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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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3. Heft
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Aus der Sammlerwelt und vom Kunsthandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0149

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AUS DER SAMMLERWELT UND VOM KUNSTHANDEL

des gegenwärtigen Eigentümers, in London
von einem Trödler erworben. Das Bild wurde
irrtümlich für ein Selbftporträt des Künftlers
gehalten. Das kunftliebende Publikum lernte
es 1902 in der durch den Landesverein unga-
rifcher Ärzte veranftalteten kunfthiftorifchen Aus-
heilung kennen. Der Kopf erinnert in der Bart-
tracht an Karl I., woraus ich die Folgerung ziehen
möchte, das Gemälde ftelle einen Herrn aus der
Umgebung des Königs dar. Das Bild, das in
Emil Schaeffers Gefamtausgabe der Werke van
Dycks nicht aufgenommen wurde, konnte ruhig
zu den befferen Leiftungen des Meifters gerechnet
werden. Es war mit befonderer Unmittelbarkeit
und Frifche gemalt, fo daß es in diefer Hinficht
von den meiften in England gemalten Bildniffen
des Künftlers vorteilhaft abftach.

Der Untergang der anderen Bilder der Bat-
thyänyifchen Sammlung bedeutet einen viel klei-
neren Verluft für die Kunft. Erwähnenswert
find unter ihnen eine zechende Gefellfchaft von
Palamedes Palamedesz, eine Gefellfchaft beim
Tifch von Anthonie Palamedesz, eine Uferland-
fchaft mit Tieren von Paulus Potter, eine Henne
von Melchior van Hondekoeter, eine fignierte
Landfchaftt von Jan van Goyen, das Bildnis
eines Bifchofs von Lukas Caffel, die Madonna
in einer Landfchaft von Pieter van Avont, ein
Genrebild von Le Ducque, eine Landfchaft von
Ommegang, das Bildnis einer alten Frau von
Balthazar Denner, die Weinlefe von Karl Loß.

Der ganze Verluft ift ungefähr auf 125000 Kr.
zu fchäßen. Z. T.

BERLIN Im Hohenzollern - Kunftge-
werbemufeum wird eine große Ausftellung
modern gefchnittener Silhouetten vorbereitet,
die im April diefes Jahres dort ftattfindet. Da es
die Abficht ift, nur wirklich Künftlerifches zur
Ausftellung zu bringen, wird eine Jury geftellt

werden, über deren Zufammenfeßung wir noch
berichten werden. — Die Einfendung muß bis
fpäteftens 15. März erfolgen.

NEW-YORK Die Lady Wimborne läßt den
hier auch feinerzeit gemeldeten Verkauf von
drei Rembrandts aus ihrer Sammlung an
Mr. P. A. B. Widener dementieren. Er wird
aber von W. als gefchehen bezeichnet. Als
Grund für das Dementi wird verlebter Stolz
angegeben. — Die Blakeslee Galleries haben
ein Gainsboroughporträt, die Mrs. Bell
darftellend, um, wie es heißt, eine halbe Million
Mark an einen Kunftliebhaber desWeftens ver-
kauft. Es ftammt aus dem Befiß einer Nach-
kommin der Porträtierten und ift in Armftrongs
Gainsboroughmonographie mit angeführt. —
Mr. D. T. Watfon aus Pittsburg hat in London
eine „Madonna mit Kind“ von Murillo ge-
kauft; es ift fein drittes Bild von diefem Meifter.
— Mr. Pierpont Morgan hat einen Botti-
celli erftanden, eine „Heilige Familie“, und
ferner ein italienifches Elfenbeinkruzifix,
faft in Lebensgröße, das fich noch in der Nähe
Barcelonas befindet. Ein Barcelonaer Blatt möchte
es dem Lande erhalten wiffen. — Ein anonymer
Sammler hat durch die Vermittlung der Klein-
berger Galleries vom Herzog von Rutland einen
bedeutenden Rubens „Krönung der heil. Cathe-
rina“ um, wie es heißt, ein und eine viertel
Million Mark gekauft, und das Bild ift jeßt aus
England in Amerika eingetroffen. Es ftammt
aus dem Jahre 1633 und war für den Altar des
heil Barnabas in der Auguftinerkirche in Mechlin
für 620 Gulden gemalt worden. Im Jahre 1765
verkauften es dann die Mönche um 9500 Gulden
und zwei Fäffer Wein. Der Herzog von Rutland
ließ es in der Verhulftauktion um 12000 Gulden
für fich ankaufen. Das Bild ift 8l/2 Fuß hoch
und 7 Fuß breit.

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