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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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14. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0560

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DENKMALPFLEGE

zu bieten. Die frühefte Künftlerin Sophonisba
Änguisciola (1540—1626) wird mit ihrem Selbft-
porträt, das fie dem Papft Innozenz X. verehrte,
vertreten fein. Außerordentlich reichhaltig ift
das Material aus dem 18. Jahrhundert nicht nur
an Bildern, die aus Frankreich, Belgien und
England kommen, Wien felbft fteuert aus den
verfchiedenen Privatgalerien eine Fülle Porträts
aus diefer Zeit bei. So gibt der regierende
Fürft Johann von und zu Liechtenftein ein großes
Gruppenbild „Ferdinand I., König von Sizilien
und feine Familie“ und ein Porträt der Fürftin
Efterhazy von Angelika Kaufmann, von welch
leßterer noch zehn andere Bilder, fämtlich aus
Wien ftammend, ausgeftellt fein werden. Die
Vigee-Lebrun hat in der Kongreßzeit viele Ver-
treterinnen der Wiener Äriftokratie gemalt, fo
daß die Künftlerin durch Porträts aus den Ga-
lerien der Grafen Czernin, Lanckoronski, Haug-
wiß ufw. würdig vertreten fein wird. Aus dem
Beginn des 19. Jahrhunderts ift vor allem eine
Wienerin, Paula Freiin v. Kondelka, die Groß-
mutter des Minifterpräßdenten Baron Bienerth,
durch eine größere Anzahl von Werken re-
präfentiert. Auch an „Modernen“ foll alles von
Bedeutung vertreten fein.

DENKMALPFLEGE

BOLOGNA Audi die Alma mater studiorum
ift jeßt in Gefahr, durch die Neuerungsfucht einer
Gruppe von Spekulanten, die im alten Zentrum
der Stadt nach dem Mufter von Rom und Flo-
renz einförmige, moderne Straßenzüge fdiaffen
wollen, eine empfindliche Einbuße an ihren mo-
numentalen Baufdiöpfungen zu erleiden. Die
fattfam bekannten Rückfichten auf Hygiene und
Entwicklung des Verkehrs werden auch hier ins
Feld geführt. Schon vor einigen Jahren hat das
ftädtifche Bauamt einen Plan entworfen, der dem
Mittelpunkt der Stadt eine neue Geftalt geben
follte und dem alle Gebäude von Piazza del
Nettuno bis Via Spaderie hätten zum Opfer ge-
bracht werden müffen. Man beabfichtigte, im
Norden des Palazzo del Podeftä einen weiten
Plaß zu fdiaffen und nach Befeitigung aller alten
Häufer zwifchen Via Rizzoli, Via Orefici und
Via Caprerie bis zur Loggia della Mercanzia
drei koloffale Häuferblöcke aufzuführen. Den
bedrohten Baudenkmälern der Alma mater stu-
diorum find in Giulio de Frenzi und Aleffandro
Benedetti glühende Verteidiger erftanden, die in
der Tribuna und im Marzocco gegen die be-
abfichtigte Zerftörung des alten Zentrums pro-
teftieren. Inzwifchen macht ein Ausfchuß von
kunftfinnigen Mitbürgern, an deffen Spiße der
Senator Tacconi, der Conte Cavazza und der

hochangefeheneArchitektAlfonfo Rubbiani ftehen,
für eine von Rubbiani vorgefchlagene Änderung
des Stadtbildes Propaganda.

Das Projekt Rubbianis ift ein vorfichtiger Ver-
mittlungsverfuch, der den Anforderungen des
gewaltig angewachfenen Verkehrs in der in-
duftriereichen Stadt Rechnung trägt und troß-
dem keines der alten Baudenkmäler opfert. Eine
malerifche Straße foll zwifchen dem Largo delle
DueTorri und der Piazza del Nettuno gefchaffen
werden. Zwifchen Piazza del Nettuno, Via della
Corda, Via della Canepa und dem Mercato di
Mezzo wird durch Demolierung einiger künft-
lerifch wertlofer Häufer ein Plaß gefchaffen, auf
den die Faffade des Palazzo di Re Enzo blickt.
Via delle Äccufe wird verbreitert, behält aber
ihre unregelmäßige Geftalt. Via Orefici, in der
noch heute, wie vor 500 Jahren, die Goldfchmiede
Bolognas ihre kunftvollen Erzeugniffe ausbieten,
bleibt intakt, ebenfo die im Bogen fich daran
anfchließende Via Caprerie, die außer wert-
vollem Terrakottafchmuck an den Faffaden auch
das vergoldete Wappen der Fleifcherzunft auf-
weift. Nur an der Piazzetta delle due Torri
wird eine Verbreiterung der Straße nötig. Durch
diefen Plan des verdienftvollen Schöpfers des
Viale Dodici Giugno wird eine Reihe über-
rafchender Ausblicke auf den Palaft des Königs
Enzo, des Capitano del Popolo, den alten Turm
neben dem Portico dei Banchi und einen Flügel
des Palazzo del Podeftä gefchaffen. Wie wir
dem bereits erwähnten Auffaß Aleffandro Be-
nedettis im Marzocco entnehmen, hat das Pro-
jekt bei den Bolognefer Künftlern einftimmige
Billigung gefunden, dagegen nicht bei den Stadt-
vätern Bolognas, die fich für den graufamen
Demolierungsplan des ftädtifchen Bauamts ent-
fchieden haben. W. B.

GUBBIO Laut brieflicher Mitteilung des In-
fpektors derMonumente Umbriens, Conte Dr. Um-
berto Gnoli, hat diefer in Gubbio eine vor zwei
Jahrhunderten vermauerte Kapelle eröffnet, deren
Wände Freskenfchmuck von der Hand Timoteo
Vitis tragen. Auf dem Altar diefer Kapelle be-
fand fich früher das bekannte Tafelbild des Ti-
moteo Viti, das die heilige Maria Magdalena
darftellt und allen Befuchern Gubbios auf dem
zweiten Altar des Domes links bekannt ift. Die
Kapelle foll laut vorläufig unkontrollierbaren An-
gaben Lucarellis, der fich auf einen Brief Luigi
Bonfattis beruft, im Jahre 1521 (?) von Giorgio
Ändreoli (?) in Auftrag gegeben fein. W. B.

PESÄRO Die Kirche San Domenico, die ein
wertvolles mit Skulpturen gefchmücktes Portal
fpätgotifchen Stiles von 1385 befißt, foll dem

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