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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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18. Heft
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Funde. Entdeckungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0694

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FUNDE UND ENTDECKUNGEN ° PERSONALIEN

FUNDE ♦ ENTDECKUNGEN

MENDE Ein Arbeiter, der mit Reftaurations-
arbeiten in der kleinen Kirche Saint-Prejet-du-
Tarn (Lozere) befchäftigt war, hat unter dem
Chorbogen eine alte Malerei entdeckt. Das Fresko
[teilt den Triumph eines Märtyrers dar, wahr-
[dieinlich des heiligen Prejet, des Patrons der
Kirche. Die ganze Kompofition ift fechs Quadrat-
meter groß; die Malerei ift gut erhalten. Wenn
diefes Fresko nicht von einem italienifchen Mei-
ner ausgeführt worden ift, [o ift es jedenfalls
unter italienifchem Einfluß entftanden und zwar
zu Anfang des 15. Jahrhunderts. G.

ROM In Cittä di Caftello fand man vor kur-
zem dieüberrefte eines großen römifchen Bades.
Befonderes Intereffe erregt ein 400 Quadrat-
meter großes Mofaik mit geometrifdier Deko-
ration. Außerdem fand man noch eine Bade-
wanne von außerordentlicher Dimenfion. Die
Ausgrabungen werden unter Leitung der Re-
gierung fortgefegt. L. P.

PERSONÄLIEN

BÄRTHOLOMÄUS VON SZEKELY f

(1835—1910). Äm21.Äuguft verfchied Profeffor
Bartholomäus v. Szekely. Die ungarifche Kunft
verlor in ihm ihren größten Hiftorienmaler, die
Kulturwelt einen ganzen Mann, deffen Typus
in feinem Vaterlande feiten geworden ift. Sze-
kelys Bedeutung befteht nicht allein im abfoluten
Werte feiner Kunft, fondern auch darin, daß das
Refultat feines Wirkens ins Bewußtfein des
ganzen ungarifchen Volkes überging. Seine
Werke fchmücken in großer Zahl öffentliche
Sammlungen und Gebäude. Sie find Schöp-
fungen eines im höchften Grade disziplinierten
Geiftes und erfreuen pch dennoch großer Popu-
larität, weil ihr Schöpfer den richtigen Ton an-
fchlug, der einem jeden Ungar, fei er gebildet
oder ungebildet, zum Herzen fpricht.

Bartholomäus v. Szekely wurde im Jahre 1835
in Kolozsvär (Klaufenburg) geboren. 1850 be-
zog er das Wiener Polytechnikum und im dar-
auffolgenden Schuljahr die Kunftakademie, wo
er unter Rahi und Geiger ftudierte. Er wirkte
dann bis 1858 als Porträtmaler inBraffö, Nagy-
fzeben und Török-Kanizfa, hauptfächlidi aber
bei der gräflich Eichelburgfdien Familie in Böh-
men. Seine mittlerweile verdienten ErfparnilTe
erlaubten ihm nach München zu reifen, wo er
auf der Akademie Pilotys und Kaulbachs Schüler
wurde. Unter feinen Mitfchülern — Lenbach,

Makart, Max, Schleich, Godger, Pecht u. a. —
ftand ihm Lenbach am nächften. Lenbach ver-
dankte Szekelys Porträtkunft — nach eigenem
Geftändnis — tiefe Impreffionen. Die Freund-
fchaft der beiden Künftler beftand bis ins fpä-
tefte Alter.

1871 wurde Szekely als Profeffor zu der da-
mals in Budapeft eröffneten Mufterzeichenfchule
und Zeichenlehrerpräparandie berufen, deffen
Direktor er 1902 wurde. Doch vertaufchte er
1906 diefe Stelle mit der Führung der Meifter-
fchule, deren Leiter bis dahin Karl Log war.

Szekelys größte Werke find: „Auffindung der
Leiche Ludwigs II. auf dem Mohäcfer Schlacht-
felde“ (1861), „Dobozi“ (1861), „Abfchied Karls VII.“
(Freske im Münchner Nationalmufeum), „Die
Schlacht bei Mohäcs“ (1866), „Die Frauen von
Eger“ (1867), „Das Leben der Frau“ (Folge von
zwölf Darftellungen), „Ladislaus V. und Cilley“
(1871), „Leda“ (in Wettftreit mit Makart), „Die
Nonne“ (1871), „Thököly in Ärva“ (1873), dann
die Wandmalereien im Veftibül des Budapefter
Opernhaufes und dem Vorraum der königlichen
Loge, im Deäk-Maufoleum (1884), im Kecfke-
meter Stadthaus und die Kartons für die Wand-
gemälde der Burg Vajdahunyad, deren Aus-
führung unterblieb.

Szekely gehörte zu der romantifchen Schule.
Seine malerifche Tendenz nahm dabei, in der
zweiten Periode feiner Tätigkeit, während der
Löfung monumentaler Aufgaben, einen deko-
rativen Charakter an. Sein Beftreben richtete
fleh hauptfächlich auf den ftreng logifchen Auf-
bau der Kompofition und die Vereinfachung der
Formenfprache, befonders in den Draperie-
motiven. Die ftrenge Methodik und befonders
die gründlichen anatomifchen Studien führten
ihn freilich zu einem gewiffen Akademismus.
Es ift aber für Szekelys kerngefunde Auffaffung
bezeichnend, daß feine Augen für intime Schön-
heiten der Natur immer offen blieben.

Zoltän v. Takäcs.

FLORENZ Hier ftarb am 17. Auguft der
Bildhauer Rinaldo Carnielo. Am 11. Februar
1853 in Boscomontella-Biadene (Provinz Trevifo)
geboren, hat er feit 1870 in Florenz gelebt, wo
er zunächft in dürftigen Verhältniffen und fpäter
in befcheidenem Wohlftande gewirkt hat. Sein
erftes größeres Werk: „Mozarts legte Stunde“
machte ihn fofort in weiten Kreifen bekannt.
Es folgte die ergreifende Figur eines von Ge-
wiffensqualen gepeinigten Mönches: (Dio! Non
posso pregare) ein badendes, junges Weib
(L’onda) und „II Castellano“. Für die Grabftätte
der Fürften Woronzoff-Schuwaloff auf dem Fried-
hof zu Montmartre fchuf er eine Engelsfigur und

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