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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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6. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0270

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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

St. Auguftinfchen „La Cite de Dieu“ aus dem
14. Jahrhundert. Die erfte Seite zeigt den Über-
feiner, wie er Karl V. von Frankreich fein Buch
überreicht; Biblia Sacra Latina, anglo-norman-
nifch, 13. Jahrhundert, mit 149 Miniaturen; und
De Guilevilles „Le Pelerinaige de la vie Hu-
maine“, 14. Jahrhundert, mit zahlreichen Minia-
turen. Der wenig bekannte Äutor diefes Werkes
ftammt aus Paris, wo er um 1295 geboren
wurde, Prior der Chalis-Äbtei war und gegen
1360 ftarb. Chaucer überfeßte fein Werk ins
Englifche. Mr. Butler erftand diefes franzöfifche
Manufkript in 1906 für ca. £ 300.

BeiChrifties foll noch während dieferSaifon
die Gemäldefammlung des kürzlich verftorbenen
Mr. G. E. Dering auf Lockleys, Herts zur Auk-
tion kommen. In diefer Sammlung von ca. 200
Stücken befinden fich einige bedeutende Werke,
darunter zwei von Hoppner. Die Sammlung ift
zum größten Teil von Vorfahren des Verftor-
benen zufammengebracht worden und enthält
viele Porträts. Ein Teil aber befteht aus den
Bildern, die der zweite Sir G. Shee auf feinen
Reifen erworben hat; diefe gehören meift der
niederländifchen Schule an. Sie find feit
langem nicht mehr ausgeftellt gewefen, und feit
Jahren hat fie überhaupt niemand mehr zu Ge-
ficht bekommen — Mr. Dering führte nämlich
ein förmliches Einfiedlerdafein —, fo daß man
meint, es könnten fich darunter verloren ge-
glaubte Gemälde befinden. Bei Mr. Derings
Landfiß find auch bei der Herftellung eines Weges
eine ganze Anzahl britifcher Altertümer —
Vafen, Urnen, Amphoren ufw. aus Ton, Bronze
und Silber — ausgegraben worden, die jeßt
beim Tode Derings in feinem Haufe fich vor-
fanden. Es find meift heimifche Erzeugniffe aus
der Vorrömerzeit, aber es finden fich auch einige
Stücke darunter, die offenbar aus Werkftätten
Campanias ftammen und als „italo-griechifch“
bezeichnet werden können. Sie beweifen, daß
zwifchen dem vorrömifchen England und dem
Feftlande eifriger Handelsverkehr ftattgefunden
haben muß. Aus dem Charakter der ausge-
grabenen Schöße fcheint hervorzugehen, daß
man bei der Wegherftellung auf die Grabftätte
eines Hochgeftellten, wenn nicht gar eines Königs,
geftoßen war. Auch diefe Schüße dürften wohl
über kurz oder lang ihren Weg in die Auktions-
räume Londons finden. F.

MÜNCHEN Am 27. März und folgende Tage
findet bei Hugo Helbing die Verfteigerung
einer nicht unintereffanten Sammlung von Öl-
gemälden moderner Meifter ftatt, die aus dem
Befiß des Vereins für Volkskunft und Volks-
kunde in München ftammt. Die idyllifch gelegene

Fefte Neuburg a. Inn, ein hervorragendes Bau-
denkmal, ift durch die Initiative diefes Ver-
eins nicht nur erhalten, fondern auch zu einem
Künftlererholungsheim geworden. Die Künftler
find es gewefen, die die nun unter den Hammer
kommende Sammlung von Bildern zufammen-
gebracht haben, und fo find naturgemäß eine
ganze Anzahl erfter Münchner Künftler durch
Arbeiten vertreten, darunter Stadler, Wopfner,
Sambergcr, Lenbach, Hölzel, Grüßner, Defregger
u. a. Zu den Gemälden kommt eine kleine Ab-
teilung von plaftifchen Arbeiten, mit Arbeiten
von Wadere, Willi von Zügel, Beyrer u. a.
Auch eine Abteilung von Radierungen, Litho-
graphien, Holzfchnitten bringt mancherlei Gutes.
Der Gesamterlös der Auktion foll dazu ver-
wendet werden, die alte Fefte Neuburg als
Künftlererholungsheim würdig auszugeftalten.

* *

*

Münzenauktion. Die Münzenhandlung Otto
Helbing Nachfolger, Maximilianftraße 13/1,
verfteigert am 27. März und an den folgenden
Tagen die erfte Abteilung der Münzen- und Me-
daillenbeftände der aufgelöften Firma Zfchiefche
und Köder in Leipzig. Die Kollektion enthält:

1. Neuere deutfcheMünzen nachSchwal-
bach I und II, deutfche Gedenktaler und
Reichsmünzen, worunter folgende zwei Stücke
befonders hervorzuheben find: Nr. 535: Probe-
abfchlag des Doppeltalers 1872 auf die goldene
Hochzeit des Königs Johann von Sachfen und
feiner Gemahlin Amalie. — Nr. 831: 20 Pfennig
Nickel 1887, unter der Wertangabe Stern, die
erfte Prägung der Mulden-Hütten.

2. Goldmünzen undGoldmedaillen aller
Länder: Nr. 895: Ein fcheinbar unedierter stei-
erifcher Goldgulden 1514 von Maximilian I. —
Nr. 906: Goldmedaille auf die Kaiferwahl Ferdi-
nands I. — Nr. 907: Doppeldukat auf das Be-
gräbnis Ferdinands I. im St. Veitsdome zu Prag,
und vieles andere, was der Beachtung wert ift.

3. Münzen undMedaillen ausSilber und
unedlem Metall: Nr. 2365: Doppelten Schau-
taler 1505 von Maximilian I. — Nr. 2368: Sogen.
Enkeltaler 1518 von Maximilian I. — Nr. 2381:
Einfeitige vergoldete Bronzeporträtmedaille ohne
Jahr, auf Kaifer Karl V. Daß die Medaille von
Hans Schwarz ftamme, ift nicht wahr fch ein lieh,
und zwar infolge der der Art Hans Danchers
nahekommenden Porträtbehandlung und der An-
ordnung und Ausführung der Schrift. — Nr. 2401:
Unedirte hohle Porträtmedaille 1531 auf Ferdi-
nand I. von einem bedeutenden, wahrfcheinlich
böhmifchen Meifter, und zahlreiche andere Unica.

Über die Einzelheiten gibt der reich illuftrierte
Katalog Auskunft. M. B

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