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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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[15]. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0595

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AUSSTELLUNGEN

Naumburg dürfte in Möffel keinen ungeeigneten
Mitarbeiter bei feinen Bauten gefunden
haben, das beweift die Ausmalung eines feinen
kleinen Speifezimmers im Saalecker Haus.

J. Sievers.

BERLIN Aus Veranlaffung des 70. Geburts-
tages von Johann Sperl am 3. November d. J.
wird eine umfaffende Äusftellung des Künftlers
vorbereitet, die fchon im September bei PAUL
CÄSSIRER gezeigt werden foll. Von hier aus
geht fie dann weiter nach Frankfurt und München.

BERN DieBernerKunftgefellfchaft veranftaltete
vom 14. Juli bis zum 7. Äuguft eine Äusftellung
von Monumentalwerken des in Hamburg wir-
kenden Zuger Künftlers Johann Boffard. In
ihm kam ein Meifter der verfchiedenften Tech-
niken zur Sprache, der in jeder Form Kunde
gibt von ursprünglichem, kraftftroßendem, faft
titanifchem Empfinden. Einmal in der Plaftik,
welche hier u. a. die Monumentalgruppe „Das
Leben“ bringt, eine dreiteilige Kompofition aus
fchwarzem und polychromen Material, die mit
bezwingendem Pathos wirkt. Auch eine Reihe
von Einzelfiguren, Brunnengruppen und fym-
bolifche Figuren aus Stein und Bronze zeichnen
sich durch befonders kräftige unmittelbare
Charakteriftik aus. — Nicht weniger Beachtung
als die Plaftik findet die Malerei von J. Boffard.
Auch da reizen den Künftler am meiften ge-
waltige Probleme und gigantifche Kompofitionen.
Das gilt befonders von dem Riefengemälde
„Tatkraft“, einem etwa zehn Meter hohen und
zwanzig Meter langen Dreiflügelbild, das in
allegorifchen Figuren und genreartigen Szenen
die Arbeit verherrlicht. — Endlich kam Boffard
in Bern auch als Graphiker zur Geltung. Es find
Lithographien und Federzeichnungen aus älterer
und neuerer Zeit. So der bekannte Zyklus „Das
Jahr“, und 13 Zeichnungen „Die Tragödie des Da-
feins“. Eine Kunft, die mit derKraft von Linie und
Farbe philofophifch abgeklärten, tiefen innern
Menfchheitswerten Ausdruck verleiht. J. C.

KRÄKAU Während der Feier des 500jährigen
Jubiläums der Schlacht bei Tannenberg wurde
in den Räumen der Gefellfchaft der Kunftfreunde
die Äusftellung von Kunft- und fonftigen Denk-
mälern aus der Epoche Wladyslaw Jagiellos
eröffnet, welche aus den Beftänden der Krakauer
Mufeen — das Czartoryski-Mufeum hatte feine
Beteiligung verweigert , Kirchen und einiger
Privatfammlungen zufammengebracht war. Sie
umfaßte ca. 150 Nummern und enthielt zahlreiche
polychrome Holzfkulpturen, Bilder der Krakauer

Zunftmaler, Kirchengeräte und -gewänder,
Heiligenfehreine, Waffen, Siegel, Handfchriften
ufw., darunter auch einige intereffante Exponate
der alten Krakauer Synagogen. Die Jagiello-
nifche Univerfität hatte, außer ihren Infignien,
die Bildniffe des Königs Jagiello und der Königin
Jadwiga ausgeftellt, - welche 1643 von Bianchi
nach den jeljt verloren gegangenen Originalen
aus dem XV. Jahrh. ausgeführt worden find.
Direkt vom Tannenberger Schlachtfelde ftammte
der goldene Reliquienfehrein in Form eines
Türmchens aus dem Jahre 1366, welchen die
Krakauer St. Florianskirche von Jagiello zum
Gefchenk erhalten hatte, sowie ein Band des
Bibelcodex, den Ralbon 1331 für den Großmeifter,
Ludez Fürft von Braunfchweig, gefchrieben
hatte (Bef. das Krakauer Domkapitel). Speziell
für die Äusftellung wurde ein Gipsabguß
des marmornen Grabdenkmals Wladyslaw Ja-
giellos in der Wawelkathedrale in feiner urfprüng-
lichen Geftalt angefertigt, d. h. ohne den fpäter
von Sigismund I. hinzugefügten Baldachin.

Ausgeftellt war fchließlich noch die leßte Neu-
erwerbung des Mufeum Narodowe, welche hier
fchon erwähnt wurde, — der Paradefattel des
Hetman Czarniecki, eine perfifche Arbeit aus
dem Ende des XVI. Jahrh. p. E.

LONDON Die Äusftellungsfaifon ift faft vor-
über. Nur einigeNachzügler zeigen noch Werke da
und dort. Meffrs. Do wdeswell haben noch eine
Äusftellung moderner Radierer eröffnet (u. a.
Alfred Bentlay, Oliver Hall, Hedley Fitton, J. H.
Mackenzie, F. H. Mafon, Ch. 0. Murray, Mal-
colm Osborn), und bei Meffrs. Carfax ftellt
Sir William Eden recht gut gefehene Land-
fchaftsaquarelle und Stilleben aus.

ln den Galleries der Royal Society of
Britifh Ärtists haben Meffrs. Yamanaka eine
fehr bemerkenswerte Äusftellung japanifcher
Wandfchirme, darunter folche mit Malereien
von Sotatfu (frühes 17. Jahrhundert), Ogata Korin,
Tofa Mitfuyofhi ufw. veranftaltet. Die Äus-
ftellung bildet eine wertvolle Ergänzung der
japanifchen Kunftabteilung in der großen She-
pherd’s Bufh-Ausftellung.

In Walkers Gallery (118, New Bond Street)
gibt es alte englifche Äquarelliften (Turner,
J. S. Cotman, David Cox, Girtin, De Wint ufw.)
in zum Teil fehr charakteriftifchen Werken zu
fehen. F.

MÜNCHEN In der MODERNEN GALERIE
IM ARCOPÄLAIS ift Ä. W. v. Heymeis hoch-
intereffante Kollektion moderner Meifter nun

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