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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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14. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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Zu unserer Kunstbeilage
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0572

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VON DEN AUKTIONEN ° ZU UNSERER KUNSTBEILAGE

1893); ein Paar Wiener Vafen mit Deckeln,
420 gs. (Brown); ein Paar Urbino Krüge, 520 gs.
(Brown) ufw. Das Gefamtergebnis der Por-
zellanabteilung — 57 Poften — war £ 67783.15.0.
Trotj der Höhe diefer Summe ftellt [ie eigent-
lich eine Enttäufchung dar. Einige Kenner hatten
fogar auf ein Ergebnis von nicht weniger als
£ 100000gerechnet! — Die zahlreichen Tabaks-
dofen ufw. der Sammlung fanden guten Äbfafe;
es gibt alfo noch viele Liebhaber diefer Stücke.
Die Dofen ftammten aus der Zeit Ludwigs XV.
und XVI. Mr. Charles Werlheimer zahlte £ 4000
für eine ovale Tabaksdofe aus Gold, Ludwig XV.,
ehemals Eigentum des achten Herzogs von
Beaufort. Ändere Dofen erzielten Preife von
£ 4000, 2500, 1350 ufw. Im ganzen trug diefer
Teil der Kollektion eines nicht nach dem Gelde
fragenden Liebhabers £ 46367.9.0 ein. Die
Schröderfchen Juwelen brachten im ganzen
£ 21007.14.0. — Von den Cameen und Intag-
lios, die am 11. Juli verfteigert wurden, koftete
ein römifcher Eroskopf, Hochrelief, £ 798
(Bingle; früher £ 651); ein Cameo mit den Fi-
guren der Demeter und des Triptolemos, einft
dem Papft Paul II. gehörig, £ 136.10.0 (früher
£ 84); Cameo mit dem Kopf der Kaiferiri Julia
Paula, Gattin des Heliogabalus, j/? 325.10.0 (Roe);
Intaglio mit Figur des Herkules Bibax, römifch,
£ 40. — Das Ergebnis des Thomas Stain-
tonverkaufs (von Meffrs. Fofter geleitet) wurde
bereits, foweit es fich um die Gemälde des
Verftorbenen handelt, mitgeteilt. Stainton war

ein Mann von eklektifchem Gefchmack, der gern
allerlei Altes billig erftand, was zu feiner Zeit
noch möglich war. Neben Bildern hatte er vor
allem Bronzen gefammelt. Eine frühitalienifdie
Figur, ein Mann mit Helm, 13 inches hoch,
koftete am 1. Juli Mr. Partridge 2100 gs.; eine
frühitalienifche Statuette, ein alter Mann, 12 in-
ches hoch, brachte 550 gs.; die Figur eines
fixenden Mannes 400 gs. (Lippmann); „Venus
und Delphin“, 240 gs.; die Statuette eines rö-
mifchen Kriegers zu Pferd, italienifch, 10 inches
hoch, 820 gs. (Spero); ein Paar italienifche
Leuchter in getriebener Arbeit, 12 inches hoch,
180 gs. Gefamtergebnis: £ 14803.5.7. — Am
30. Juni verweigerten Meffrs. Knight, Frank &
Rutley die Wertgegenftände, Gemälde, Silber
ufw. in Madryn Castle in der Graffchaft Car-
narvon. Gainsboroughs Porträt des Colonel
Powell trug 200 gs. ein; ein Porträt Heinrichs VIII.
110 gs.; ein Porträt der Königin Elifabeth von
Zucchero 300 gs. (Lewis & Simmons); ein Por-
trät der Mrs. Parry von Hoppner 200 gs.; ein
Porträt zweier Kinder, Van Dyck zugefchrieben,
230 gs.

Im übrigen gab es während der Berichts-
zeit fowohl bei Chriftie wie bei Sotheby eine
ganze Reihe bedeutfamer Verkäufe von Bildern,
Radierungen, japanifchen Buntdrucken, Manu-
fkripten und Büchern, Münzen, Porzellan, Silber,
Kunftmöbeln ufw. Die Hauptergebniffe diefer
Auktionen werden im nädiften Heft mitgeteilt.

F.

ZU UNSERER KUNSTBEILÄGE

Der Rekordpreis von zwei Millionen Mark,
den kürzlich ein Gruppenbild von Frans Hals
erreicht hat, das durch Vermittlung von Duveen
Bros, an Otto Kahn, New-York, verkauft wurde,
hat die Äufmerkfamkeit des Kunftmarktes von
neuem auf die im Handel nicht häufigen Proben
Halsfcher Gruppenporträtkunft hingelenkt.

„Die faft aus jedem Einzelbildnis fprechende
Fähigkeit des Künftlers, eine lebendige Beziehung
des Dargeftellten zu einem fupponierten Dritten
herzuftellen, macht Frans Hals befonders ge-
eignet und gefucht als Maler von Gruppen-
porträts, in denen er jene gefteigerte geiftige
Beweglichkeit durch die Beziehung der einzelnen
untereinander wie zum Befchauer in mannig-
facher Weife zum Ausdruck bringen konnte.“
(Bode.) An die Seite der monumentalen Schüjjen-

und Regentenftücke fowie verwandter Leiftungen,
wie des vor zwei Jahren für die National Gal-
lery erworbenen Familienbildes, treten reizvolle
Schöpfungen kleineren Umfanges gleich dem von
uns reproduzierten, an dem die Feinheit der
Durchführung ebenfo imponiert wie die geift-
volle Lebendigkeit der Beziehungen und das
gefchmackvolle koloriftifche Arrangement.

Während der Vordergrund mitfamt den Zu-
taten Hals’ perfönlichfte Handfchrift aufweift, er-
kennt man in der Landfchaft des Hintergrundes
die ausführende Hand eines gelernten Land-
fchafters wie Berkheyde.

Das wundervoll erhaltene Stück befand fich
auf der bekannten Parifer Expofition der 100
chefs-d’oeuvre und ift heute im Befitje der Firma
Ägnew and Sons, London und Berlin.

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