Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0958
DOI issue:
23. Heft
DOI article:Schmidt, Robert: Neuerwebungen des Berliner Kunstgewerbe-Museums
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NEUERWERBUNGEN DES BERLINER KUNSTGEWERBE-MUSEUMS
Äbb. 2. Venezianifche Truhe, um 1500
oben her, ift jedoch nur die linke Hälfte des Kaftens, fowie der oberfte, mit kleinen
Fächern ringsherum verfehene Teil der rechten Hälfte zu benutzen, während die rechte
Hälfte der Vorderwand im übrigen als Tür fich öffnet und die hinter ihr angebrachten
Schubfächer zugänglich macht. So eigenartig wie die Konftruktion ift auch die Dekoration
des Stückes. Die quadratifchen Felder des Kaftens zeigen Sternmufter, die abfolut auf
orientalifche Ornamentik hinweifen; die Füllungen diefer Sterne aber, ebenfo wie das
kleine hochrechteckige Mittelfeld, find mit der für die füdtirolifchen Möbel vom Aus-
gang des 15. Jahrhunderts typifchen Maßwerkgotik verziert. Als Drittes kommt end-
lich noch hinzu das ausgefprochen italienifche Renaiffanceornament, das auf der Innen-
feite des Deckels die beiden — ausgekratzten — Befißerwappen in Gold auf blauem
und rotem Grund umgibt. Die Vergoldung der Schnitzereien ift nur noch im Innern
erhalten. Als Ort der Entftehung kommt allein Venedig in Betracht; nur hier, wo Gotik
und Renaiffance viel länger als anderswo in Italien miteinander ftritten, wo ferner der
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Äbb. 2. Venezianifche Truhe, um 1500
oben her, ift jedoch nur die linke Hälfte des Kaftens, fowie der oberfte, mit kleinen
Fächern ringsherum verfehene Teil der rechten Hälfte zu benutzen, während die rechte
Hälfte der Vorderwand im übrigen als Tür fich öffnet und die hinter ihr angebrachten
Schubfächer zugänglich macht. So eigenartig wie die Konftruktion ift auch die Dekoration
des Stückes. Die quadratifchen Felder des Kaftens zeigen Sternmufter, die abfolut auf
orientalifche Ornamentik hinweifen; die Füllungen diefer Sterne aber, ebenfo wie das
kleine hochrechteckige Mittelfeld, find mit der für die füdtirolifchen Möbel vom Aus-
gang des 15. Jahrhunderts typifchen Maßwerkgotik verziert. Als Drittes kommt end-
lich noch hinzu das ausgefprochen italienifche Renaiffanceornament, das auf der Innen-
feite des Deckels die beiden — ausgekratzten — Befißerwappen in Gold auf blauem
und rotem Grund umgibt. Die Vergoldung der Schnitzereien ift nur noch im Innern
erhalten. Als Ort der Entftehung kommt allein Venedig in Betracht; nur hier, wo Gotik
und Renaiffance viel länger als anderswo in Italien miteinander ftritten, wo ferner der
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