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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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9. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0375

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RUNDSCHÄU — SAMMLUNGEN

DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKATIONSÖRGAN FOLGENDER MUSEEN: WALLRAF-
RICHARTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STÄDELSCHES INSTITUT UND STÄDT. GALERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGLICHES MUSEUM ZU SCHWERIN / STÄDT. MUSEUM
DER BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGLICHES MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG /
KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STÄDTISCHES MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG /
MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU FRANKFURT a. M. /
KUNSTHÄLLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSELDORF / ALTONAER
MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG.

EIN GROSSES, NEUES VERMÄCHT-
NIS FÜR DEN LOUVRE Wie bereits
in Heft 8 kurz mitgeteilt, ift am 7. April nach
kurzer Krankheit Graf Ifaac de Camondo in
Paris geftorben. Die Teftamentseröffnung am
darauffolgenden Tage ergab, daß der Verftorbene
feinen gefamten Befiß an Kunftwerken fowie
100 000 Franken zur Aufteilung der Sammlung
dem Louvre vermacht hat. Camondo befaß die
berühmte Standuhr „Die drei Grazien“ von
Falconnet, für die ihm vor Jahren ein Ameri-
kaner eine Million Franken bot; ferner Bronzen,
Tapifferien, Bilder des 18. Jahrhunderts, unter
denen fich einer der fchönften Latours befindet;
dann vor allem eine große Anzahl fehr be-
deutender Werke von Corot, Delacroix, Manet,
Renoir, Sisley, Piffarro und Cezanne, die vor
allem feinen Namen in Sammlerkreifen bekannt
gemacht haben. Die Sammlung hat einen Markt-
wert von etwa 8—10 Millionen. Durch das Ver-
mächtnis Camondos werden Renoir, Sisley und
Cezanne endlich in die franzöfifche National-
galerie einziehen.

Ifaac de Camondo wurde kürzlich zum Prä-
fidenten der Societe des amis du Louvre er-
nannt. Da er Portugiefe war, konnte feinem
Wunfche nicht entfprochen werden, der dahin
ging, als Mitglied des Rats der franzöfifchen
Nationalmufeen aufgenommen zu werden. Die
Schwierigkeiten, die in feiner Abftammung be-
ruhten, wurden behoben, als er Dujardin-Beau-
meß erklärte: „Wenn ich dem Rechte nach nicht
Franzofe bin, fo bin ich es dem Herzen nach,
was ich dadurch beweifen werde, daß ich meine
gefamten Kunftfchäße dem Louvre vermache.“
Daraufhin wurde Graf Ifaac de Camondo in den
Rat der franzöfifchen Nationalmufeen gewählt.

BERLIN Im KGL. KUPFERSTICHKABINETT
ift eine Ausftellung eröffnet worden, welche die
Entwicklung der franzöfifchen Lithographie von
ihren Anfängen bis zur Neuzeit vorführt. Svs.

FRANKFURT a. M. städtische GA-
LERIE. Neuerwerbungen: Für die Abteilung
Frankfurter Kunft wurden zwei charakteriftifche
Arbeiten von Eduard v. Steinle — ein Kinder-
porträt — und eine Porträtftudie nach einer
jungen Dame von Luntefchüß angekauft. Aus
dem Fonds für Werke lebender Künftler wurden
fünf Bilder erworben, von denen die drei erften
bereits ausgeftellt wurden.

1. Ferdinand Hodler: Bildnis eines jungen
Mädchens, in Profilftellung im Garten fißend,
gekleidet in ein blau-weiß kariertes Kleid. Das
Bild ftammt, wie auch der Schnitt des Kleides
zeigt, aus den neunziger Jahren, in denen der
Meifter nur noch feiten fich realiftifche Themen
ftellte.

2. Ein „Garten in Dämmerung“ von Graf
Leopold v.Kalckreuth, ein fehr ftilles, meifter-
haft durchgeführtes Bild der leßten Jahre des
Künftlers.

3. Das Porträt des Oberbürgermeifters Adickes
von Frankfurt von Max Liebermann, im leßten
Jahre gemalt, ein Bild von ähnlicher Abgeklärt-
heit und Befchränkung in den Äusdrucksmitteln
wie das Selbftporträt des Meifters im Befiß der
Hamburger Kunfthalle, das augenblicklich in
Berlin auf der Sezeffionsausftellung gezeigt wird.

4. Eins der bekannten Hamburger Hafenbilder
von Wilhelm Kallmorgen, der Hafen wenig
belebt in fchwerer Regenftimmung.

5. Ein Gemälde von Johannes Sperl: Leibis
Garten, das fehr charakteriftifch den Freund
Leibis in der Frankfurter Galerie vertreten wird.

Leider konnten die beiden letzten Arbeiten
noch nicht gehängt werden, da der der Städti-
fchen Galerie im Städelfchen Inftitut zur Ver-
fügung ftehende Raum fchlechterdings keinen
Plaß mehr bot. Hoffentlich wird noch in diefem
Jahre mit dem Plan eines Erweiterungsbaues
Ernft gemacht, damit die vielen Meifterwerke in
der modernen Abteilung der Städtifchen Galerie
endlich zu der Wirkung kommen, die ihnen ge-
bührt.

Der Cicerone, III. Jahrg., 9. Heft. 27

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