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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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12. Heft
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Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN

geht und das Leichte der Blumen die plaftifch-
monumentale Strenge der Figuren löft und hebt.

In der Landfchaft wird man diefelbe Entwick-
lung Hodlers verfolgen können von den frühen
Verfuchen, bei denen ihn das Vor- und Hinter-
einander der Flächen und Maffen reizt und das
Verhältnis der reich differenzierten Farben zu-
einander bis zu den Bildern der jüngften Zeit,
wo er fein Äuge auf das Wefentliche der Er-
fcheinung eingestellt hat, auf die große Form
und Linie. Sein Beftes gibt er dabei in der
Landfchaft, bei derer die Tannenwaldungen am
Bergeshang hinaufführt, am beften darum, weil
hier der Kontakt mit der Natur bei aller Ver-
einfachung am reinften gewahrt ift, weil er
reich ift ohne Kleinlichkeit, groß ohne einfeitige
Äbfichtlichkeit. Hier reicht er [ich mit van Gogh
die Hände und hat gelößt, was jenem offenbar
als Ideal ftets vorgefchwebt. — s.

BÄRMEN Wie Wiesbaden hat nun auch
Barmen eine Äusftellung Leibi und feinKreis
zu zeigen, vom dortigen Kunftverein in der
Ruhmeshalle für einige Wodien vereinigt. Nur
27 Bilder umfaßt fie, aber durchweg erftklaffige
Werke und mit großem Gefchick gewählt, fämt-
lich aus Privatbefiß. Leibi ift mit vier Bildern
vertreten: Der Sparpfennig, vom Jahre 1879, Die
Neue Zeitung, im Jahre 1891 entftanden, beide
aus dem Befiß des Herrn Hugo Toelle zu Bar-
men. Ihnen folgt das Bild Der Äbendfriede aus
dem Jahre 1895, mit den beiden Bäuerinnen, die
fich am Waldrand begegnen, und als viertes
der Studienkopf eines Bauernmädchens. Das
erftgenannte ift wohl das bedeutendfte, auch
fchon kompofitionell und in der Einfügung der
Figuren in den Rahmen, die dem kleinen Werke
einen monumentalen Zug verleiht. Äber auch
rein malerifch ift Leibi feiten über dies Werk
hinausgegangen, denn die Ärt, wie die Müße
des Älten und deffen Hemdärmel gemalt find,
möchte man als den Gipfelpunkt malerifchen
Könnens überhaupt hinftellen. Farbig ift Leibi
in dem Äbendfrieden bedeutend reicher, das
zeigen fchon die blauen und violetten Töne, die
jeßt bei den Fleifchpartien verwendet werden.
Und wie prachtvoll leuchtet nun im Emailglanz
das Rot der Blufe, wie fein ftehen die grünen
Hüte in ihrer Umgebung! Von Joh. Sperl ift
nur ein liebenswürdiges Bild vorhanden, ein
Mädchen in der Rofenlaube. Thoma ift in
feinem ganzen Schaffen durch drei charakte-
riftifche Werke gekennzeichnet. Das erfte, eine
kleine Schwarzwaldlandfchaft, ift malerifch breit
gefehen und gegeben; das zweite, die bekannten
badenden Knaben, ift troß allen Aufwandes an
fcheinbarer Lebendigkeit in dem Wafferfall und

den hölzernen Knabenakten trocken und tot,
weil zu gewiffenhaft, nüchtern. Das leßte, ein
Kornfeld, in dem fich Mohnblumen verfteckten
und über das man hinweg in einen weiten
Wiefengrund fieht, den eine Hügelkette zum
Horizont fchließt, zeigt uns den Ältmeifter erft
in feiner ganzen poetifchen Traulichkeit, durch
die er unfereLiebe erwarb. Ebenfo wirdTrüb-
ners künftlerifche Entwicklung durch drei Werke
charakterifiert: Das Keutaurenpaar vom Jahre
1878, die Chorknaben aus dem Jahre 1892 und
Klofter Ämorbach von 1899.

Der Wert der Barmer Äusftellung liegt ebenfo
wie der der Wiesbadener in der umfangreichen
Kollektion von Karl Schuch, die freilich zum
größten Teil fchon auf anderen Äusftellungen
zu fehen war. Äber 14 Werke von ihm ver-
einigt zu finden, hilft wefentlich fein Bild ver-
tiefen. Denn dann verfteht man, wie fchwer-
mütig diefe Kunft ift, wie in den fatten Farben
und den großen Maffen deutlich ein barockes
Element fich zeigt. Er hat manche Berührungs-
punkte mit Ruysdael. Än Glut des Kolorits, vor
allem in dem wunderbaren Goldton, den er über
feine Bilder gießt, wird er von wenigen er-
reicht. In dem Bilde feines Ateliers hat er diefes
Gold faft zu beraufchender Pracht gefteigert.
Wie fehr Schuch auch in den Landfchaften nur
eine nature morte gibt, fühlt man am beften,
wenn man fie mit den Stilleben zufammen fieht.
Der Barmer Kunftverein befißt zwei charakte-
riftifche Arbeiten des Künftlers, ein Stilleben mit
Äpfeln und Trauben, und das Bild der Säge-
mühle bei Prags in Tirol, ein Meifterwerk aus
dem Jahre 1877.

Außerhalb des Leibl-Kreifes, und nur zeitlich
zugehörig, fteht fodann Uh des herrliches Werk
„Laffet die Kindlein zu mir kommen“, das durch
einen glücklichen Zufall ebenfalls mit der Äus-
ftellung vereinigt werden konnte. —s.

BERLIN SCHULTE veranftaltet eine fpanifche
Äusftellung, in der den fchon allzu bekannten
Malern wie Sorolla oder Zuloaga mit Recht ge-
ringerer Raum gewährt ift, als denen die noch
wenig hervorgetreten find. Wenngleich wirklich
bedeutende Leiftungen nicht zu vermerken find
— man wüßte auch nicht, welcher fpanifche
Maler damit jeßt auftreten follte —, fo fieht
man doch manches Beachtenswerte. Valentin
Zubiaurre hat noch am meiften einen eigenen
Stil gefunden, er bevorzugt kräftige Farben
und gibt feinen Figuren etwas erdenfchweres,
das an deutfche Künftler wie etwa an Roß-
mann denken läßt. Äureliano de Beruete
malt helle Landfchaften, ganz getaucht in ein

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