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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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[15]. Heft
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Lüthgen, Eugen: Neuerwerbungen des Kunstgewerbemuseums der Stadt Köln im letztenJahre
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0587

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NEUERWERBUNGEN DES KUNSTGEWERBEMUSEUMS DER STADT KÖLN

Johannesfigur, Niederrhein Kunftgewerbe-

Ende 15. Jahrh. mureum’ KÖIn

526

Die den Hergang erzählenden Infchriften lauten,
auf dem Teppich in Köln:

. . . vatter myn

Wo mag trew in der weit zu finden fyn. —

Bruder ich bin verirret in myn funde
Äf erden (trew ich nicht) kann finde.
Jungfraw (zu got) folt ir uch keren
Der wirt uch recht trew befcheren. —

O got ich mus dir clagen
Niemans weis von trew zu fagen
Stell zu got dyn übe und lebe
Der wird dir ewig trew geben. —

0 Maria fo man uf erden key trew fint
So gib mir yn trewen din libes kint
Wiltu myn kint kan yn trewen
So bicht dyn funde und hab recht rewen.—

Befdheide mich jungher man

Ob ich trew in der weit finden kan

Der ich alzit gedinet han

Die hot mich on trew loffen [tan. —

auf dem Teppich im South Kenfigton Mufeum:
Das mir Maria kindt in trew möge werden
So wil ich myn funde bichten uf erden. —

Bicht din funde mit ernft fonder fpot
So findeftu ewig trew by got
Her myn funde wil ich uch clagen
Uff das mir gots trew möge behagen. —

Sol ich myn funde hi lefhen

So muß ich my herz im blöd wefche. —

Liber her nu verforget mich
Mit gottes trew dos bitten ich
Empfang in trewen den waren crift
Divil dyn herz nu fo reyn ift. —

Kom braut chrifti wol gemeidt

Nym dy krön dy dir got hat bereit. —

Der Teppich mag entftanden fein in den fech-
ziger Jahren des 15. Jahrhunderts und zwar
wahrfcheinlich am Mittelrhein, was auch mit
dem Dialekt der Sprache, der nach Prof, von
der Leyen, München, weftfränkifch ift, überein-
ftimmt.

„In der ftiliftifchen Beftimmung kommt man
auf Mainz-Speyer und den Kunftkreis des Mei-
fters des Ämfterdamer Kabinetts, der in ähn-
licher Weife die paarweife Zufammenftellung
von Figuren und ihre Belebung durch Schrift-
bänder liebt (vgl. Lehrs, Der Meifter des Äm-
fterdamer Kabinetts, 33, 46, 47, 55, 56, 68, 69,
75 u.a.).“1

1 Creu(5, Jahresbericht des Kunftgewerbemufeums der
Stadt Köln für 1909. S. 14 und 21.
 
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