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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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19. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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Aus der Sammlerwelt und vom Kunsthandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0811

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AUS DER SAMMLERWELT UND VOM KUNSTHANDEL

raffigen, temperamentvollen Frauenfiguren her-
vor. Carl Spißweg hat drei Bilder beigefteuert,
einen „Betrunkenen“ (von 1836), eine reizvolle
„Gebirgsfzenerie“ und einen köftlichen „König
David“; W. von Diez zahlreiche Szenen aus
dem 17. Jahrhundert, F. H. von Kaulbach eine
„Ruhende Venus“ und ein „Damenporträt“. Von
Defregger und Grütjner fieht man charakteriftifche
Werke. Ä. Gabi, Hugo Kauffmann mit ihren
humorvollen Bildern laffen auch die Genremalerei
voll zur Geltung kommen. Von G. von Max
finden fidi ein hochintereffantes frühes Bild „Auf
der Alm“ fowie drei feiner bekannten Frauen-
köpfe und ein Chriftus. Von den Führern der
A'loderne ift vor allem F. von Uhde zu nennen,
deffen bekanntes Selbftporträt, eine Variante des
„Schweren Ganges“, der „Abfchied des Tobias“
von 1897 und ein in Licht aufgelöftes holländi-
fches Interieur von 1902 befonders hervorzuheben
find. F. von Stuck fällt durch einen poefievollen
„Zauberwald“ und ein hübfches „Mädchenbild-
nis“ auf. Den Fortfehritt der Münchner Tier-
malerei können wir an vorzüglichen Bildern H.
von Zügels konftatieren. Von den Ausländern
in München ift ein reichbewegtes Tartarenbild
Jofef von Brandts und ein Damenporträt von
W. von Czachorski zu erwähnen. Die Düffel-
dorfer Schule ift durch A. und Osw. Achen-
bach mit holländifchen und italienifchen Land-
fchaften vertreten, durch B. Vautier mit einer
charakteriftifchen „Gerichtsfitjung“, durch E. von
Gebhardt mit zwei religiöfen Studien. Von L.
Knaus fieht man einen „jungen Maler“ von
1853 und von Claus Meyer zwei ftattliche hol-
ländifche Bilder. Arnold Böcklin figuriert in
der Sammlung mit zwei heroifchen Frauenbild-
niffen. W. Leibi mit einem prachtvollen männ-
lichen Kopf von 1866, W. Leiftikow mit feiner
großzügigen Havellandfchaft, Hans Makart mit
einer idealen Frauengeftalt, A. von Menzel mit
koftbaren Bleiftiftzeichnungen, Adolf Sehreyer
ift mit mehreren feiner fonnendurchglühten, duf-
tigen Steppenlandfchaften mit feinen arabifchen
Reitern und wallachifchen Motiven glänzend
repräfentiert, nicht minder der neuerdings fo
hochgefchätjte Charles Sch uch mit drei Stilleben
und einer Herbftlandfchaft. Max Klingers
Studienkopf von 1877 ift als frühes Bild wichtig
für die Entwicklung des Meifters. Den deutfehen
Impreffionismus können wir in feinem bedeutend-
en, lebenden Vertreter Max Liebermann mit
den „zwei Reitern am Meere“, der „Juden-
gaffe“, einem „holländifchen Bauernhaufe“ und
vor allem in feiner „Tuchwalke“ kennen lernen.
Hans Thoma ift mit neun Werken vertreten,
darunter zwei deutfehen Landfchaften, der „Jüng-
ling an der Quelle“ und „Das Idyll mit dem

kleinen Faun“, der „Schwermütige Angler“ fowie
die Kinder von des Künftlers Freund Römer.

W. Trübners Entwicklungsgang können wir
von dem Studienkopf eines alten Mannes von
1870 über eine makartifierende Dame von 1882
und einen „Prometheus und die Oceaniden“ bis
herauf zu feinem klaren Landfchaftsbilde „Schloß
Lichtenberg“ von 1900 und den in breiten Pinfel-
ftrichen hingefetjten „Wirt im Odenwald“ und
„Selbftporträt“ verfolgen.

Von Guftav Schönleber find zwei holländifche
Hafenbilder zu erwähnen. Auch hervorragende
ausländifche Meifter, die auf die Entwicklung
der deutfehen Kunft ihren Einfluß ausübten, find
in der Kollektion vortrefflich vertreten. Wir
nennen Alex. Calame mit einer „Waldland-
fchaft“, M. Muncacfy mit feinem „Unzufrie-
denen“, G. Segantini mit einem „weiblichenKopf“,
F. Thaulow mit drei farbenreichen Landfchaften,
E. Verboeckho ven mit zwei Schafbildern, den
kürzlich verftorbenen Jofef Israels mit den charak-
teriftifchen „Fifcherkindern am Strande“ und F.
Hodler mit drei feiner großzügigen Figuren-
bilder.

Aus Anlaß diefer Auktion publizierte die Firma
Hugo Helbing-München ein Werk über die Galerie
Sturm, das mit einem Illuftrationsapparat von
106 Tafeln in Kupferdruck ausgeftattet ift und
eine wertvolle Monographie diefer Sammlung
bildet.

ÄUS DER SÄMMLERWELT
UND VOM KUNSTHÄNDEL

ÄMSTERDÄM Die Kunfthandlung von
R. W. P. de Vries hat foeben einen kleinen
preifierten Katalog herausgebracht, der in 112
Nummern Zeichnungen und Kupferftiche von
Hendrik Goltzius, Jacob de Gheyer und
Jean, Antoine und Jecome Wierix ver-
einigt. Es gibt darin einige Seltenheiten, die
nicht nur Sammler, fondern auch Kabinette zum
Zugreifen ermuntern können, abgefehen davon,
daß jeder der genannten Meifter mit einem sehr
reichhaltigen Oeuvre vertreten ift. Die Preife
find durchaus der Konjunktur des Marktes an-
gepaßt. Der Katalog felbft ift reich illuftriert.

HÄÄG Herrn Dr. A. Bredius gelang es, in
diefen Tagen ein bis vor kurzem gänzlich un-
bekanntes Werk Rembrandts zu erwerben.
Es ift ein kleiner Chriftuskopf und vielleicht eine
Vorftudie zu dem Emmausbild in Kopenhagen.
Das Gemälde foll an Kraft und Tiefe des Aus-
drucks alle übrigen Chriftusftudien, die Rembrandt
zugefchrieben werden, übertreffen. Eventuell

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