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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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23. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0893

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AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE

liehe, ja für viele Äbftoßende, das diefen Werken
innewohnt, hat hier feine Urfache nicht darin,
daß der Künftler auf ungebahnten Wegen wan-
delt. Der unbefangene Beobachter kann kaum
daran zweifeln, daß die groben Mängel der
Zeichnung, die VerftöBe gegen die primitivften
Gefeße der Perfpektive, die faft jedem diefer
Bilder anhaften, nicht etwa einem bewußten
Verzicht auf althergebrachte Formeln, fondern
vorläufig vielmehr einem dilettantifchen Nicht-
können entfpringen. Darüber braucht freilich
nicht verkannt zu werden, daß Änfäße zu eigenem
Sehen, das insbefondere ftarker Farbenfinn vor-
handen ift. Man hätte dem werdenden Talent
ein ftilleres Äusreifen vergönnt. Vornehmlich
das Selbftporträt des Künftlers vermag Zukunfts-
hoffnungen zu rechtfertigen. Gäbe es nach all-
dem dennoch wirklich einen „Fall Schönberg“ —
nach diefer Äusftellung wäre er zumindeft noch
nicht fpruchreif. Daran vermag auch die ver-
zückte, an unfreiwillig humoriftifchen Wirkungen
reiche Einbegleitung des Äusftellungs-Kataloges
nichts zu ändern — „Gott fchüße uns vor unferen
Freunden!“ —.

Nach Schönberg gab es bei HELLER einen
kleinen, aber nicht unwillkommenen Nachtrag
zur fchwedifchen Äusftellung des Hagenbudes
und zur Zorn-Sammlung Ärnots (f. Cicerone
Heft 21) in Geftalt einer Äusftellung fchwedi-
fcher Graphik. Befonders reich war Larffon
vertreten; daneben fanden fich einige der be-
kannteren Blätter Zorns, fchwärzliche und
fchwächliche Radierungen Bobergs, Karikaturen
Engftröms u. a. m. Hervorheben möchte ich die
fehr anfprechenden Radierungen und Litho-
graphien des hierzulande anfeheinend wenig be-
kannten Louis Sparre, vor allem eine durch die
packende Wiedergabe der farbigen Impreffion
fehr reizvolle Porträtftudie des Geige fpielenden
Yfaye.

Die GALERIE ÄRNOT ließ den Belgiern
fchottifche Künftler (meift Landfchaftsmaler)
folgen. Motive des fchottifchen Hochlandes,
gefeiten mit den Äugen derMeifter des „pagsage
intime“; eine ftarke Tendenz, Corots Silberton
zu verfüßlichen. Auch ein gelegentlicher Ein-
fchlag Courbet vermag diefen Werken nur feiten
eine kraftvollere Note zu verleihen. Verfolgte
man alle Einflüße, käme man in leßter Linie
vielleicht fogar bis zu Conftable als großem,
freilich unerreichten Vorbild. Alles in allem auch
hier wenig Eigenart, überdies ein unheilvoller
Hang zur Süßlichkeit und Sentimentalität, fei es
nun in den Waldlandfchaften und Seeftücken
oder in anekdotifch aufgefaßten Tierbildern, in
einem „fweet-heart“ Kinderköpfchen der guten

alten Zeit. Erwähnenswert ift ein gutes Damen-
porträt von Lavery, der auch mit einem Meeres-
bild hier vertreten war. K. R.

DENKMALPFLEGE

FOLIGNO Das große Polyptychon Niccolo
Älunnos, das bisher über dem Altar einer Seiten-
kapelle der Kirche San Niccolo aufgeftellt war,
roll auf Veranlaffuug des Infpektors der Kunft-
denkmäler Umbriens, Conte Dr. Umberto Gnoli,
forgfältig reftauriert werden. Laut brieflicher
Mitteilung Gnolis an den Bcrichterftatter fanden
fich beim Äuseinandernehmen der einzelnen
Tafeln in dem Rahmenwerk eigenhändige Notizen
Niccolos, und zwar die Namen der Heiligen und
die Angabe der verfchiedenen Szenen aus dem
Leben Chrifti, die das Ältarwerk fchmücken, zu-
gleich auch der Name der Stifterin Brifida (degli
Elmi). Nach erfolgter Reftaurierung foll das
figurenreiche Bild den Ehrenplaß auf dem Haupt-
altar der Kirche erhalten. W. B.

GUBBIO Die drei tradionell dem Eugubiner
Meifter Guiduccio di Palmeruccio zugefchriebe-
nen Fresken in S. Maria Nuova, die bisher durch
das Tabernakel der Madonna del Belvedere von
Ottaviano Nelli der Befichtigung entzogen waren,
find auf Anordnung Umberto Gnolis von der
Wand abgelöft und in dem von Gnoli neu ge-
ordneten Mufeum untergebracht werden. W. B.

LUCCÄ Auf Veranlaffung der Soprainten-
denza per i Monumenti in Florenz reftauriert
augenblicklich Prof. De Pray das fchadhafte
Tafelbild des Buonaventura Berlinghieri in
S. Francesco von 1235, das den heiligen Franz
darftellt. B.

PÄRIS Der franzöfifche Unterftaatsfekretär
der fchönen Künfte hat einen aus Altertums-
forfchern und Rechtsgelehrten beftehenden Äus-
fchuß beauftragt, einen Gefeßesentwurf auszu-
arbeiten, durch den verhindert werden foll, daß
bedeutende gefchichtliche Funde aus Frankreich
ins Ausland gefchafft werden. Ferner hat Du-
jardin-Beaumeß befchloffen, verfchiedene Grund-
ftücke, die an folchen Funden befonders reich find,
als gefchichtliche Baudenkmäler erklären zu laßen.
Paris-Journal zufolge richten fich diefe Maßnah-
men gegen den Schweizer Hauffer, der in der
Gegend von Eyzeis, angeblich für deutfehe Mu-
feen, Nachgrabungen in großem Umfange ver-
anftaltet, zu diefem Zwecke zahlreiche Grund-
ftücke angekauft und einen fchwunghaftenExport-
handel betrieben habe. O. G.

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