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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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14. Heft
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Funde. Entdeckungen
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Personalien
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Vermischtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0562

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FUNDE UND ENTDECKUNGEN o PERSONALIEN o VERMISCHTES

dar, welcher vor einem hohen, teppichbedeckten
Tifch fteht, auf dem [ich inmitten einer Anzahl
von Büchern und fonftigen Gegenftänden zwei
Leuchter mit brennenden Kerzen befinden. Die
fonftigen Details des tiefen, düftern Raumes
iaffen fich nur fchwer erkennen. Herr Batowski
meint hier zweifellos das Original der von Jean
Pierre Norblin de la Gourdaine als nach einem
Rembrandtbilde gefertigten Radierung (Hille-
macher No. 14, Wilibald Franke No. 17 c.) vor
fich zu haben. Ein Abzug diefer Platte, en gri-
saille bemalt, den Franke irrtümlich als vorbe-
reitende Zeichnung katalogifiert hat und welcher
fich jetzt bei der Gräfin Andreas Potocka (Krzes-
zowice bei Krakau) befindet, trägtNorblins eigen-
händige Äuffchrift: „Rembrandt p. 1644, Norblin
d. 1781“, während die fonftigen Abzüge nur mit
„Norblin fecit 1781 Warfovie“ figniert find.
Diefer retufchierte und ftark befchnittene Abzug
ftimmt, bis auf einige geringe Abweichungen,
genau mit dem Lemberger Bilde überein, deffen
Herkunft es wahrfcheinlich macht, daß der in
Polen wirkende Norblin das Werk studieren
konnte. Das Gemälde gehörte nämlich feit Be-
ginn des 19. Jahrh. der Familie Czosnowski,
welche es von Franciszek Potocki, Brody, als
Gefdienk erhalten haben foll. Nun erwähnt Jo-
hann Bernoulli 1778 in feinen „Reifen“ (VI., S.-266)
im Warfchauer Palais von Wincenty Potocki,
dem Vater des oben genannten P., ein Gemälde
„Ein Priefter, die Meffe lefend, von Rembrandt,
fehr fchön“. Auf den erften Blick macht auch
das Lemberger Bild den Eindruck, daß der Alte
vor dem Tifch mit den zwei Kerzen eine Meffe
zelebriert, und fomit ift jedenfalls ein Beweis
vorhanden, daß die Familie Potocki ein ähnliches
Bild befeffen hat.

Natürlich wird dadurdi die Frage, ob Norblin
für feine Radierung in der Tat einen echten
Rembrandt vor fich hatte, keineswegs beftätigt,
und jedenfalls wäre die vom Radierer angege-
bene Jahreszahl 1644 zu berichtigen, da es fich
im beften Falle nur um ein Jugend werk, um
1630, handeln kann. Herr Batowski will hier
kein endgültiges Urteil fällen und überläßt die
Entfcheidung, ob das Lemberger Gemälde Rem-
brandt oder einem Künftler aus feiner Umgebung
zuzufchreiben fei, den fpeziellen Rembrandt-
forfchern. P. E.

PERSONÄLIEN

ROM Auf Grund eines „Concorso“ ift Fräu-
lein Doktor Lucia Morpurgo, die bis jefjt am
archäologifchen Mufeum von Florenz wirkte, als
Infpektorin für das Mufeo Papa Giulio in Rom
ernannt worden. L. P.

WIEN KaiferlicheAntikenfammlung. Wie
in Grazer Univerfitätskreifen verlautet, wird der
ordentliche Profeffor der Archäologie Dr. Hans
Schräder, der vor zwei Jahren von Innsbruck
nach Graz berufen wurde, zum Direktor der
Äntikenfammlung des Kaiferhaufes ernannt wer-
den. Schräder wird, wie fein Vorgänger Pro-
feffor Schneider, auch an der Wiener Uni-
verfität wirken.

VERMISCHTES

ZWEITE TON-, ZEMENT- UND
KÄLKINDUSTRIE-ÄUSSTELLUNG
IN BERLIN1 (2. Juni bis 18. Juli). Der Lefer
wird erfchreckt fragen, wie eine Befprechung
diefer induftriellen Darbietung in den „Cicerone“
gerät, ftellt man fich doch unwillkürlich unter dem
langatmigen Titel nur eine Schauftellung von Ze-
mentfäcken und tönernen Kanalifationsröhren vor.
Diefe Dinge find jawohl auch ergiebig vertreten;
das, was aber die Äusftellung für uns bemerkens-
wert macht, ift die Tatfache, daß bekannte und
wenig bekannte Künftler mit außerordentlichem
Erfolg architektonifch hervorragende Bauten ge-
fchaffen und die Anordnung der Objekte mit
künftlerifchem Feingefühl überwacht haben. Das
Äusftellungsgelände liegt unmittelbar am Bahnhof
Baumfchulenweg, öftlich vor Berlin. Ein ein-
faches, weißes Eingangstor leitet auf dem Platj
mit dem Hauptgebäude, einem langgeftreckten
Haus mit hoch fixenden, enggegitterten Fenftern
und zwei weitvorfpringenden Flügeln, die durch
eine offene Kolonnade verbunden find: das
Ganze einwandfrei in der Zeichnung, einfach
und gefchmackvoll ohne jeglichen prahlenden
Schmuck, dabei würdig und wahrhaft feftlich,
ein Werk des Architekten Otto Zieler. Davor
ein mit guten Glasmofaiken gezierter Rund-
pavillon von Bruno Möhring, der auch die Be-
triebswache der Allgemeinen Elektrizitäts-Gefell-
fdhaft, einen feinen roten Verblendziegelbau mit
luftigen farbigen Kacheleinlagen und das Haus
des „Deutfchen Gipsvereins“ gefdiaffen hat.
Dann ein paar meifterhafte Anlagen von Peter
Behrens. Obenan das Haus des Zementwaren-
fabrikanten-Vereins, ein edel gezeichneter Bau
mit fchräg abtreppendem Dach angeordnet, im
Hintergrund eines rechteckigen Pfeilerhofes mit
wundervollen Terraffenwegen. Ein Wafferbecken
mit grünem Schlinggewächs liegt in der Tiefe
des Mittelraumes, dem Statuen und Vafen einen
feierlichen Charakter verleihen. Man denkt mit

1 Wegen Raummangels konnte der Beitrag erft jefet
publiziert werden. Obwohl er das eigentliche Programm
diefer Zeitfdirift überfchreitet, erfcheint er auch in diefem
Rahmen der Veröffentlichung wert. Die Red.

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