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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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10. Heft
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Sprechsaal
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PERSONALIEN o SPRECHSAAL o VERMISCHTES

PERSONÄLIEN

In den lebten Tagen des Hpril ftarb in Rom
Olga v. Gerftfeldt, die feinfinnige Gattin Ernft
Steinmanns. Die Verdorbene war nicht nur als
Dichterin und Schriftftellerin angefehen, fondern
auch als Kunftfchriftftellerin tätig. Ihre befondere
Neigung galt der italienifchen Kunft und Kultur-
gefchichte. Auf diefem Gebiete hat fie vieles
publiziert, bekannt geworden find vor allem die
„Hochzeitsfefte der Renaiffance“ und der Band
über Umbrien in den Biermannfchen „Stätten
der Kultur“, der ein prächtiges Dokument italieni-
fcher Kulturgefchichte ift.

BERLIN Prof. Paul Sdiubring-Bafel wird
vom kommenden Winterfemefter an wieder feine
frühere Lehrtätigkeit an der Technifchen Hoch-
fchule zu Charlottenburg aufnehmen. Damit wird
die Frage der definitiven Befeßung des Basler
Ordinariats von neuem brennend werden.

Nach langem fchweren Leiden verfchied der
Äffiftent am kgl. Kupferftichkabinett Dr. Walter
Gen fei. Seine Studien lagen im wefentlichen
auf dem Gebiete der neuen franzöfifchen Kunft;
hervorzuheben find zumal die Monographien
über Millet und Rouffeau, Corot und Troyon.

FLORENZ Der bisherige Direktor der Gal-
leria Nazionale im Palazzo Corfini zu Rom,
Federigo Hermanin, ift proviforifch zum Di-
rektor der Galerien in Florenz ernannt worden.

H.

PÄRIS Andre Michel, der Konfervator des
Louvre, ift zum Mitglied der königlichen Aka-
demien in Brüffel und Mailand ernannt worden.

SPRECHSÄÄL

DIE MÄDONNÄ NIEDERLÄND.-
RHEINISCHEN URSPRUNGS im Kaifer

Friedrich-Mufeum in Magdeburg, deffen Ab-
bildung das Maiheft Nr. 9 des Cicerone gebracht
hat, bietet audi für das Studium der italienifchen
Kunft ein gewiffes Intereffe. Sehr treffend hatte
Dr. Schmidt ein fremdartiges Element in der
Kompofition erkannt, und fein Hinweis auf die
lombardifche Schule enthielt etwas wichtiges,
ohne genau das Tonbild zu beftimmen. Denn
die Gruppe der Madonna mit dem Kinde im
Magdeburger Bilde geht auf den großen Ahn-
herrn der Mailänder Schule in der Hochrenaif-
fance, auf Leonardo felbft, zurück und zwar im
Anbeginn feiner glorreichen Laufbahn. Wer den
gehaltreichen Auffaß zur Hand nimmt, den James

van Schmidt im Äprilheft 1909 der „Monats-
hefte“ über die Leihausftellung in Petersburg
veröffentlicht hat, findet hier auf S. 167 den
Archetgpos diefer Kompofition abgebildet. Ich
vermag nicht zu fagen, ob das fehr bemerkens-
werte Bild, das Madame Benois gehört, ein
Original Leonardos ift oder eine nahezu zeit-
genöffifche Wiederholung, die uns allein in allen
erhaltenen Repliken einen Begriff von den Qua-
litäten des Originals zu vermitteln imftande ift;
jedenfalls war es nach der großen Zahl von
Wiederholungen und Abwandlungen, die mir
im Laufe der Jahre bekannt geworden find, zu
fchließen, ein hochberühmtes Bild. Auf diefe
Kompofition geht u. a. auch Raphaels wiederum
in vielen Exemplaren, aber nicht im Original
erhaltene „Vierge ä l’oeillet“ zurück. Ich hoffe,
bald einmal mich über Leonardos Bild und die
damit im Zufammenhang ftehenden Kompofi-
tionen ausführlicher äußern zu können.

Georg Gronau.

VERMISCHTES

LONDON Noch einmal Velazquez’Venus
mit dem Spiegel. Das auf Änfuchen der
„Morning Poft“ zufammengetretene Komitee,
deffen Zufammenfeßung hier feinerzeit mitgeteilt
wurde, hat nun in der Frage der Äutorfchaft
der „Venus mit dem Spiegel“ gefprochen. Es ift
zu der vorauszufehenden Entfcheidung gelangt,
daß es mit den Initialen ufw. fo gut wie nichts
fei. Sechs feiner Mitglieder halten die Initialen
für keine mit Äbficht ausgeführten Zeichen; drei
halten fie wohl für folche, können fich aber nicht
entfchließen, den Zeichen die gleiche Interpre-
tation zu geben, wie Mr. Greig. Sämtliche Mit-
glieder find darin einig, daß an der Stelle, an
der Mr. Greig einige Zahlen lieft, Zeichen vor-
handen find, die vielleicht Zahlen bedeuten
könnten. Die Mehrheit hält fie auch für Zeichen,
die mit Äbficht ausgeführt find, jedoch konnte
keine Einigkeit in der Lesart erzielt werden
Kein Mitglied konnte dort erkennbare Zeichen
fehen, wo Mr. Greig den Namen „Mengs“ lieft.
Mr. Greig erklärt fich feltfamerweife ganz be-
friedigt mit diefem Refultat, das, wie er es aus-
legt, feine Behauptung vollkommen beftätige,
daß fich auf der betreffenden Bildftelle Zeichen
befanden, die abfichtlich hingefeßt und einer
Auslegung fähig feien. Der Spruch des Komi-
tees aber ftelle für ihn nodi keine endgültige
Entfcheidung dar. Profeffor S. Colvin vom Bri-
tifchen Mufeum drückt dagegen die Änficht aus,
daß der Report des Komitees wohl genüge,
jedermann vollftändig davon zu überzeugen, daß
an der ganzen Sache nicht das Geringfte fei. F.

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