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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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12. Heft
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Habich, Georg: Schwertknäufe der Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0481

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SCHWERTKNHUFE DER RENÄISSÄNCE

Mit 12 Abbildungen (6 im Text und 6 auf einer Tafel) Von GEORG HÄBICH

Schwertknäufe gehören heute zu den gefuchteften Sammelobjekten; zumal folche
mit figürlichen Verzierungen erreichen auf Auktionen und im Handel Preife, die zu
ihrem eigentlichen Kunftwert in keinem natürlichen Verhältniffe ftehen.1 Eine Befonder-
heit bilden die Plakettenknäufe. Mit Zugrundelegung beliebter Renaiffance-Plaketten ver-
fchiedener, vorwiegend aber norditalienifcher Meifter hergeftellt, find diefe Stücke von
Waffenfammlern wie von Plakettenliebhabern in gleicher Weife begehrt. Ihre Seltenheit
mag die Tatfache bezeugen, daß in der Waffenfammlung des Wiener Hofmufeums nichts
der Art, in der bedeutendften Privatfammlung aber, in der Sammlung Schwerzenbach in
Bregenz, nur ein folcher Schwertknauf fich findet.2 Dagegen befißt das Kaifer Friedrich-

Abbildung l

Mufeum in feiner ausgezeichneten Plakettenfammlung zwei fchöne Knäufe diefer Gat-
tung.3 Häufiger find in den Mufeen auseinander gefägte, ausgefchnittene oder fragmen-
tierte Stücke der Art, die dann meift als Plaketten figurieren. Nicht feiten find jene
kartufchenförmigen Kleinreliefs, die durch diefe ihre Form zu erkennen geben, daß fie
von vornherein für die Verwendung an Schwertknäufen gedacht find.1

Die hierin Abb. 1—6 vereinigten fechs Stücke befinden fich im Münzkabinett in München
und gehören zu deffen älterem Beftande. Sie find fämtlich in Bronze gegoffen: Nr. 1
voll, Nr. 3—6 hohl, jedoch fehr dickwandig, Nr. 2 in Form zweier getrennter Platten,
die vermittelt eines glatten Randftreifens von ca. 1 cm Breite zufammengefügt find.
Während Nr. 1 und 3 offenbar durch den Gebrauch ftark abgegriffen find und nur noch
Spuren ihrer urfprünglichen Vergoldung zeigen, find die übrigen Stücke ftark in Feuer

1 Auf der Auktion Hefner-Älteneck (München 1904) brachte ein Knauf in Eifen gefchnitten 4400 M.
Noch vor einigen Jahrzehnten konnten findige Sammler folch wertvolle Antiquitäten in alten Dorf-
fchmieden auftreiben. Sehr beliebt war audi die Verwendung von alten Schwertknäufen als
Hängegewichte an Wanduhren und befonders als Laufgewichte von Hebelwagen. Selbft als Brief-
befchwerer konnte man fie verwandt finden, fogar in Mufeumbureaus.

= f. Forrer, Sammlung Schwerzenbach Taf. XXXIV. 4. Vgl. G. Macoir, Annales de la Societe d'Ärch.
de Bruxelles 1907. S. 22.

3 Bode, Ital. Bronzen (Kat. des Kaifer Friedrich-Mufeums, Berlin 1904), Nr. 751 und 907.

1 f. Molinier, Les Plaquettes Nr. 101, 102, 106 und 635.

Der Cicerone, II. Jahrg., 12. Heft. 32

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