Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (4.1912)

RUNDSCHAU — Sammlungen

DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKÄTIONSORGÄN FOLGENDER MUSEEN: WÄLLRÄF-
RICHÄRTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STÄDELSCHES INSTITUT UND STADT. GALERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGL. MUSEUM ZU SCHWERIN / STADT. MUSEUM DER
BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGL. MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG / PROVINZIAL-
MUSEUM IN HANNOVER / KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STADT. MUSEUM
ZU BRAUNSCHWEIG / MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU
FRANKFURT a. M. / KUNSTHALLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSEL-
DORF / ALTONAER MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG / FOLKWANG-
MUSEUM ZU HAGEN i. W. / DAS DEUTSCHE MUSEUM FÜR KUNST IN HÄNDEL UND
GEWERBE / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU OLDENBURG i. Gr. / GROSSHERZOGLICHES

LANDESMUSEUM IN DARMSTADT

BERLIN Die Umbauten im Innern der NÄ-
TIONALGÄLERIE haben zu manchen Verän-
derungen Anlaß gegeben, die — wenn auch zunäch ft
nur proviforifcher Natur — trotzdem in die
Äbfichten der Reorganifationsarbeit des Direktors
Ludwig Jufti manchen intereffanten Einblick ge-
ftatten. Im dritten Gefchoß hat die Sammlung
Grönvold mit ihren prächtigen Gemälden und
Studien von Wafmann, Rhoden und Janfen,
jenen füllen und feinen Künftlern aus den
erften Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, die
bis vor wenigen Jahren dem deutfchen Publi-
kum fo gut wie unbekannt geblieben waren,
eine muftergültige Aufteilung erfahren. Ein Teil
der Grönvold-Bilder ift bereits von der Jahr-
hundertausftellung her bekannt, doch ift es von
großer Bedeutung für die Erkenntnis der deut-
fchen Kunft des vergangenen Jahrhunderts, daß
man gerade in der Nationalgalerie Gelegenheit
haben wird, diefe Schäße kennen zu lernen, die
der Sammlung für ein Jahr als Leihgabe von
dem Beßrer überlaffen wurden. Die früher in
dem Saal der Sammlung Grönvold verteilt ge-
wefenen Fr an zofen haben in zwei Kabinetten
eine zwar nur vorläufige aber glänzende Neu-
aufteilung erfahren, bei der in erfter Linie das
Moment der gefchichtlichen Entwicklung, daneben
aber auch die reine künftlerifche Wirkung be-
rückfichtigt wurde. Die ältere Kunft der Fran-
zofen fteht hier faft kollektiv in fein abgeftimmtem
Gegenfatj zu den Zeugniffen der jüngeren Pe-
riode und durch Steigerung des Oberlichtes
werden die malerifchen Qualitäten der Bilder
weitaus intenfiver offenbar, als es bisher der
Fall war. Audi von der beabfichtigten Neuauf-
teilung der Nazarener-Fresken aus der Cafa
Bartholdg kann das Publikum fchon heute einen
guten Begriff bekommen, da Jufti probeweife
Hilfskopien der Bilder in dem neuen Raum an-
gebracht hat, der unter peinüchfter Anlehnung
an die Originalaufftellung im Haufe Bartholdy
und unter Weglaffung aller fpäter hinzugekom-

menen Beiwerke eine reizend intime Wirkung
vorfieht, die in dem bisherigen großen Raum
des Obergefchoffes, wo die Fresken das Befte
ihrer künftlerifchen Äbfidit einbüßen, niemals
möglich war. Durch diefe Überführung aber
wird der bisherige Raum in abfehbarer Zeit für
andere Werke frei, und auch im Erdgefchoß
werden durch den Umbau neue Räume entftehen,
um einen Teil der Bilder aufzunehmen, die bis-
her im Obergefchoß hingen. Im ganzen geht
Juftis Äbficht augenfcheinlich darauf hinaus, bei
der Neuordnung einmal den Beftand hiftorifch
mehr zu konzentrieren und künftlerifcher an-
zuordnen, auf der anderen Seite aber auch nach
wohl erwogenen Plänen Raum für die kommende
Vermehrung zu fchaffen. B.

AACHEN Für das neu errichtete Reiff —
Mufeum wurde aus einer hier kürzlich ftatt-
gehabten Äusftellung Joffe Gooffens Ölge-
mälde „Ein Sommertag“ (Dame in weißem Kleid
vor einem Kornfeld), für das Suermondt-
Mufeum das Gemälde „Unterhaltung“ an-
gekauft.

BASEL Im Kupferftichkabinett der KUNST-
SAMMLUNG ßndet eine Äusftellung von Zeich-
nungen und Graphik Albert Weltis ftatt. Es
ift dies die erfte Äusftellung die Weltis Schaffen
feit den achtziger Jahren erfchöpfend beleuchtet,
vor allem auch mit bisher unbekannten Zeich-
nungen und vielen graphifchen Unica.

In der Kunftfammlung wurde von privater
Seite Stauf fers „Waldlandfchat aus Heffelohe“
deponiert. Es ift die intereffante Freilichtmalerei
von 1879, die unlängft im deutfchen Kunfthandel
erfchien und die feinerzeit vom Cicerone publi-
ziert wurde (1911, Heft 24). C.

BOSTON M. Guiffrey vom Louvre, den das
ART MUSEUM als feinen Vertreter und bevoll-
mächtigten Käufer in Europa feit 6 Monaten

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