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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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17. Heft
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Denkmalpflege
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Entdeckungen. Funde
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Vermischtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0723

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ENTDECKUNGEN UND FUNDE o VERMISCHTES

fowie der Bericht der Spezialkommiffion in den
„Mitt. d. k. k. Zentralkom. f. Erforfchung u. Er-
haltung d. kunft. u. hiftor. Denkmale“ 1911, Nr. 2.)
Der Propagierung diefes Gefetjentwurfes in
weiteren kunftliebenden Kreifen dient eine Bro-
fchüreKarl Holeys: „EinDenkmalfchußgefefe für
Öfterreich“, die kürzlich in der Reihe der leider
viel zu wenig beachteten „Flugfchriften des
Vereines zum Schule und zur Erhaltung
der Kunftdenkmäler Wiens und Nieder-
öfterreichs“ erfchienen ift. In knappen Umriß-
linien fchildert H. die hiftorifche Entwicklung der
Denkmalspflege. Zugleich wird jeder Paragraph
des neuen Gefet$entwurfes im Hinblick auf feine
theoretifche und praktische Bedeutung in fach-
licher, klarer Weife unter Heranziehung zahl-
reicher Beifpiele erläutert. 90 Abbildungen unter-
ftütjen das Verftändnis der meift unmittelbar
einleuchtenden Ausführungen des Büchleins.

K. R.

ENTDECKUNGEN • FUNDE

BOSTON In der Kapelle des St. Vincent’s
Orphan Home in Camden Street ift eine „Him-
melfahrt Mariae“ von Murillo entdeckt worden,
die dem Inftitut vor 50 Jahren von dem da-
maligen fpanifchen Konful gefchenkt worden war.

MONTEFÄLCO In der Kirche S. Fortunato
ift unter einer Kalkfchicht der fteinerne Sarko-
phag des heiligen Severus und eine Pieta mit
zwei Engeln entdeckt worden, die man an Ort
und Stelle Benozzo Gozzoli zufchreibt. W. B.

OLVIÄ Die feitens der Kaif. Archäologifchen
Kommiffion in St. Petersburg unter Leitung von
Profeffor B. W. Farmakowsky feit zehn Jahren
unternommenen Ausgrabungen der altgriechi-
fchen Kolonie Olvia geben ein immer deut-
licheres Bild der einft blühenden Handelsftadt
mit ihren Feftungsmauern und Türmen fowie
ihrer bereits in der Steppe gelegenen Nekropole.
Olvia ift am rechten Ufer des Bug gelegen, wo
derfelbe ins Schwarze Meer fließt, und war für
den Tranfitverkehr ein äußerft geeigneter Punkt.
Die älteften Bauten fcheinen aus dem 6. und
5. Jahrhundert v. Chr. zu ftammen, fpäter ge-
langte die Stadt in römifchen Befiß und war
bereits im 5. Jahrhundert unferer Zeitrechnung
faft ganz verschollen. Sehr zahlreich find hier
die Münzfunde, ebenfo Vafen verfchiedener
Herkunft, auch ftoßt man oft auf prächtige Refte
von Fußbodenmofaiken. P. E.

□ □ □

VERMISCHTES

DER DIEBSTÄHL DER „MONA

LISÄ“ Am Montag, den 21. Auguft wurde
aus dem Salon carre des „Louvre“ Lionar-
dos „Mona Lifa“ von unbekannter Hand
geraubt. Alle Nachforfchungen nach dem Täter
fcheinen bisher vergeblich, alle Kombinationen
find daher müßig. Die Tatfache allein befteht,
daß folch ein Diebftahl möglich war und hierzu
erhalten wir von unferem ftändigen Brüffeler
Mitarbeiter folgende intereffante Zufchrift:

Der ftarke Verkehr zwifchen Brüffel und
Paris, dem großen Kunftmarkt, bringt es auch
mit fich, daß man hier über Vorgänge in
Frankreich gut orientiert ift. So erinnerten fich
Kunftkreife, daß vor einigen Jahren ein Bild
der Brüder Lena in „Junge Leute beim Karten-
fpiel“, das aus dem „Louvre“ entwendet worden
war, von dem Diebe, der es hier wahrfcheinlich
nicht verkaufen konnte, dem Mufeum als Poftkolli
retourniert wurde. Ferner ift die bekannte große
„Kermeffe“ von Rubens ein Jahr unfichtbar
gewefen, weil das Gemälde bei dem Photo-
graphen, welcher das Privilegium der Repro-
duktion von Werken des „Louvre“ befitjt, ge-
litten hatte. Die Holztafel war wellig geworden,
mußte in mühevoller Arbeit in Ordnung ge-
bracht werden, ift aber nicht mehr in den ur-
fprünglichen Zuftand gekommen. Ein anderer
Vorfall ift mit den Teniers des Louvre paffiert,
der die Zuftände dafelbft kennzeichnet. Behufs
Umhängung wurden die Rembrandtbilder zwei
und ein halbes Jahr auf dem Speicher be-
halten, bis fich für fie Plaß gefunden hatte.
Diefe Bodenräume, angefüllt mit Kunftwerken,
follen überhaupt eine „partie honteuse“ der
Mufeen des „Louvre“ bilden. Bildhauer, die
nach Paris zum Studium gegangen find, erinnern
fich, daß die „Prozeffion der Panathenäen“
jenes Friesfragment des Parthenos anderthalb
Jahre und daß das herrliche Basrelief „Orpheus’
Abfchied von Eurydice“ drei Jahre lang
verfchwunden war, bevor man diefe Original-
werke — der „Louvre“ ift an folchen nicht über-
reich, wohl aber an Repliken — wiederfand.
In der Zwifchenzeit fehlten fie für dieBefichtigung!

Am Montag, an welchem das Publikum keinen
Zutritt hat, an dem aber Photographen, Kunft-
freunde, Handwerker ufw. im Louvre ein- und
ausgehen, ift die Zahl der 120 Auffeher auf ein
Zehntel reduziert, was eben für die Bewachung
von über 120 Sälen durchaus unzureichend ift,
und diefenTag hat fich der Dieb der „Joconde“
wohlweislich ausgefucht. Natürlich hat bei der
Verfolgung desfelben der legendäre Deutfche
nicht gefehlt, der das „Karnickel“ bei allen fran-

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