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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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11. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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Aus der Sammlerwelt und vom Kunsthandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0482

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ÄUS DER SÄMMLERWELT UND VOM KUNSTHÄNDEL

liebte Satyr, Der verfchmähte Satyr, zwei Stück
nach Caresmes, Hrn. Danos: 1600 fs. — Nr. 73
und 74. Junger Hirt am Spinnrocken fpinnend,
nach Huet, Der dringliche Liebhaber, nach Huet,
Farbendruck. Hrn. Danlos: 1520 fs. — Nr. 99.
Mrs. Ärbuthnot, von vorn gefehen, von S. W.
Reynolds, urfprünglicher Abzug, Hrn. Bihn:

2200 fs. * *

*

Eine andere Gravuren-Sammlung wurde am
7. und 8. Äpril für 103308 Franken verfteigert.
Darunter erzielten:

Nr. 17. Bonnet, Kopf von Flore, nach Boucher,
Paftell in Farbendruck, Hrn. Goffelin: 3500 fs.
— Nr. 66. Nach Davesne, Die Kirfchen, Die
Pflaumen, von Vidal in Farbendruck, Hrn. Gof-
felin: 1500 fs. — Nr. 67. Debucourt, Das Me-
nuett der Braut, in Farbendruck, Hrn. Geoffroy:
820 fs. — Nr. 69. Frascati, Abzug mit feinem
Originalkolorit, Hrn. Geoffroy: 2300 fs. — Nr. 155.
Nach J. Hoppner, Mrs. Orby Hunter von J. Young
in Farbendruck (reftauriert), Hrn. Geoffroy:
2200 fs.— Nr. 157. Nach Huet, Die Unterhaltung
der Bäuerinnen, von Briceau in Farbendrude:
600 fs. — Nr. 158. Der Morgen , Der Mittag,
Der Nachmittag, Der Abend, von Demarteau,
in Farbendruck, Hrn. Cleffiennes: 2900 fs. —

Nr. 190. Nach Lavrence, Der Liebesbrief, von
de Launay. Vor der Unterfchrift, nur die Na-
men der Künftler find graviert: 2250 fs. —
Nr. 191. Qu’en dit l’abbe, von de Launay, ur-
fprünglicher Abzug: 410 fs. — Nr. 194. Niemals
einig. Der verhätfchelte Kanarienvogel, von
Legrand geftochen, in Farbendruck, Hrn. Palm:
4010 fs. O. G.

ÄUS DER SÄMMLERWELT
UND VOM KUNSTHÄNDEL

DER SÄMMLER ÄUGUST DE RIE-
DER f Vor ein paar Wodien noch fprach mir
Auguft de Ridder in einem Briefe von feinen
Reifen. Nun ift der nimmermüde Frankfurter
Sammler auf eben diefen Kunftfahrten in Paris
plötzlich geftorben. Er ift 75 Jahre alt geworden.
Aber er hat bis zu feinem Tode eine Elaftizität und
Jugendfrifche gehabt, die man bewundern mußte.

Auguft de Ridder ift ein Sammlertemperament
gewefen. Schon in jungen Jahren, da er in
Antwerpen mit feinem Freunde, dem Berliner
Sammler Markus Kappel zufammentraf, fchwärmte
er für das Sammeln, und als er bald darauf
unter die ernften Sammler ging, trat er in rege
Beziehungen zu den zeitgenöffifdien Künftlern.
Die Frankfurter waren ihm befonders lieb ge-
worden. Er hat mit Anton Burger, der lange

in Cronberg lebte, viel verkehrt, aber auch die
Münchner Diez und Lenbach kannte er gut und
mit Markart ift er in München oft beifammen-
gewefen. So hatte er in München felbft fo
manches treffliche Bild aus den fiebziger und
achtziger Jahren erwerben können.

Er hat zwei große Sammlungen gefdiaffen:
die Niederländer-Galerie, die in feiner Villa in
Cronberg i. T. untergebracht ift, und eine Samm-
lung moderner Meifter, die de Ridders Wohn-
haus in Frankfurt ziert. Diese Niederländer-
Galerie darf man wohl zu den bedeutendsten
zählen, die es heute überhaupt giebt. Denn
Auguft de Ridder hat, wie etwa Alfred Thieme
in Leipzig, immer auf Qualitäten gefehen, hat
auch wie Thieme und Konful Weber in Hamburg
immer mit den Kennern Fühlung gehabt. Es ift
nicht lange her, daß Bode den Katalog für die
Cronberger Sammlung fchuf. Es ift ein ftolzes
Buch, das die Jahrhunderte überdauern wird.

Drei Werke von Rembrandt find in diefer
Sammlung: „Die Saskia als Braut“, „Das Mäd-
chen am Fenfter“ und ein Männerbildnis, das
erft feit kurzem bei de Ridder ift, dann das Zwei-
Frauenporträt von Frans Hals, deffen Gegenftück
Markus Kappel in Berlin befitzt, drei Hobbema,
unter ihnen das Pendant zur „Mühle“ des Louvre,
das früher König Leopold von Belgien gehörte.
Und aus Leopolds Sammlung waren auch Rubens
„Porträt desMalersFransFranken“ und die Studie
„Triumpf über Tod und Sünde“ nach Cronberg
gekommen. Fünf Terborch, fünf Jan Steen, drei
Pieter de Hoog, ein Metfu, zwei van Dyck, vier
Teniers, fünf Adriaen Oftade und zwei Isaac
Oftade gruppieren [ich um Rembrandt, Hals und
Hobbema.

In de Ridders Frankfurter Sammlung nur do-
minieren, wie fchon erwähnt, die Frankfurter
und Münchner Meifter. Wenn man hier Anton
Burgers „Interieurs“ fieht, die Oftade gemalt
haben könnte, oder feine Genrebilder, wie den
prächtigen „Laden“, der etwas von der Gemüt-
lichkeit eines Teniers hat, fo muß man darüber
ftaunen, daß fich der Meifter außerhalb Frank-
furts nicht durchfeßen konnte. Er ift ein Taufend-
faffa gewefen und ficher einer von jenen, die
in keiner öffentlichen Galerie fehlen dürften.
Aber auch Jakob Becker, fein Lehrer, hat, nament-
lich in der Landschaft, fehr tüchtiges geleiftet,
und neben ihm find der Frankfurter Karl Morgen-
ftern, von dem die Sammlung de Ridder zwei
ideale Landfchaften enthält, und Karl Seiler aus
Wiesbaden zu nennen, der feine Erinnerungen
an 1870/71 künftlerifch-ftark zu verwerten ver-
band. Und dann find eben noch die Münchner
da: Wilhelm Diez mit seinem „Überfall“ und
vor allem mit der „Heiligen Nacht“, die rem-

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