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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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22. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0829

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AUSSTELLUNGEN

[ierende Kunft eines Gaftes hingewiefen, auf
Max Buri, den tüchtigen, durch und durch ehr-
lichen Geftalter der Berner Bauern. J. C.

BERLIN Die lebten 14 Tage brachten für
Berlin eine Flut von Kunftauktionen, die das
allgemeine Intereffe faft ausfchließlich in Ätem
hielten. Erft die Verfteigerung der Sammlung
Schwarz, die wahre „Rekordpreife“ erzielte und
eine Reihe der bekannteften Mufeumsdirektoren,
Privatfammler und Händler aus aller Herren
Länder in Berlin verfammelte. Über die Preife
wird an anderer Stelle berichtet werden, hier
fei nur bemerkt, daß fich das Intereffe haupt-
fächlich auf die mittelalterliche Holzplaftik kon-
zentrierte. Der Gefamterlös in Höhe von rund
460 000 Mark muß als außerordentlich bezeichnet
werden. — Volle 8 Tage hintereinander kämpfte
man bei Ämsler und Ruthardt fowie bei Max Perl
um moderne Graphik. Klinger, Greiner (mit fehr
feltenen Litographien), Legrand, Whiftler, Zorn,
fchließlich Menzel wurde eifrig gefucht und hoch
bezahlt. Ganz befonderes Intereffe erregte
ein Älbum mit Handzeichnungen des Dichters
E. T. H. Hoffmann, das Ämsler und Ruthard
verweigerten. Daran anfchließend fand die Ver-
fteigerung Segantinifcher Gemälde und Zeich-
nungen aus dem Befiß des Mailänder Kunft-
händlers Älberto Grubiczi lebhaftere Teilnahme.
Die Äusftellungen verhielten fich während diefer
aufgeregten Tage erfreulicherweife fehr zurück-
haltend, fo daß nur fehrwenig über fie zu berichten
ift. Bei GURLITT gibt es ein intereffantes Selbft-
porträt von Feuerbach, das bei Ällgeyer ver-
zeichnet ift aber bislang verfchwunden war, erft
den Bemühungen von Uhde-Bernays gelang es,
das Bild, welches die erfte Arbeit Feuerbachs
überhaupt darftellt, wieder aufzufinden. Es wäre
zu wünfchen, daß diefes Werk einer öffentlichen
Sammlung eingereiht würde. — Dem durch die
obengenannteVerfteigerung wieder ftark geweck-
ten Intereffe für Segantini kommt CÄSPER mit
zwei außerordentlich fchönengroßenZeichnungen
des Meifters entgegen. Die vor kurzem er-
öffnete THEÄTERAUSSTELLUNG in den ent-
feßlichen aber „romanifchen“ Äusftellungshailen
am Bahnhof Zoologifchen Garten, ift wie faft
alle an diefem Ort gezeigten Darbietungen ein
unerfreuliches Konglomerat von ernfthaftem,
intereffanten, hiftorifchen Material und rein ge-
fchäftlidhen Dingen. Mindeftens die Hälfte des
Raumes nimmt Handelsware aller Art ein, für
die ja die Berechtigung fehr fchön zu konftruieren
ift — keiner kann leugnen, daß Korfetts, Stiefel
oder Zylinderhüte auch für die Bühne ihren
Wert haben können. Leider drückt aber der-
gleichen das wiffenfchaftliche Niveau immer aufs

Empfindlichfte, wenngleich auch das Dargebotene
wenig vollftändig erfcheint. Die meifteri Theater
haben Curiosa und Reliquien aus ihren Archiven
gefandt, dabei bleibt es aber auch. Man fucht
vergebens eine fefte Linie, ein Ziel, worauf das
alles hinaus foll, feftzulegen. Am Ungetrüb-
teren ift der Genuß an einer Reihe von Szenen-
modellen, die in erfreulichfter Weife beweifen,
wie fehr der Gefchmack für einfache, künftlerifch
einwandfreie Dekorationen allerorten am Wachfen
ift. Es foll unterftrichen werden, daß es meift
die ftädtifchen und Privattheater find, die mit
dem guten Beifpiel vorangehen. Das was die
berühmteften Hoftheater zeigen, ift faft aus-
nahmslos der himmelfchreiendfte Kitfch.

Die „Vereinigung Bildender Künftler Berlins“
über deren Pläne, (Äusftellungen guter Kunft-
werke bei niedrigen Verkaufspreifen), in voriger
Nr. die Rede war, ift eifrig bei der Arbeit.
Schon Ende diefes Monats foll die erfte Aus-
heilung eröffnet werden, fie findet in dem ehe-
maligen Lipperheidefchen Haufe in der Potsdamer
Straße 38 ftatt. Man kann dem Ergebnis der,
wie es heißt, außerordentlich ftrengen Jury-
Arbeit mit großer Neugier entgegenfehen. Svs.

CHUR Hier wurde zum dritten Male eine
rätifche Kunftausftellung veranftaltet, welche die
Graubündner Wintergäfte mit den Zielen der
einheimifchen Malerei bekannt machen möchte.
Vor allem dominiert da Giovanni Giacometti
aus Stampa, einer der individuellen und emi-
nent malerifch empfindenden modernen Schwei-
zer. Segantinis Sohn Gottardo bringt eine ftim-
mungsvolle Berglandfchaft, auch Ch. Conradin,
Berry, Walter Koch, Hans Beyer nehmen ihre
licht- und farbenerfüllte Heimat zu perfönlich
verarbeitetem Vorwurf. Von auswärtigen Gäften
fei der fein charakterisierende Mannheimer Robbi
und die Baslerin Efther Mengold genannt. J. C.

DRESDEN Wir haben in den Nummern 17 und
19 über die erfte Äusftellung der neugegründeten
Künftlervereinigung Dresden berichtet und dabei
auch die ältere Dresdner Künftlergemeinfdhaft,
die Dresdner Kunftgenoffenfchaft, erwähnt.
Innerhalb diefer Dresdner Kunftgenoffenfchaft
hat fich jeßt eine neue Gruppe gebildet, die fich
den Namen „Grün-Weiß“ gegeben hat. Die
Mitglieder, die ihr angehören, find gewiffermaßen
die Sezeffioniften innerhalb der Genoffenfchaft,
die am weiteften nach links, d. h. der fogenannten
modernen Kunft am nächften ftehenden Künftler.
Es find dieMaler Max Frey, Jofef Goller,
Friedrich Heyfer, Georg Jahn, Walther
Illner, Georg Lührig, Max Pietfchmann,
Paul Frhr. v. Schlippenbach, Bernhard

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