea
(Nr. 219 und 220) folgt eine umfangreiche Samm-
lung von Silberprägungen Metaponts. Die drei
aus dem fünften Jahrhundert v. Chr. ftammenden
Stücke (Nr. 221 bis 223) find wegen ihres tech-
nifchen wie künftlerifchen Archaismus intereffant;
aus der beften Zeit find die Exemplare 245 -277,
worunter Nr. 266 durch außerordentliche Selten-
heit und durch die prächtige Erhaltung hervor-
ragt. Auf Einzelheiten der weiter folgenden
reichhaltigen Sammlung der Prägungen von
Lucanien und Bruttium einzugehen, ift nicht mög-
lich: Befondere Erwähnung verdienen einige der
ftilvollen, in ihrer Kompofition reizenden Didrach-
men von Croton (Nr. 329 bis 331) und feltene
Tetradrachmen von Rhegium (Nr. 338 bis 341),
ferner eine Didrachme feinften Stils von Terina
mit der Darftellung des geflügelten auf dem
Cippus fixenden Mädchens. Das ftrenge Propl
des Nymphenkopfes auf dem Äverfe läßt auf
die befte Zeit ca. 400 v. Chr. fchließen. Von
den fizilifchen Städtemünzen ift neben einer langen
Reihe von teilweife guten Tetradrachmen Ca-
marina mit einer folchen im Stil des Euainetos
vertreten. Des Demetrios Poliorketes fchöne
Geliebte, die Hetäre Lamia zeigt uns wahrfchein-

1 Über die Tetradrachmen von Segefta hat Dr. Philipp
Lederer eine treffliche Äbhandlung, der eine Tafel beige-
geben ift, gefchrieben. München 1910. Verlag Buch-
holz, 4 M.

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