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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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16. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0638

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STATTGEHABTE AUKTIONEN ° KLEINE NACHRICHTEN

PÄRIS Im Juni geht es immer im Hotel Drouot
fehr lebhaft zu. Huf diefen Monat fetten nicht nur
viele fröhliche Erben ihre Hoffnungen, fondern
die Händler ftellen aus Ladenhütern Sammlungen
zufammen, auf die wir hier nicht näher ein-
gehen können. Erwähnt fei noch die Auktion
der Bilderfammlung L. D. für die Chaine & Si-
monfon 62344 fs. erzielten, die Verfteigerung
der Levyfchen Sammlung von Mufikinftrumenten,
die die hübfche Summe von 60055 fs. ergab.
Endlich muß noch von einer Auktion gefprochen
werden, die einen überrafchend glücklichen Ver-
lauf nahm — überrafchend, was die Leidenfchaft-
lichkeit der Steigerung und die Höhe der Preife
anbetrifft. Weniger überrafchend ift es in Paris,
daß der Nachlaß einer Sängerin mondänes und
neugieriges Publikum anzieht. Die Hinterbliebenen
nahmen hinter dem Commiffaire-Prifeur Plaß und
machten durch ihrErfcheinen noch bejonders Stim-
mung. Pauline Viardot-Garcias kleine Sammlung
von 17 Zeichnungen und Bildern ergab 204309 fs.;
darunter erzielten eine Goya-Zeichnung (Nr. 2)
1900 fs., eine Prudhon-Zeichnung (Nr.4) 2500 fs.;
für Nr. 5, Ferdinand Bol, Bildnis einer hollän-
difchen Dame, wurde 25000 fs. verlangt. Das
fchöne Stück wurde bis auf 42000fs. getrieben.
Nr. 10, Dupleffis, Porträt von Gluck, überfchritt
mit 8000 fs. um 3000 fs. die Forderung. Nr. 12,
Prudhon, Bildnis des Herrn Viardot blieb mit
21 000 fs. 4000 fs. hinter der Forderung zurück.
Nr. 13, Prudhon, Bildnis der Frau Viardot (gef.
25000 fs.) erzielte 46000 fs. Nr. 6, Chintreuil,
Landfchaft, erreichte mit 10000 fs. die Forderung.
Nr. 14, eine Kopie der heiligen Familie von
Raffael, angeblich von Pouffin, für die Viardot
felbft 8000 fs. gezahlt hatte, blieb auf 500 fs.
ftehen. Das Erftaunlichfte ereignete fich mit Nr. 16,
für diefes köftliche Bildnis eines venetianifchen
Grande von Tintoretto wurde 15000 fs. ver-
langt. Es wurde aber mit heftiger Leidenfchaft
von Trotti bis auf 62000 fs. getrieben.

Eine Verfteigerung alter Bilder am 17. Juni
ging auch unter munterem Intereffe vonftatten
und ergab die hübfche Summe von 252870 fs.
Nr. 6. Van der Capelle, Seelandfchaft (verl.
30000fs.) anGerfaud: 28000 fs.; Louis David,
Porträt, mutmaßlidi der Herzogin von Orleans
(verl. 3000 fs.) an Singer: 1700 fs.; Nr. 11.
Desportes, Schwäne und Enten (verl. 2000fs.)
an Haro: 1100 fs.; Nr. 12. Gerard Dou, Por-
trät einer adeligen Dame (verl. 15000 fs.) an
Singer: 14200 fs.; Nr. 13. Derf., Porträt eines
Edelmannes (verl. 15000 fs.) an Haro: 14100 fs.
(diefe beiden Bilder waren bei der Auktion des
Marquis Forbin-Janfon 1906 für 15700 fs. ver-
weigert worden); Nr. 14. Gerard Dou zuge-
fchrieben, Der Zeichner (verl. 8000 fs.) an Haro:

9000 fs.; Nr. 16. Van Dyck, Porträt eines in-
fulierten Abtes (verl. 15000 fs.) an Fifhoff:
11100 fs. (verfteigert: 11000 fs. auf der Vente
der Prinzeffin Mathilde 1904 und 12500 fs. auf
der Vente Sedelmeyer 1907); Nr. 24. Fragonard
zugefchrieben, drei Türgefimfe, die Architektur,
Malerei und Skulptur darftellen (verl. 6000 fs.)
an Couderc: 4750 fs.; Nr. 25. Frl. Marguerite
Gerard, Der abgefangene Brief (verl. 5000 fs.)
an Singer: 4800 fs.; Nr. 26. Jean van Goyen,
Das alte Schloß (verl. 3000 fs.) an Gerbault:
1700 fs.; Nr. 34. Largiliiere, Porträt, mutmaß-
lich der Marquife Dangeau (verl. 20000 fs.) an
Fifhof: 20000 fs.; Nr. 35. Derf., Porträt des Ma-
lers Oudry, an Singer: 8100 fs.; Nr. 38. Le
Na in, Bauernfamilie: 2050 fs. (verfteigert: 2800 fs.
auf der Auktion Sedelmeyer); Nr.41. VanLoo,
Der Befuch beim Bildhauer (verl. 4000 fs.) an
Haron: 3000 fs.; Nr. 47. Moftaert, Margarete
von Öfterreich, Tochter des Kaifers Maximilian
(verl. 10000 fs.) an Singer: 11500 fs.; Nr. 49.
Van Oft ade, Der Raucher: 5500 fs.; Nr. 51.
Oudry, Tote Natur (verl. 6000 fs.) an Singer:
6000 fs.; Nr. 53. Jacob Ruysdael, Der Bach
(verl. 20000 fs.) an Haro: 15800 fs.; Nr. 55. San-
terre Marquife von Rubel (verl. 8000 fs.) an
Williamfon: 7000 fs. (verfteigert: 8000 fs. auf der
Vente Mandel 1905); Nr. 56. Schall, Junges
Mädchen mit Rofe (verl. 8000 fs.) an Verde De-
lisle: 10100 fs.; Nr. 59. Tremolliere, Venus
und Amor (verl. 8000 fs.) an Foir.ard: 6600 fs.;
Nr. 62. Veftier, Porträt, mutmaßlich von der
Vicomteffe de Favieres (verl. 4000 fs.) an Singer:
3200 fs. O. G.

KLEINE NACHRICHTEN

* Die Londoner Kunfthändler Thomas Ägne w
and Sons haben kürzlich um einen enormen
Preis die beiden Rembrandts der Princesse de
Broglie erftanden. Es handelt fich um den
„Raub der Europa“, der als Pendant zu dem
Berliner „Raub der Proferpina“ im Jahre 1632
gemalt ift. Das zweite Bild dagegen ift ein
bisher fo gut wie unbekannt gebliebenes Por-
trät eines jungen Mannes aus dem Jahre 1630.
Der Qualität nach und als Zeugniffe für die
frühen Jahre des Künftlers find diefe Stücke von
hervorragender Bedeutung. Man möchte nur
wünfchen, daß fie irgend einer großen Sammlung
einvarleibt werden. (Nähere Mitteilung Vorbe-
halten.)

PÄRIS Der junge, fpanifche Maler Pablo Pi-
caffo ift die neuefte Senfation des Parifer Kunft-
marktes. Der Kunfthändler Vollard, der Cezanne
longierte, hat fämtliche Bilder Picaffos aufge-
kauft und ihm für fünf Jahre Aufträge gegeben.

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