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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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16. Heft
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0636

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LITERATUR

freien und international umfaffenden Kunftfinn
fcheint der Direktor des Luxembourgmufeums
nicht zu befitjen; fonft hätte er wohl auch ein-
mal von deutfcher Kunft etwas gehört.

WIEN Die Genoffenfchaft der bildenden Künft-
ier Wiens iiberfandte an die Kabinettskanzlei
des Kaifers nach Bad Ifdil zum 80. Geburtsfefte
eine nach den Entwürfen des Baurates Archi-
tekten Berut hergeftellte künftlerifche Kafette, die
in Lichtbilderreproduktionen das hervorragendfte
Werk jedes Mitgliedes der Genoffenfchaft enthält.

LITERATUR

Dürers Fechtbuch. Einen umfangreichen Bei-
trag zur Dürerliteratur bringt die im „Jahrbuch
der Kunftfammlungen des Ällerhöchften Kaifer-
haufes“ und auch feparat erfchienene Publikation:
Albrecht Dürers Fechtbuch von Friedrich
Dörnhöffer. Es handelt sich um eine Folge
von 200 (auf 75 ein- und mehrfarbigen Licht-
drucktafeln vollftändig wiedergegebenen) kolo-
rierten Federzeichnungen mit Darftellungen von
Ringer- und Fechterpaaren, von denen Dürer
(nach Dörnhöffer) 175 eigenhändig gezeichnet
und koloriert hat, während die übrigen 25 unter
verfchieden gearteter Mithilfe von Gefellenhän-
den aufs Papier gebracht werden. 120 Ringer-
paare find von textlichen Erläuterungen be-
gleitet, von denen Dürer 82 eigenhändig nieder-
gefchrieben hat. Die Bedeutung diefer eigen-
artigen Arbeit, die um 1512 entftanden fein
muß, vermochte Dörnhöffer durch einen zweiten
Fund entfcheidend zu präzifieren: er ift in der
Lage eine ältere (um 1470 entftandene) füddeut-
jche Fechterhandfchrift (heute im Befiße des
Fürften Öttingen-Wallenftein) in 144 Zinkäßun-
gen vorzulegen, die fowohl für Dürers Texte
als auch für feine Zeichnungen als genau be-
folgtes Vorbild diente, Dürers Arbeit erweift fich
fomit gegenftändlich nicht als originale Schöp-
fung, fondern als die künftlerifche Redaktion
eines älteren Werkes, vermutlich als Vorarbeit
zu einer (nicht zuftande gekommenen) Druck-
und Holzfchnittausgabe.

Von diefer Publikation, in der eine bisher
rätfelhafterweife unbeachtet gebliebene oder
verkannte ausgedehnte und intereffante Arbeit
des großen Zeichners zum erften Mal in die
kunftwiffenfchaftliche Literatur eingeführt wird,
roll in den Monatsheften für Kunftwiffenfchaft
noch ausführlicher die Rede fein.

Im Verlag von Carl Scholtze in Leipzig er-
fcheint feit kurzem eine gut ausgeftattete Zeit-

fchrift mit künftlerifchen Tendenzen unter dem
Titel: „Der Induftriebau“. Das Blatt bezweckt
eine enge Verknüpfung der Technik und Kunft
auf dem Gebiete technifcher Bauten und zählt
die erften Kapazitäten zu ihren Mitarbeitern.

* Der Verlag von SufanneHoraann, Werk-
ftätte für moderne Lichtbildkunft, Darmftadt, gibt
fchon feit geraumer Zeit Serien von Lichtdrucken
in Poftkarten heraus, die kunftgefchichtlich beach-
tenswert find und deren Objekte gleichzeitig
auch in Diapofitiven geliefert werden können.
Die Qualität ift einwandfrei und ungemein er-
freulich.

Unter den bisher behandelten Stoffgebieten
feien erwähnt: Wimpfen mit 24 Stück, Klofter
Maulbronn mit der gleichen Anzahl, ebenfo
Coburg und Bamberg. Ein wenig reicher find
Darmftadt, Trier und München (48 Nummern)
vertreten. Bei der Auswahl der Objekte war
in erfter Linie der kunfthiftorifche Gefichtspunkt
maßgebend, ebenfo wie bei der Auswahl der
behandelten Orte. Zu den genannten Serien
find kürzlich noch Nachträge erfchienen, während
Alt-Frankfurt, Dinkelsbühl, Alt-Köln,Regensburg,
Alt-Dresden, Nördlingenufw. neu hinzugekommen
find. Die Publikationen ftehen zum Teil im
Dienfte von Vereinen für Denkmalspflege und
Heimatfchuß. Sie haben auch Sammlerwert im
Hinblick auf die oft rafchen Veränderungen der
Städtebilder. Die Diapofitive dürften zu kunft-
gewerblichen Lehrzwecken befonders geeignet
fein. Ausführliches Verzeichnis durch den Verlag.

Führer für Sammler von Porzellan und Fayence
begründet von Dr. J. G. Th. Graeffe, fortgeführt
von Jaennicke. Dreizehnte Auflage, bearbeitet
von Profeffor Dr. E. Zimmermann. Preis
9 M. Verlag von R. C. Schmidt & Co., Berlin.

Das altbewährte Graeffefche Markenbuch ift fo~
eben in faft vollftändig neuer Geftalt erfchienen und
dürfte infolgedeffen allen Sammlern noch beffere
Dienfteleiften als bisher. DerBearbeiter hat in erfter
Linie Klarheit und Ueberfichtlichkeit der Anord-
nung und wiffenfchaftliche Behandlung des
Themas erftrebt. Ganz befonders nüßlich ift das
Regifter am Schluffe des Bandes, das für den
praktifchen Gebrauch des Handbuches unent-
behrlich erfchien. Bisher exiftierte von dem
Graeffefchen Guide nur die franzöfifche Ausgabe,
der nun die deutfche gefolgt ift. Nicht dankbar
genug zu begrüßen ift es, daß der vortreffliche
Spezialkenner der Dresdener Gefäßfammlung
die mühevolle Arbeit der deutfchen Ausgabe
und der damit bedingten vollftändigen Um-
arbeitung des Originals nicht gefcheut hat, um
endlich ein brauchbares Handbuch zu fchaffen.

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