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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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11. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0461

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SAMMLUNGEN o AUSSTELLUNGEN

wandtfchaft mit den bekannten burgundifchen
Ärazzi des Hiftorifchen Mufeums in Bern und
wurde enthufiaftifch von J. Deftree in den „Rn-
nales de la Societe d’Archeologie de Bruxelles“,
1903, gewürdigt.

Die Gemäldeabteilung kaufte als hervorragend-
ftesWerk feit langer Zeit eine Wolf- und Fuchs-
jagd von P. P. Rubens, an der Schülerhände
mit beteiligt waren, im landfchaftlichen Teil be-
fonders Jan Wildens, bei den Tieren wohl
Frans Snyders. In den Jägern auf der rediten
Seite wird Rubens felber mit feiner erften Frau
vermutet. Das um 1617 entftandene Werk ift
feinerzeit von Napoleon aus Spanien nach Paris
entführt worden, gelangte fpäter in die Äshburn-
ton Collection und ward aus diefer von dem
bekannten Syndikat erworben. Bei Lord Me-
thuen befindet fich eine kleinere Verfion des
Gemäldes, das übrigens mehrfach geftochen
worden ift, darunter von Soutman und van der
Leuw.

Die Abteilung moderner Kunftwerke ward be-
reichert um ein ausdrucksvolles Frauenporträt
von Fantin-Latour, um ein „Begräbnis“ von
Manet (Nr. 126 bei Duret, angeblich 1870 ent-
ftanden, früher bei M. C. Pifjaro) fowie um
drei Gruppen von Rodin (Pygmalion und Ga-
latea, Orpheus und Eurydice, Amor und Psyche),
endlich um Zeichnungen von Rodin und —
Henri Matiffe.

NÜRNBERG In der Angelegenheit des Bil-
deraustaufches zwifchen dem Germanifchen Mu-
feum und der Alten Pinakothek in München ift
in einer Sißung des Verwaltungsausfchuffes des
Germanifchen Mufeums dank dem Entgegen-
kommen des Geheimrats v. Tfchudi ein Über-
einkommen erzielt worden. Die anfänglich für
München beanfpruchten Werke altdeutfcher Kunft
bleiben in Nürnberg, dagegen gehen von Nürn-
berg nach München Werke altfranzöfifcher und
altniederländifcher Kunft, wogegen das Germa-
nifche Mufeum eine Reihe Werke altdeutfcher
Kunft erhält.

Der Fränkifche Kurier weiß zu melden, daß
Geheimrat v. Tfchudi zum Mitglied des Ver-
waltungsausfchuffes des Germanifchen Mufeums
ernannt worden ift.

Die Einweihung des KÜNSTLERHAUSES
ßndet am Sonntag, den 3. Juli ftatt. Der eigent-
lichen Feier geht ein Feftabend voraus. Der
Prinzregent hat mit feiner Vertretung den Prinzen
Ludwig betraut. Am Montag, den 4. Juli fchließt
fich noch ein Gartenfeft an.

AUSSTELLUNGEN
ALLGEMEINE STÄDTEBÄU-ÄUS-
STELLUNG BERLIN 1910 Die neuzeit-
liche Stadt ift das Ergebnis fozialer, wirtfchaft-
licher und äfthetifcher Erwägungen. Ihre archi-
tektonifche Erfcheinung wird bedingt durch das
Streben nach freieren, gefunderen Wohnungs-
verhältniffen und durch die Äusgeftaltung der
Verkehrs- und Transportmittel. Die Folge da-
von ift das gewaltige Änwachfen des Stadt-
körpers und, dem Prinzip der Arbeitsteilung
großer Organifationen folgend, feine Diffe-
renzierung in Induftrie- und Gefchäftsviertel,
offene und gefchloffene Bebauung, Ärbeiterfied-
lungen und Villengebiete. Eine gleichmäßige
Sanierung der gefamten Stadtanlage wird er-
reicht durch reichliche Verteilung von Grün-
ßächen mit Spiel- und Sportplätzen, heute in ge-
wiffer Beziehung die Aufgaben des alten Stadt-
planes erfüllend, die vom Zentrum gegen die
Peripherie fich immer freier geben, um endlich
in die Landfchaft zu verlaufen.

Es ift einleuchtend, daß die klarften rechne-
rifchen Unterlagen für die gefunde Entwicklung
einer Stadt die Statiftik geben wird und das
Studium diefes ftatiftifchen Materials auf
der Äusftellung, von Silbergleit und Kemmann
in ganz vorzüglichen Darftellungen gezeigt, ift
befonders im Vergleich Berlins mit London, Bofton
und anderen außerdeutfchen Großftädten über-
aus lehrreich. Ein klareres Bild als durch den
Überfichtsplan von Induftrie und Handel Berlins
kann man von der wirtfchaftlichen Konftitution
diefes Körpers nicht bekommen.

Als eine Kunft, durchdrungen von fozialer Ge-
finnung, wird der Städtebau fich zunächft mit der
Gefundung des Wohnhausbaus zu befchäf-
tigen haben. Bei der Unmöglichkeit, das Ein-
familienhaus überall zu fchaffen, geht das Stre-
ben dahin, wenigftensHof- und Seitenwohnungen
zu vermeiden und die Möglichkeit hierfür liegt
in der angedeuteten Differenzierung des ftädti-
fchen Baugebietes, in einer nur dem gefchäft-
lichen Verkehr dienenden Citybildung. Redlich-
Rixdorf weift nach, wie bei dichtefter Bauweife
Seitenflügel fortgelaffen werden können und
durch Anlage von Spiel- und Erholungspläßen
inmitten der Baublöcke den heutigen hygienifchen
Forderungen entfprochen werden kann. Ku-
czynski und Lehweß zeigen Zweifamilienhäufer
für Großftädte und berechnen, daß ihrVorfchlag
keine Veränderung der Bodenpreife und der
Rentabilität bedingt. Schleinkofer-München legt
die Höfe eines Baublocks zu einem einheitlichen
Hofraum zufammen, eine Forderung, der aller-
dings nur größere Baugefellfchaften durch ein-

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