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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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11. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0465

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AUSSTELLUNGEN

burgh, ein Grenze, und das fehr fchöne Porträt
der Gräfin Bertha Nako von Friedrich Amer-
ling (Bef. Graf E. Tyszkiewics, Krakau). P. E.

LEMBERG Vom 8.—30. September foll hier
eine Äusftellung von Werken polnifcher Archi-
tekten in Zeichnungen, Äbriffen und Modellen
ftattfinden, welche auch eine retrofpektive Ab-
teilung enthalten wird. P. E.

LONDON In der WHITECHAPEL ART
GALLERY ift jeßt eine erlefene Äusftellung
„Britifche Kunft der lebten 20 Jahre“ zu fehen.
Die meiften bedeutenden Künftler der verfchie-
denen Richtungen find mit charakteriftifchen
Werken vertreten. Befonderes Interreffe gewinnt
die Äusftellung noch durch 60 Bilder, die als
Stamm einer Gemäldefammlung nach Johannes-
burg (Südafrika) gehen follen und die Gaben
von Kunftfreunden darftellen, die Sir Hugh Lane
nach eigner Wahl für die neue Galerie ange-
nommen hat. Sir Hugh Lane, der als Kunft-
kenner und -liebhaber hier einen hochgefchäßten
Namen befißt, wurde der Ankauf wie auch die
Entfcheidung über die Annahme von Gefchenken
für die Galerie allein übertragen. Er hat keine
Änkaufskommiffion zu befragen, kann auch ab-
lehnen, was ihm nicht gefällt. So geht denn
ein einheitlicher Ton durch die zufammenge-
braditen Werke, der fehr wohltuend wirkt. Wenn
man einen folchen Mann zum Vollftrecker hat,
bewährt pch die Methode. Feiner Gefchmack
und dabei Weite des Blickes haben das Gute
und Qualitätenreiche aus den verfchiedenften
Richtungen auszufuchen gewußt, und man kann
faft fagen, daß in jedem diefer Bilder etwas
Lebenwirkendes fteckt. Das ift für die Galerie
in einem kunftarmen Lande, weit entfernt von
allen fonftigen Anregungen, von höchfter Be-
deutung. Um alte Meifter zu kaufen, reichte
das zur Verfügung ftehende Kapital freilich nicht.
Jedoch befindet fich eine größere Zahl franzö-
fifcher Bilder unter der Kollektion, darunter
Stücke von Boudin, Puvis de Chavanne, Monet,
Sisley, Harpignies, Monticelli.

Der Burlington Fine Ärts Club hält eine
Äusftellung altchinefifchen Porzellanes in
feinen Räumen ab.

Der New English Art Club ftellt wieder
in der Suffolk Street aus. Die Äusftellung weift
fehr hohe Qualität auf. F.

LÜTTICH Die „Äffociation pour l’encoura-
gement des Beaux-Ärts“ in Lüttich hat im Palais
des Fetes du Parc de la Boderie eine Äusftel-
lung älterer und neuerer Gemälde eingerichtet,
die bis zum 26. Juni geöffnet bleiben wird. Das

Hauptkontingent der ausgeftellten Bilder ftammt
aus der Schenkung des Herrn Hauzeur de Si-
mony an die Stadt Verviers.

In der Abteilung der älteren Kunftwerke ist
wenig Bedeutendes zu fehen; troß der Katalog-
bezeichnungen find Rubens, van Dyck, Steen
und Hals nicht vertreten.

Unter den Holländern verdient Beachtung eine
dem Ferdinand Bol zugewiefene „Allegorie
der Trunkenheit“, ein „Schweinemarkt“ von
Quirin van Brekelenkam, zwei vortreffliche
Äelbert Cuijp, die der Katalog fälfchlich dem
Benjamin Cuijp gibt, während eine „Anbetung
der Hirten“ des leßteren als Äelbert gilt (vgl.
jedoch für diefes Lieblingsthema des Benjamin
C. Hofftedes de Groot „Verzeichnis“).

Jan de Vos (Leyden 1650—70) ift durch ein
figniertes „Bacchusmahl“ vertreten, G.Dou durch
eine „Anbetung der Könige“, Ph. de Köninck
durch eine bezeichnete „Dorfanficht“. Eine große
Jagddarftellung ift vonKarel de Moor figniert.
Das dem Palamedesz zugewiefene Bild ift
fehr zweifelhaft; von Intereffe dagegen ein
„Zahnzieher“ von Quaft, ein „Fröhlicher Zecher“
von Sorgh, fowie zwei monogrammierte Still-
leben deHeems undHedas (letzteres von 1637;
ebenfalls bezeichnet). Endlich eine fignierte
„Kirmeß“ von Jan van Huchtenburgh.

Unter den Vlamen find Pieter Äertfen und
Jan Sanders vanHemeffen durch Bilder ver-
treten, die ftark an folche in Antwerpen und
Brüffel (bei Äertfen) fowie an Gemälde in Mün-
chen und Wien (bei Hemeffen) gemahnen: von
Äertfen eine der gewohnten Fifchmarktfzenen
und von Hemeffen eine „Berufung des hlgn.
Matthäus“, die Graefe in feiner kürzlich erfchie-
nenen Monographie zu den Hemeffen nahe-
ftehenden Werken rechnet. Nr. 23, „Jan
Breughel“ genannt, fcheint mir eher in der
Art des Mechelner Malers Hugo van Verbeke.
Martin van'Heemftark ift der Schöpfer der höchft
kuriosen Allegorie „Natura“ (datiert von 1567
und bezeichnet; Nr. 226 des Katalogs); vermut-
lich handelt es fich um die Skizze zu einer Wand-
dekoration, die man mit der vom gleichen Jahr
datierten Zeichnung in der Albertina vergleichen
mag. Der Katalog hat unzutreffende Benen-
nungen bei der Familie Francken: die „Werke
der Barmherzigkeit“ tragen die Signatur von
Frans Francken II; Nr. 116 ift vielmehr von
Ämbrofius Francken (Auszug der Kinder Ifrael)
und Nr. 108 (Anbetung der Könige) rührt von
Frans Francken III (ftatt von Jan Fr.) her.

Das Gemälde von Jordaens ift ohne Zweifel
echt. Reizvoll ift eine Vogelftudie auf Holz von
Jan von Keffel und ein Paradies, bezeichnet:
Roeland Savery f. 1623, an dem derFarben-

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