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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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20. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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Entdeckungen. Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0854

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DENKMALPFLEGE ° ENTDECKUNGEN UND FUNDE

Kollektionen neu, eine Gemäldeferie von dem
Prager Eugen von Kahler und eine ebenfolche
von Georges d’Espagnat, Paris. Kahler ift
fraglos eine ftarke malerifche Begabung, fteht
aber vorderhand noch zu [ehr unter dem Einfluß
gewiffer Modefexereien, als daß feiner Entwick-
lung heute fchon ein günftiges Prognoftikon ge-
teilt werden könnte. In feinen orientalifchen
Motiven befonders erzielt er da und dort ganz
famofe Farben- und Lichteffekte, ftärker dürfte
das Zeichnerifche, folider die Durchführung der
meiften feiner Impreffionen fein. Georges d’Es-
pagnat ift ein gefchickter Techniker, läßt im großen
und ganzen aber kühl und unintereffiert.

Im KUNSTGEWERBEVEREIN ift eine kleine
Ausftellung von Erzeugniffen der ftattlichen Fach-
fchulen zu fehen, die ob des frifchen modernen
Geiftes, der troß dem im übrigen ftarken Fefthalten
an lokaler Tradition an den Objekten zutage tritt
in mancher Hinficht lebhaft zu intereffieren vermag.
Man fieht da ausgewählteErzeugniffe dergewerb-
lichen und kunftgewerblichen Fachfchulen, die
vom bayerifchen Staat in den verfchiedenen
Kreifen unterhalten werden. Sehr hübfch find
die Arbeiten der Fachfchule für Glasinduftrie in
Zwiefel, ebenfo die Korbflechtereien, die in
Liditenfels gemacht werden, weiter find mit
tüchtigen Produkten vertreten die Keramifche
Schule in Landshut, die Porzellanmanufaktur
in Selb, die Spißenklöppelfchulen von Tiefenbach
und Stadlern und die Schnißerfchulen in Parten-
kirchen, Berchtesgaden und Oberammergau. Die
Geigenbaufchule in Mittenwald demonftriert den
Herftellungsgang einer Geige. M. K. R.

DENKMALPFLEGE

BRUSSEL Das der Marquife von Arco-
nati-Visconti gehörige, bei Brüffel gelegene
Schloß von Gaesbeek wird, nach foeben ftatt-
gehabten Befprechungen mit den Miniftern der
Juftiz und des Kgl. Haufes, in den Befiß des
Staates als Gefchenk übergehen. Der aus der
Feudalzeit ftammende Bau hat in der Gefchichte
Brabants einft eine Rolle gefpielt und der Fa-
milie der Grafen von Hornes gehört. Im 19. Jahr-
hundert kam er an die Ärconati-Visconti, deren
Brüffeler Schloß an der Stelle ftand, wo fich
jeßt das Palais der Gräfin von Flandern be-
findet. Das Schloß Gaesbeek ift angefüllt mit
Kunftfchäljen, zu denen u. a. eine filberne Büfte
des Kaifers Karl V. gehört; es enthält eine
äußerft wertvolle Bibliothek und zahlreiche Do-
kumente und wird wahrfcheinlich als felbftän-
diges Mufeum beftehen bleiben. F. M.

FLORENZ Die bisher in gröblichfter Weife
vernachläffigte Kirche Santa Maria Maggiore,
deren Seitenfaffade an Via Cerretani zum An-
heften von Plakaten dient, ift foeben unter der
Leitung ProfefforCaftelluccis forgfältig im Äußeren
wiederhergeftelltworden. DiefrühgotifcheFaffade
aus folidem Hauftein ift jeßt wieder freigelegt
und an dem fchon in früheren Zeiten bis zur
Höhe des Mittelfchiffs abgetragenen Glockenturm
mit romanifchen Rundbogenfenftern hat manRefte
einer alten Äußenkanzel entdeckt, von der einft
der Segen erteilt wurde.

An der Kirche San Michele e Gaetano auf
Piazza Antinori hat man damit begonnen, die
elegante Barockfaffade Matteo Nigettis zu reftau-
rieren. Die Urfache der in gefahrdrohender Weife
vorgefchrittenen Verwitterung des von Nigetti
verwandten grauen Sandfteins ift darin zu fuchen,
daß diefer Architekt ein Baumaterial verwandte,
das fich auch an feinerFaffade derKircheOgniffanti
und an der Vorhalle von San Domenico di Fiefole
als durchaus nicht wetterbeftändig erwiefen hat.
Die zur Ausbefferung der baufälligen Teile in
Zement nötige Summe von insgefamt 16000 Lire
war bereits gezeichnet, als die ftädtifche Kom-
miffion zur Erhaltung der Baudenkmäler Ein-
fpruch erhob, weil fie der Meinung war, daß
nur echtes Steinmaterial verwandt werden dürfe.
Infolge diefes Befchluffes wird die überaus not-
wendige Ausbefferung der in höchftem Grade
baufälligen Faffade wahrfcheinlich noch jahre-
lang auf fich warten laffen.

In Via Dante, an der Ecke der Via Santa
Margherita, gegenüber der Torre della Caftagna
ift die Gebäudegruppe neben dem erft feit der
Mitte des neunzehnten Jahrhunderts willkürlich
als „Cafa di Dante“ bezeichneten Haufe in
mittelalterlichem Stile „modernifiert“ worden.

W. B.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

BRÜSSEL Ausgrabungen, welche feit einiger
Zeit auf Koften des Kohleninduftriellen und
Sammlers Warocque durch Herrn Charles Fon-
taine in dem Örtchen Haulchin im Hennegau
unternommen worden find, haben zur Auf-
deckung einer römifehen Villa geführt. Die-
felbe liegt 800 m von der römifchen Straße,
welche gegen Harmignies in Frankreich geht,
entfernt und fcheint, nach der Vorzüglichkeit des
Baues und der Ausdehnung der Mauern, deren
eine 60 m Länge hat, zu urteilen, einem reichen
Befiljer gehört zu haben. In den Kellerräumen
ift ferner ein Columbarium ausgegraben worden
deffen Anlage und Material, welches für die

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